Typ-1-Diabetes

Welche Faktoren die Progression bestimmen

München - 05.05.2013, 07:00 Uhr


Die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes kann nur wenige Monate oder viele Jahre dauern. Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum in München haben jetzt herausgefunden, wann mit einer eher raschen und wann mit einer langsamen Entwicklung der Erkrankung zu rechnen ist.

Die Wissenschaftler haben Teilnehmer der BABYDIAB-Studie, die alle mindestens einen Verwandten mit Typ-1-Diabetes haben, von Geburt an 20 Jahre lang beobachtet. Dabei konnten sie zwei Extremgruppen mit einer intensiven Autoimmunreaktion identifizieren und vergleichen: die Gruppe der „Slow Progressors“, das sind Kinder, die erst mindestens zehn Jahre nach dem erstmaligen Auftreten von Autoantikörpern Typ-1-Diabetes bekommen, und die der „Rapid Progressors“, Kindern, die bereits nach spätestens drei Jahren erkranken.

Die größten Unterschiede zeigten sich bei der Entwicklung des Autoantikörpers IA-2A, der sich gegen das Inselzell-Antigen 2 richtet und der im Allgemeinen auf ein hohes Diabetes-Risiko hindeutet. Die Slow Progressors wiesen eine verzögerte Entwicklung von IA-2A auf.

Charakteristisch für die Rapid Progressors war ein höherer Anteil an Risikovarianten von Genen, die an der Steuerung der Immunantwort beteiligt sind. Diese Genvarianten sind einzeln mit einem relativ gering erhöhten Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes verbunden. Treten sie jedoch in bestimmten Kombinationen auf, begünstigt dies offensichtlich einen frühen Krankheitsausbruch. Dies gilt insbesondere für die Risikovarianten des Interleukin-2-Gens und des Interleukin-2-Rezeptor-Gens CD25, welche Immunreaktionen vermitteln. Dagegen konnte kein Unterschied zwischen beiden Gruppen bezüglich der HLA (Humanes Leukozyten Antigen)-Genvarianten gefunden werden, die das größte Risiko für Typ-1-Diabetes darstellen.

Grundsätzlich glichen sich die Kinder bezüglich demografischer Faktoren. Im Hinblick auf die Umweltbedingungen unterschieden sie sich lediglich nach Spontangeburt oder Kaiserschnitt: Während die Hälfte der Rapid Progressors per Kaiserschnitt auf die Welt kamen, war dies nur bei jedem sechsten Slow Progressor der Fall.

Literatur: Achenbach, P. et al.: Diabetologia 2013, doi: 10.1007/s00125-013-2896-y


Dr. Bettina Hellwig


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