Ersatzkassen-Hausarztvertrag in Sachsen-Anhalt

Ärzte sollen Medikationscheck übernehmen

Berlin - 04.07.2013, 15:03 Uhr


In Sachsen-Anhalt soll es ab Oktober einen neuen Hausarztvertrag geben – Vertragspartner sind der Verband der Ersatzkassen und der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt. Ziel des Vertrages sei eine Stärkung der Lotsenfunktion der Hausärzte, melden die Vertragspartner heute. Bestandteil ist auch ein „Medikamentencheck“, bei dem die verordneten Arzneimittel besser aufeinander abgestimmt werden sollen.

Der neue Vertrag steht ab dem 1. Oktober den Versicherten der Barmer GEK, der DAK-Gesundheit, der KKH, HEK und hkk in Sachsen-Anhalt offen. „In einer Zeit, in der das Spektrum an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für die Versicherten immer unübersichtlicher wird, kommt den Hausärzten als Koordinatoren eine noch größere Bedeutung zu“, erläuterte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Mit dem Hausärzteverband und der beauftragten Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt habe man Partner gefunden, die das Ziel einer echten Verbesserung der Versorgung teilten.

Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass nicht-ärztliche Versorgungsassistentinnen Hausbesuche durchführen und Hausärzte entlasten, indem sie etwa Routineuntersuchungen oder die Versorgung von Wunden übernehmen. Bislang sind solche Besuche nur in Regionen mit tatsächlicher oder drohender Unterversorgung abrechenbar – im Rahmen dieses Vertrages überall im Bundesland.

Doch auch die Medikation soll der Hausarzt genau in den Blick nehmen. In Absprache mit der Krankenkasse soll er bei Versicherten, die eine große Zahl von Arzneimitteln einnehmen, einen Medikamentencheck durchführen. „Auf diese Weise soll erreicht werden, dass die verordneten Arzneimittel besser aufeinander abgestimmt und damit unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen vermieden werden können“, so vdek und Hausärzteverband. Hierbei sei auch der Einsatz der hausärztlichen Leitlinie „Multimedikation“ vorgesehen – diese hatte der vdek im Jahr 2012 mit seinem Zukunftspreis ausgezeichnet.

Auf Nachfrage, wie der „MediCheck“ ohne Beteiligung einer Apotheke laufen soll, hieß es: Der Hausarzt solle sich gemeinsam mit dem Patienten einen Überblick über dessen Medikation – einschließlich Selbstmedikation – verschaffen. Soweit eine Anpassung der Medikation erforderlich sein sollte, sei es sinnvoll, sich mit dem betreffenden Facharzt abzustimmen. Allerdings: Noch steht das Konzept nicht bis ins letzte Detail. Die Einzelheiten zum „MediCheck“ werden Ersatzkassen und Hausärzteverband in den kommenden Monaten bis zum Beginn des Vertrages Anfang Oktober erarbeiten, so eine vdek-Sprecherin.

Die Vergütung erfolgt gemäß den gesetzlichen Vorgaben (§ 73b SGB V) aus Einsparungen und Effizienzreserven. Diese sollen den Vertragspartnern zufolge im Arzneimittelbereich durch den Einsatz eines speziellen Softwaremoduls in den Arztpraxen erzielt werden. „Wir sind zuversichtlich, dass eine Refinanzierung der zusätzlichen Leistungen durch eine stärker strukturierte hausärztliche Versorgung gelingen kann“, sagt Elsner.

Andere Krankenversicherungen setzen beim Arzneimittelcheck ebenfalls auf den Hausarzt. So etwa die AOK Rheinland-Hamburg und die Privatversicherer Axa und Gothaer.


Kirsten Sucker-Sket