Arzneimittel und Therapie

Mit Blaubeeren gegen Zervixkarzinom

In-vitro-Studie bringt Extrakt als mögliches Adjuvans für die Strahlentherapie ins Gespräch

Gebärmutterhalskrebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen. Die kombinierte Radiochemotherapie ist im fortgeschrittenen Stadium das Mittel der Wahl, ihr Einsatz ist aber aufgrund der hohen Toxizität limitiert. In einer In-vitro-Studie konnte ein Blaubeerextrakt Krebszellen für die Strahlentherapie sensibilisieren und deren Selbstzerstörung fördern.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) der häufigste gynäkologische Tumor mit einer Schätzung von mehr als einer Million betroffener Frauen weltweit. In Deutschland erkrankten 2014 mehr als 4600 Frauen an einem Zervixkarzinom. Etwa 1540 Frauen sterben derzeit jährlich an der Tumorerkrankung. Zwar ist die Neuerkrankungsrate seit den 90er-Jahren stabil und die Sterblichkeit rückläufig, jedoch liegt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate nur bei 69%.

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Radiochemotherapie ist Therapiestandard

Als Behandlungsverfahren kommen bei einem Zervixkarzinom Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie infrage. Im fortgeschrittenen Stadium ist die kombinierte Cisplatin-basierte Radiochemotherapie der derzeitige Standard für die Versorgung. Dabei wirkt Cisplatin unterstützend durch die Erfassung bereits gestreuter Krebszellen und die Sensibilisierung der Zellen gegenüber der Bestrahlung. Obwohl Cisplatin zur Radiosensibilisierung bei der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs sehr effektiv ist, schränken die dosisabhängigen Nebenwirkungen und die Neigung von Krebszellen, Resistenzen gegen Cisplatin-basierte Therapien zu bilden, die Verwendung und Wirksamkeit ein. Es besteht also weiterhin ein dringender Bedarf an neuen Behandlungsmöglichkeiten. Viele neuere Studien haben den Einsatz diätetischer Maßnahmen im Kampf gegen Krebs untersucht.

Pflanzenstoffe gegen Tumore

Aktuelle Studien zeigen eine Wirkung von Pflanzeninhaltsstoffen auf die Verringerung der Karzinogenese, die Initiierung von gezieltem Zelltod und Apoptose sowie eine Reduktion des Rezidivrisikos. Insbesondere für Blaubeeren konnte ein Einfluss auf die Entstehung verschiedener Tumorarten, einschließlich Prostatakrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs und Brustkrebs, gezeigt werden. Als Mechanismen werden die Induktion des programmierten Zelltods und die Modulation von zellulären Reaktionsmechanismen genannt. Forscher untersuchten nun die Auswirkungen eines Blaubeer­extraktes in Kombination mit einer Strahlentherapie auf eine Zervixkarzinom-Zelllinie. Dabei wurde die kombinierte Blaubeerextrakt-Strahlentherapie mit einer alleinigen Strahlentherapie verglichen.

In-vitro-Daten zeigen Effekte

Die Ergebnisse der In-vitro-Studie zeigen, dass die Kombinationstherapie synergistische Effekte aufweist. Der Prozentsatz an Krebszell-Kolonien war nach der kombinierten Behandlung im Vergleich zu einer alleinigen Strahlentherapie signifikant niedriger. Weitere Versuche ergaben, dass die Hemmung der Proliferation und die Förderung der Apoptose die Krebszellen absterben lassen. Der antiproliferative Effekt korrelierte mit der Herabregulation der pro-proliferativen Moleküle Cyclin D und Cyclin E. Dies war in der Vergleichsgruppe ohne Blaubeerextrakt nicht nachzuweisen. Der pro-apoptotische Effekt der kombinierten Therapie korrelierte mit der Hochregulation des pro-apoptotischen Moleküls TRAIL. Dieses bindet an Todesrezeptoren und leitet die Apoptose ein. Die vorliegenden In-vitro-Ergebnisse legen nahe, dass Blaubeerextrakte ein mögliches Adjuvans für die Strahlentherapie sein könnten. Jedoch sind sowohl In-vivo-Tierstudien als auch klinische Studien nötig, um die Ergebnisse zu verifizieren und auf den Menschen übertragen zu können. |

Quelle

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Zentrum für Krebsregisterdaten. Robert Koch Institut. www.krebsdaten.de, abgerufen am 4. Januar 2018

Davidson K. et al. Blueberry as a Potential Radiosensitizer for Treating Cervical Cancer. Pathol Oncol Res, online publiziert am 30. September 2017, DOI:10.1007/s12253-017-0319-y

Apothekerin Janine Naß

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