Beratung

Smarte Blutdruckmessung mit Mehrwert

Per Uhr, Manschette am Handgelenk oder Manschette am Oberarm – wie misst man am besten?

Die digitale Welt erobert zunehmend auch den Gesundheitssektor. So drängen unter anderem mehr und mehr smarte Geräte auf den Markt, die per Bluetooth oder WLAN den Blutdruck messen und zum Teil auch ein EKG ableiten können und die ermittelten Daten an eine App auf ein Smartphone übertragen. Doch sind die Geräte im Alltag praktikabel? Und wie genau sind die Messungen?
Foto: adrian_ilie825/AdobeStock

Die Hypertonie ist bereits längst eine Volkskrankheit. Den Betroffenen wird in aller Regel die Blutdruckselbstmessung nahegelegt. Das dient der engmaschigen Kontrolle des Blutdrucks und trägt zudem der Tatsache Rechnung, dass die Messungen in der Arztpraxis oft nicht die Realität, sondern möglicherweise eine sogenannte „Weißkittel-Hypertonie“ widerspiegeln. So mancher Patient hat jedoch Schwierigkeiten mit der konventionellen Blutdruckmessung nach Riva-­Rocci (RR), also mit dem Anlegen einer luftleeren Blutdruckmanschette am Oberarm, dem Aufpumpen der Manschette und der Beurteilung der Pulswelle beim Ablassen der Luft. Deutlich komfortabler sind Messgeräte, die den Blutdruck am Oberarm oder am Handgelenk messen und digital den ermittelten Wert angeben. Als besonders fortschrittlich gelten inzwischen smarte Messgeräte, die den Blutdruck messen und die Blutdruckwerte direkt an eine App auf dem Smartphone übertragen, wo sie dann gespeichert werden. Es gibt Geräte mit Oberarm- oder mit Hand­gelenkmanschette und inzwischen ist die Blutdruckmessung auch bereits per Smartwatch möglich.

Der Vorteil der smarten Messung liegt auf der Hand: Die ermittelten Werte werden über die App übersichtlicher dargestellt als auf herkömmlichen Geräten mit Display [1]. Es ist außerdem der Verlauf der Messwerte darstellbar, was bei der medizinischen Beurteilung des Blutdruckverhaltens – beispielsweise am Tage oder in der Nacht – durchaus relevant sein kann. Manche Geräte besitzen ferner die Möglichkeit, den Pulsschlag aufzuzeichnen sowie eine EKG-Funktion, die Hinweise auf das Vorliegen eines Vorhofflimmerns geben kann.

Messung per Smartwatch

Die Blutdruckmessung via Smartwatch ist quasi der „letzte Schrei“ der modernen Blutdruckmessung. Eine Oberarmmanschette ist nicht mehr erforderlich, das umständliche Anlegen und Aufpumpen entfällt. Allerdings muss die Smartwatch regelmäßig mit einer Oberarmmanschette kalibriert werden, was durchaus Probleme bereiten kann.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Es sind inzwischen verschiedene smarte Blutdruckmessgeräte verfügbar, zum Teil bieten einzelne Hersteller sogar mehrere unterschiedliche Geräte an. Diese variieren im Preis und auch hinsichtlich der Praktika­bilität. Das kann Kaufempfehlungen erschweren und die individuelle Kundenberatung in der Apotheke zu einer Herausforderung werden lassen. Denn wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual, welches Messgerät im individuellen Fall besonders gut geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dennoch gibt es einige Grundregeln, an denen man sich orientieren kann. So ist zunächst zu hinterfragen, ob der Switch von der konventionellen zur smarten Blutdruckmessung überhaupt sinnvoll ist.

Wer bislang mit dem konventionellen Ansatz gut zurechtgekommen ist, muss nicht zwingend auf ein smartes Gerät umsteigen. Für all jene jedoch, die schon mit dem Anlegen der Blutdruckmanschette am Oberarm Schwierigkeiten haben, ist die Umstellung wahrscheinlich vorteilhaft. Auch wer neben dem Blutdruck weitere Gesundheitsdaten wie etwa die Herzfrequenz erfassen möchte oder eine Schlaf- und eventuell auch eine Zyklusüberwachung wünscht, ist mit einer entsprechenden Smartwatch, die diese Funktionen bietet, gut beraten [2]. Zu bedenken ist dann jedoch die Notwendigkeit der regelmäßigen Kalibrierung mit der Oberarmmanschette bei der Blutdruckmessung, sodass diese Geräte insbesondere für Anwender geeignet sind, die tatsächlich häufig ihren Blutdruck bestimmen [2]. Weitere Aspekte, die hinsichtlich der Kaufberatung zu beachten sind, sind die Bedienerfreundlichkeit des Geräts, die Größe und Helligkeit des Displays sowie die Akku-Laufzeit.

Smarte Geräte im Test

Die nachstehenden smarten Blutdruckmesser wurden von „Computerbild“ hinsichtlich der Messgenauigkeit und ihrer Praktikabilität getestet und wie folgt bewertet [3]:

  • Platz 1: Omron M500 Intelli IT: Ausschlaggebend war die Testgenauigkeit. Das Gerät sendet die Messergebnisse via Bluetooth als Push-Nachricht ans Handy. Die starre Manschette des Blutdruckmessers wurde zum Teil als „ungemütlich“ empfunden, erleichterte andererseits aber das Anlegen in der korrekten Position.
  • Platz 2: Braun ExactFit 5 Connect: Neben der hohen Genauigkeit der Messergebnisse überzeugte dieses Gerät durch zwei Manschettengrößen. Die Handhabung durch das flexible Material ist erleichtert, kann allerdings zu Problemen mit dem richtigen Sitz führen.
  • Platz 3: Withings BPM Connect: Dieses Gerät zeichnet sich laut Testbericht durch eine elegante Manschette aus, ist WLAN-fähig und zeigt eine gute Datenaufbereitung. Neben der nicht so guten Testgenauigkeit besteht ein Nachteil darin, dass nicht alle Test­personen das Gerät problemlos bedienen konnten. Es ist, so die Beurteilung im Test, vor allem für Technik-Fans geeignet.
  • Platz 4: Omron RS7 Intelli IT: Dieser Blutdruckmesser ist besonders kompakt, allerdings ist es zum Teil schwierig, die Handgelenkmanschette korrekt anzulegen. Die Messungen waren nicht immer genau und auch die Dateninterpretation ließ zu wünschen übrig.
  • Platz 5: Samsung Galaxy Watch 3: Das Gerät wird als befriedigend eingestuft, da die Praktikabilität gut ist und die ermittelten Werte ausreichend genau sind. Auch klappte die notwendige Kalibrierung nicht zuverlässig. Das Gerät scheint vor allem eine Option für Technik- und Smartwatch-Fans zu sein.
  • Platz 6: Samsung Galaxy Watch Active 2: Die Smartwatch hat im Vergleich zu der zweiten geprüften Uhr zur Blutdruckmessung hinsichtlich der Messgenauigkeit weniger gut abgeschnitten, auch gab es bei einigen Testpersonen Schwierigkeiten mit der Kalibrierung.
  • Platz 7: Beurer BC 54 Bluetooth: Ausschlaggebend für die Bewertung war das für Laien im Test doch recht schwierige Anlegen der Handgelenkmanschette. Außerdem war auch bei korrektem Sitz die Messgenauigkeit nicht immer ausreichend. Ansonsten war, so heißt es in der Ergebnisbegründung, die Bedienung einfach und für das Gerät spricht, dass es sich auch ohne Cloud und Smartphone nutzen lässt.

Verschiedene Geräte im Test

Interessant sind vor diesem Hintergrund die Ergebnisse eines Gerätetests durch Computerbild, bei dem sieben Blutdruckmessgeräte mit smarter Bluetooth-Funktion hinsichtlich verschiedener Parameter miteinander verglichen wurden [3]. Getestet wurden Geräte, die den Blutdruck mit Oberarm- oder Handmanschette oder via Smartphone bestimmen. Jedes Testgerät wurde in einer Klinik an fünf Testpersonen geprüft, bei denen zum Teil eine Hypertonie bekannt war. Die Manschetten und Uhren wurden von klinischem Personal angelegt und der Blutdruck wurde jeweils am gleichen Arm fünf Mal zu unterschiedlichen Tageszeiten gemessen. Am zweiten Arm prüfte das Personal den Blutdruck mit einer mechanischen Oberarmmanschette als Referenz. Abweichungen von bis zu 5 mmHg zur Referenz wurden als tolerabel akzeptiert, bei Abweichungen ab 10 mmHg wurde die Aussagekraft der Messung als gering beurteilt.

Als Testsieger ermittelte die Untersuchung zwei Geräte, die den Blutdruck per Oberarmmanschette ermitteln (siehe Kasten „Smarte Geräte im Test“). Das entscheidende Kriterium war dabei die Messgenauigkeit. Bei einem der Geräte betrug die Abweichung zur Referenz im Mittel systolisch nur 3 mmHg und diastolisch nur 2 mmHg. Auf Platz 2 landete ein Gerät mit einer Abweichung von 4 mmHg und 3 mmHg. Ähnlich gut hinsichtlich der Messgenauigkeit schnitt eine getestete Smartwatch ab. Sie hat jedoch den Nachteil der notwendigen Kalibrierung, die im Test allerdings nicht immer problemlos funktionierte. Hinzu kommt, dass mit der Smartwatch keine Blutdruckmessung möglich ist, wenn beispielsweise das Pulswellen­signal aufgrund von Durchblutungsstörungen oder bei kühler Haut für die Uhr schlecht erkennbar ist.

Die Testpersonen wurden ferner gebeten, mit den jeweiligen Geräten eine Selbstmessung vorzunehmen. Bei einigen Geräten war das Anbringen der Manschette in der richtigen Position nicht einfach, was jedoch die Voraussetzung für korrekte Messungen ist. Vorteilhaft schnitten auch in dieser Hinsicht Geräte mit Oberarmmanschette ab, da bei ihnen die Messung quasi automatisch auf Herzhöhe erfolgt, was bei Handmanschetten nicht zwangsläufig der Fall ist. |

Literatur

[1] Dirscher H-C. Die besten Blutdruckmessgeräte 2021 mit App: Kaufberatung. PC Welt, November 2021, www.pcwelt.de/ratgeber/Die-besten-Blutdruckmessgeraete-2021-mit-App-Kaufberatung-10777804.html

[2] Smartwatches mit Blutdruck und EKG. Media Magazin, September 2021, https://mediamag.mediamarkt.at/detail/smartwatches-mit-blutdruck-und-ekg.html

[3] Struck J. Blutdruckmessgeräte im Test: Vergleich sieben smarter Geräte. Computerbild, Mai 2021, www.computerbild.de/artikel/cb-Tests-Wearables-Blutdruckmessgeraete-Test-Vergleich-30147647.html

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

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