Sächsischer Apothekertag

Politik hat enttäuscht

Bautzen - 22.04.2012, 17:14 Uhr


Enttäuscht über die Arbeit der schwarz-gelben Koalition zeigten sich die Apothekerinnen und Apotheker auf dem 10. Sächsischen Apothekertag, der am 21. und 22. April 2012 in Bautzen stattfand.

In einer Diskussionsrunde mit Gesundheitspolitikerinnen der CDU, SPD und FDP sprach Koch Klartext. Es sei zwar richtig gewesen, 2004 das Einkommen der Apotheker von den prozentualen Aufschlägen auf Arzneimittel abzukoppeln und ein Fixhonorar einzuführen. „Aber wir haben auf die Politik vertraut, dass entsprechende Anpassungen des Honorars erfolgen“, so Koch. Trotz steigender Kosten, steigender Gehälter für Mitarbeiter und trotz steigender Inflation sei die Anpassung bis heute nicht erfolgt. „So geht es nicht weiter“, rief Koch den Gesundheitspolitikerinnen zu. „Der Apotheker bekommt heute für seine Leistung keine adäquate Vergütung mehr, die Marge reicht nicht mehr aus.“

Obwohl die Gesundheitspolitikerinnen Maria Michalk (CDU), Dr. Marlies Volkmer (SPD) und Kristin Schütz (FDP) Verständnis für die Situation der Apotheker zeigten, konnte sich keine dazu durchringen, den Apothekern zu versprechen, sich deutlich für eine Honorarerhöhung einzusetzen. Michalk verwies auf widersprüchliches Zahlenmaterial, was Koch energisch zurückwies.
Eine Chance sieht die CDU-Politikerin jedoch in der anstehenden AMG-Novelle, mit der eine Anpassung des Honorars geregelt werden könnte. Volkmer dagegen riet eher dazu, eine Anpassung der Notdienst- und BtM-Gebühr zu verfolgen. Schütz wollte den Bundesgesundheitsminister auf die Dringlichkeit des Problems erneut hinweisen. Lediglich bei den anstehenden Verhandlungen zum Kassenabschlag bekannten sich die Politikerinnen dazu, 1,75 Euro als Ausgangspunkt der Verhandlungen festzulegen.

Unbefriedigend sei, so Koch, auch die ungelöste Frage eines Pick up-Verbots. Eine Meinungsäußerung des Innenministeriums zu Pick up, wonach es keinen Anlass sehe, Pick up aus Gründen der Arzneimittelsicherheit zu regeln, „stellt für den gesamten Berufsstand eine solche Ohrfeige dar“, so Koch, „dass ich die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht erst einmal nur anzweifeln kann.“ 
Die CDU-Gesundeitspolitikerin Michalk: „Pick up muss endlich weg, das ist auch meine Meinung. Ich bin dieses Thema mittlerweile auch leid.“ Auch Volkmer wünscht sich von Seiten der SPD eine Abschaffung von Pick up. Konfrontiert mit dem jüngsten Entwurf eines Grundsatzprogramms der SPD, in dem sich die SPD zu mehr Liberalisierung im Arzneimittelwesen bekennt, merkte Volkmer an: „Ich weiß auch nicht, wie diese Formulierungen da hineingekommen sind.“ Sie stellte klar, dass es trotz dieses Passus keine Tendenzen in der SPD gebe, weitere Liberalisierungen im Apothekenbereich vornehmen zu wollen. „Im Wahlprogramm 2013 der SPD wird diese Formulierung nicht mehr auftauchen“, versprach sie.


Peter Ditzel