Papillomaviren

Angepasste Strahlentherapie bei Krebs

Heidelberg - 04.09.2012, 09:41 Uhr


Humane Papillomaviren (HPV) können unter anderem Krebserkrankungen am Gebärmutterhals und im Mund-Rachen-Bereich hervorrufen. Die Heidelberger Strahlentherapeutin Privatdozentin Dr. med. Katja Lindel zeigte jetzt, dass diese Tumoren deutlich empfindlicher auf eine Strahlentherapie reagieren als vergleichbare Tumoren, bei denen keine Viren nachweisbar sind.

Lindel wurde für ihre Untersuchungen jetzt nach einer Presseinformation des Klinikums mit dem Hermann Holthusen-Preis der Deutschen Gesellschaft für Radio-Onkologie ausgezeichnet. Die Fachgesellschaft verleiht den mit 5.000 Euro dotierten Preis an junge Wissenschaftler bis 40 Jahre, die mit ihren Forschungsarbeiten dazu beitragen, die Strahlentherapie zu verbessern.

Die Preisträgerin wertete Daten von Patienten mit Tumoren im Rachenbereich aus, die ausschließlich mit Bestrahlung behandelt worden waren: Patienten mit Tumoren, in denen das Virus-Erbgut nachgewiesen werden konnte, hatten eine 30 Prozent höhere Chance, geheilt zu werden. Die Studie lässt darauf schließen, dass durch Papillomaviren ausgelöste Tumoren empfindlicher gegenüber Bestrahlung sind. Denselben Effekt beobachtete Lindel bei Gebärmutterhalskrebs. Eine Studie mit Patientinnen, die als Erstbehandlung eine Strahlentherapie erhalten hatten, ergab: Frauen, die positiv auf HPV getestet wurden, hatten ebenfalls eine um 30 Prozent höhere Überlebenschance als Frauen mit HPV-negativen Tumoren.

Darüber hinaus untersuchte die Wissenschaftlerin, welcher Abschnitt des Virenerbguts für die größere Anfälligkeit der Tumoren verantwortlich sein könnte: Bei einem Drittel der Patientinnen mit HPV-positivem Gebärmutterhalskrebs war der virale Genabschnitt E2 intakt. Diese Patientinnen hatten eine 20 Prozent höhere Heilungschance. Bei Versuchen mit isolierten Krebszellen waren Zellen mit funktionsfähigem E2-Gen strahlensensibler.

Diese Erkenntnisse könnten zukünftig für eine individuell angepasste Behandlung genutzt werden.


Dr. Bettina Hellwig