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Beratung

Hochempfindlich

Evidenzbasierte Empfehlungen zur Pflege der Babyhaut

Die anatomische Reife der Haut gesunder, reifgeborener Säuglinge korreliert nur teilweise mit der funktionellen Reife. Die Neugeborenenhaut unterliegt in den ersten Lebensmonaten wichtigen Änderungen, die der Ausbildung und Integrität der Hautbarriere dienen. Eine säuglingsgerechte Hautpflege unterstützt die Barrierefunktion der Haut und beugt der Entstehung einer atopischen Dermatitis vor. In der Beratung junger Eltern kann die Apotheke vor Ort eine evidenzbasierte Pflege der Neugeborenen- und Säuglingshaut vermitteln und die stärkenden und störenden Faktoren für die Hautschutzbarriere nennen. | Von Tatjana Buck

Die Haut dient als mechanische und regulative Barriere zwischen Organismus und Umwelt. Sie bietet Schutz vor chemischer, physikalischer und ultravioletter Schädigung sowie mikrobieller Invasion. Sie steuert die Körpertemperatur und ist vor allem bei Neugeborenen und Säuglingen für die Regulation des transepidermalen Wasserverlusts (TEWL), des Gasaustauschs und der transkutanen Resorption zuständig.

Das Hautorgan besteht aus drei Schichten (Abb. 1):

  • der Epidermis mit Anhangsgebilden,
  • der Dermis und
  • der Subkutis.

Die Epidermis ist ein mehrschichtiges, verhornendes Platten­epithel, das zu über 90% aus Keratinozyten gebildet wird. Sie zeigt eine deutliche Stratifikation in vier Differenzierungsstadien: Stratum basale, Stratum spinosum, Stratum granulosum und Stratum corneum. Innerhalb der einzelnen Schichten durchlaufen die Keratinozyten eine genetisch definierte terminale Umwandlung in eine funktionstragende Hornschicht: Das einschichtige, der Basalmembran aufliegende Stratum basale ist als Sitz der Stammzellen zuständig für die Keratinozytenproliferation. Das Hauptstrukturprotein der Epidermis, niedrigmolekulares Zytokeratin, wird in den Zellen des Stratum basale gebildet.

Querschnitt durch die Haut Bei Neugeborenen sind die Strukturen der Hornschicht und der tieferen Schichten lockerer als bei Erwachsenen, die Schutzfunktionen müssen erst reifen. In den ersten Lebenswochen ist sie sehr empfindlich gegenüber Belastungen von außen.

Im folgenden, zwei bis fünf Zelllagen dicken Stratum spinosum differenziert niedrigmolekulares Zytokeratin zu hochmolekularen Strukturen. Die Keratinozyten sind über Desmosomen, spezielle Haftplatten, verbunden. Desmosomen tragen die Hauptlast der interzellulären Adhäsion.

Im Stratum spinosum erfolgt die Synthese von

  • Profilaggrin, das mit Keratinfilamenten Keratohyalin-­Granula bildet,
  • Involucrin, ein zystinreiches, unlösliches Protein, und
  • Odland-Körperchen, die parallele Platten von Glykosyl­ceramiden, Sterolestern, Phospholipiden und hydrolytischen Enzymen enthalten.

Im meist einlagigen Stratum granulosum wird das Pro­filaggrin der Keratohyalin-Granula dephosphoryliert und zerfällt proteolytisch in Filaggrin-Monomere. Das filament aggregating protein Filaggrin ist eines der mengenmäßig häufigsten Strukturproteine der Epidermis und sorgt für eine Aggregation der Keratin-Filamente zu Makrofibrillen. Es ist das Schlüsselprotein der Keratinisierung und sorgt als wichtiges Strukturprotein für die Ausbildung und Integrität der epidermalen Barriere.

Die Keratinisierung bewirkt eine Abplattung der Zellen mit Autophagie des Zellkerns und aller Zellorganellen. Das an der Innenseite der Membran angelagerte Involucrin wird durch die calciumabhängige Transglutaminase 1 mit verschiedenen Proteinen wie Loricrin, Pancornulin und Cornifin zu einer kompakten, undurchlässigen Hüllschicht vernetzt (cornified envelope). Diese Verdichtung der Hornzellen sorgt für Festigkeit und chemische Resistenz gegenüber Keratolytika und organischen Lösungsmitteln. Angelagert an den cornified envelope ist eine ceramidreiche Lipidschicht (covalently bound envelope).

In den oberen Schichten des Stratum granulosum werden Organellen ausgeschleust, membranüberzogene Odland-Körperchen. Nach enzymatischer Hydrolyse setzen sie Ceramide, freie Fettsäuren und Cholesterol in den interzellulären Raum frei. Diese bilden eine starre, zementartige Kitt­substanz aus breiten, parallelen, wasserdichten Lamellen.

Der Aufstieg der Zellen des Stratum granulosum in das Stratum corneum erfolgt im Zellverbund und streng geometrisch geordnet.

Das Stratum corneum ist die wichtigste Schicht der Hautbarriere. Nach der terminalen Differenzierung entsteht eine Hornschicht aus regelmäßig angeordneten, durch das cornified envelope starren, mit hochmolekularem Keratin in einer Filaggrin-Matrix gefüllten Korneozyten, die durch undurchlässigen Lipid-Zement verbunden sind. Aus hormonell gesteuerten Talgdrüsen gelangen Sebum-Lipide über Haarfollikel an die Hautoberfläche und ergänzen den Lipid-Zement. Zur weiteren mechanischen Stabilisierung tragen spezielle Corneodesmosomen und porenbildende Proteinkomplexe in den Zellmembranen (gap junctions) bei.

Filaggrin zerfällt im Stratum corneum zu Aminosäuren, die als natürliche Feuchthaltefaktoren (natural moisturizing factor, NMF) die Hornhaut hydratisieren und durch ihre wasserretinierende Wirkung den transepidermalen Wasserverlust verringern. Das Zerfallsprodukt Urocaninsäure sorgt für einen Schutz vor ultravioletter Strahlung, Milchsäure senkt den pH-Wert der Haut und wehrt somit einer möglichen pathogenen mikrobiellen Besiedelung entgegen.

Filaggrin gilt als ein Risikofaktor für die Entstehung einer atopischen Dermatitis. Die Filaggrin-Loss-of-Function-Mutation bewirkt eine verminderte Proteinexpression mit Beeinträchtigung der Hautbarrierefunktion sowie verminderter lokaler mikrobieller Abwehr und Erhöhung des Haut-pH-Werts. Das Atopierisiko ist zwei- bis fünffach erhöht.

Die Basalmembran hat als Grenze zur Dermis die Aufgabe der dermoepidermalen Vernetzung. Dabei binden Hemi­desmosomen und Ankerfilamente basale Keratinozyten an die Basalmembran. Ankerfibrillen sorgen für eine feste Verbindung der Basalmembran mit der Dermis. Eine weitere Verbindung der Schichten erfolgt durch die Ausbildung von epidermalen Reteleisten und dermalen Papillen. Die wellenartige Struktur verbessert die Haftung von Epidermis und Dermis und sorgt für eine Dehnungsreserve.

Die Dermis gliedert sich in Stratum papillare und Stratum reticulare. Das Stratum papillare enthält zahlreiche Blut- und Lymphgefäße und dient der Nährstoffversorgung der Epidermis. Das Stratum reticulare mit straffem, fibroelastischem Bindegewebe enthält hauptsächlich das aus dicken Fasern bestehende Kollagen Typ I, das eine hohe Reißfestigkeit des Gewebes gewährleistet.

Die Subkutis als fettgewebereiches Bindegewebe ist neben Verschiebeschicht auch Wärmeregulator und Fettspeicher.

Anatomisch ist die Haut eines reifen Neugeborenen mit der Haut eines Erwachsenen vergleichbar (Tab. 1). Der Durchmesser der Dicke der Epidermis und des Stratum corneum nimmt durch die Proliferation des Stratum basale innerhalb der ersten sechs bis acht Lebenswochen zu und erreicht die Dicke der Erwachsenenhaut. Die Vernetzung von Epidermis und Dermis durch Hemidesmosomen ist identisch der Vernetzung bei Erwachsenen.

Tab. 1: Hautstruktur beim Neugeborenen im Vergleich zur Haut des Erwachsenen [Quelle: Kinderdermatologie, Peter H. Höger, 3. Auflage 2011]
Kriterium
reifes Neugeborenes
Erwachsener
Durchmesser ­Gesamthaut
1,2 mm
2,1 mm
Durchmesser ­Epidermis
40 bis 50 µm
50 bis 60 µm
Durchmesser ­Stratum corneum
9 bis 10 µm
10 bis 15 µm
Anzahl der ­Hornzelllagen
10 bis 15
mindestens 15
Palmoplantar: > 1000
Anzahl Hemidesmosomen
normal
normal
dermoepidermale Vernetzung
vermindert
normal
Kollagenfaserbündel in der ­retikulären Dermis
mittel
groß
elastische Fasern in der retikulären Dermis
kleine, strukturell unreife Faserstruktur, zahlenmäßig normal
große Fasern mit ausgereifter Faserstruktur
Subkutis
subkutanes Fettgewebe gut entwickelt (braunes Fettgewebe)
subkutanes Fettgewebe gut entwickelt (weißes Fettgewebe)

Postnatale Strukturänderung und Hautreifung

Die dermoepidermale Vernetzung ist noch unvollständig und die Haut mechanisch instabil. Sie kann durch Scherkräfte, wie z. B. festes Abrubbeln mit einem Handtuch oder unsachgemäßes Entfernen von Pflasterverbänden, leicht verletzt werden. Sichtbar sind Ablederungsverletzungen durch Blasenbildung der Haut. Erst innerhalb der ersten Lebensmonate bildet die Epidermis Fortsätze, die bis in die Dermis hineinreichen (epidermale Reteleisten), und dermale Papillen aus, die eine mechanische Stabilität garantieren. Zu einer weiteren Festigung entsteht durch die Bildung dicker, dicht und in Bündeln gepackte Kollagen-Typ-I-Fasern. Durch die Reifung großer Elastin-Fasern verbessert sich die Gewebeelastizität.

Pränatal wird der Fetus von der Vernix caseosa, der Käseschmiere, umgeben. Sie besteht aus Wasser (80,5%), Proteinen (10,3%) und Lipiden (9,2%). Der Lipidfilm, der ähnlich wie in der postnatalen Haut aus Sebum- und epidermalen Lipiden besteht, schützt vor Mazeration und wirkt antibakteriell. Die postnatale, epidermale Lipidbarriere bildet sich erst innerhalb des ersten Lebensjahres aus. Bis dahinist der Wasserverlust erhöht, das Stratum corneum aufgrund geringer natürlicher Feuchthaltefaktoren wenig hydratisiert. Talgdrüsen liefern noch keine Sebum-Lipide, sodass die Haut des Neugeborenen physiologisch trocken und rau ist. Die noch unreife Hautbarriere ermöglicht die transkutane Resorption potenziell gefährlicher Stoffe.

Auch die Fähigkeit zur Thermoregulation ist mangelhaft. Die fehlende Möglichkeit zur Vasokonstriktion bei maximaler Ausprägung des Kapillarnetzes und einer 2,5- bis 3-fach erhöhten Körperoberfläche gefährden das Neugeborene, da es zu einem Wärmeverlust kommen kann. Braunes, subkutanes Fettgewebe sorgt für eine zitterfreie Wärmebildung. Die Fähigkeit zum Schwitzen ist nach der Geburt noch nicht vorhanden.

Der pH-Wert sinkt innerhalb der ersten vier Lebenswochen auf 5,2 bis 5,5. Die pH-Homöostase ist instabil und anfällig für Störfaktoren. Die mikrobielle Hautflora siedelt sich im sauren Milieu an. Saprophyten verdrängen pathogene Keime.

Säuglingshaut profitiert von richtiger Pflege

Die aktuellen, evidenzbasierten Empfehlungen zur Hautreinigung und Hautpflege von Säuglingen und Kleinkindern berücksichtigen die physiologischen Besonderheiten der Babyhaut. Im Rahmen eines zweiten Roundtable-Meetings haben europäische Hautexperten ihre Pflegeratschläge von 2009 auf der Basis neuer Studiendaten zu folgenden Kern­themen aktualisiert:

  • Erstreinigung nach der Geburt,
  • (regelmäßiges) Baden,
  • Eincremen mit Emollienzien,
  • Pflege der Windelregion.

Direkt nach der Geburt soll das Neugeborene nicht mit Wasser gewaschen, sondern lediglich mit einem trockenen Handtuch abgetupft werden. Reste der Vernix caseosa können sanft in die Haut eingecremt werden. Das erste Bad erfolgt nach Stabilisierung der Körpertemperatur.

Ältere Neugeborene und Säuglinge mit und ohne Nabelschnurrest sollen mindestens zwei- bis dreimal pro Woche für fünf bis zehn Minuten bei einer Wassertemperatur von 37 bis 37,5°C und einer Raumtemperatur von 21 bis 24°C gebadet werden. Bezüglich der Entwicklung der Hautbarrierefunktion scheint es günstiger, die Kinder zu baden, als mit einem Waschlappen zu waschen. Die Experten raten, flüssige Hautreiniger mit synthetischen Tensiden zu verwenden (Syndets), ohne Zusatz von Natriumlaurylsulfat. Seifen interagieren mit dem Stratum corneum, quellen die Hornschicht und lösen Lipide sowie natürliche Feuchthaltefaktoren, wodurch der Haut-pH-Wert erhöht wird. Sie sind für Babys nicht geeignet. Auch Zusätze zum Badewasser, wie kleine Mengen Babyöl oder pflegende Waschlotion, sind möglich (z. B. Lansinoh® Earth Friendyl Baby Schaumbäder, Sebamed® Waschlotion Haut & Haar, Weleda® Calendula Baby Cremebad). Baden ohne und mit Zusatz hat keinen Einfluss auf die postnatale Hautreifung. Direkt nach dem Baden soll der Säugling sanft mit einem Handtuch getrocknet und als Schutz vor Auskühlung bedeckt werden.

Die Hautbarriere wird durch das Eincremen von Emollienzien nachhaltig gestärkt. Nach dem Baden und mindestens zweimal pro Woche sollen sie in einer dünnen Schicht aufgetragen werden. Okklusion – vor allem in Hautfalten – ist zu vermeiden. Im Sommer sollen Emollienzien mit hohem Wassergehalt (z. B. Linola® Creme, Weleda® Calendula Pflegecreme), im Winter solche mit höherem Fettanteil (z. B. Linola® fett Creme, Asche Basis Fettsalbe, Weleda® Calendula Wind- und Wetterbalsam) aufgetragen werden. Bei einer vorübergehenden Hauttrockenheit können Öle angewendet werden. Dabei ist auf eine pharmazeutische Qualität zu achten. Mineralöle sind in der Säuglingspflege nicht ausgeschlossen. Öle sind aber aufgrund fehlender Untersuchungen nicht Mittel der Wahl, Emollenzien dagegen erhalten und schützen die Hautbarriere.

Bei einer Neugeborenen-Akne sollte auf Emollienzien und Öl verzichtet werden. Neugeborene und Säuglinge mit Risiko für die Entwicklung einer atopischen Dermatitis profitieren von der präventiven Anwendung von Emollienzien. Das Atopierisiko kann durch die konsequente Anwendung einer Basistherapie deutlich reduziert und die Hautbarrierefunktion verbessert werden. Pathologische Veränderungen der Haut, die über das Maß der physiologischen Hauttrockenheit

hinausgehen, müssen kinderärztlich abgeklärt werden. Natürlich kann die Haut von Babys auch eingecremt werden, wenn sie sich trocken und rau anfühlt. Speziell an empfindliche, trockene Baby- und Kinderhaut richten sich z. B. die Marken Dermifant®

oder Eubos®

Kinder Haut Ruhe. Die Windelregion sollte mit einer Heilsalbe gepflegt werden(s. Tab. 2). Es gilt, durch regelmäßigen Windelwechsel die Windelregion sauber und trocken zu halten, wodurch einer Windeldermatitis (toxisches Kontaktekzem) vorgebeugt werden kann. Die Reinigung kann mit einem Wattepad oder Waschlappen mit Wasser oder bereits ab der Geburt mit Feucht­tüchern erfolgen. Die Feuchttücher dürfen den pH-Wert der Haut nicht beeinträchtigen. Inhaltsstoffe wie Alkohol, Parfüm, ätherische Öle, Seifen und Detergenzien sind zu vermeiden. Auf eine Konservierung der Feuchttücher darf nicht verzichtet werden.

Tab. 2: Pflegecremes und -salben bei Windeldermatitis (Auswahl)
Präparat
Wirkstoff(e)
Weleda® Calendula Babycreme
Zinkoxid, Mandelöl, Kamillen­blüten- und Ringelblumenblüten-Extrakt
Bepanthen® Wund- und Heilsalbe
Dexpanthenol
Candio® Hermal Softpaste
Nystatin
Mirfulan® Salbe
Zinkoxid, Lebertran, Harnstoff, Hamamelisrinden-Destillat
Multilind® Heilsalbe mit Nystatin
Zinkoxid, Nystatin
Nystaderm® Creme
Nystatin
Tannolact® Creme
Phenolsulfonsäure-Phenol-Urea-Formaldehyd-Kondensat
Tannosynt® Creme
Phenolsulfonsäure-Phenol-Urea-Formaldehyd-Kondensat

„Ideale“ Hautreiniger- und Hautpflegeprodukte

Die Bandbreite der Baby- und Säuglingsprodukte zur Reinigung und Pflege ist groß. Die Evidenzlage ist aber gering, da die Produkte meist Kosmetika nach EG-Verordnung und keine Arzneimittel sind. Eine einheitliche und umfassende Liste für auf Babyhaut geprüfte Inhaltsstoffe gibt es nicht.

Hilfestellung kann das Cosmetic Ingredient Review (CIR) geben. Das Expertengremium bewertet unter Beteiligung der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) die Toxizität kosmetischer Inhaltsstoffe. In der Europäischen Union haben diese Reviews allerdings keinen bindenden rechtlichen Charakter.

In der EU zugelassene kosmetische Stoffe und Inhaltsstoffe findet man in der Datenbank der Europäischen Kommission Cosmetic Ingredient Database (CosIng). Eine Liste der in kosmetischen Mitteln zugelassenen Konservierungsstoffe enthält die EG-Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über kosmetische Mittel (Nr. 1223/2009). Bei Bedarf bewertet das Bundesinstitut für Risikobewertung die Inhaltsstoffe von Kosmetika hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Unbedenklichkeit.

Für industriell gefertigte Produkte zur Babypflege gilt: Alle Inhaltsstoffe sollen wissenschaftlich-dermatologisch getestet und für Säuglinge ausgewiesen sein. Ein Puffersystem soll einen leicht sauren Haut-pH-Wert von 5,5 gewährleisten und die Hautflora nicht beeinträchtigen. Die Produkte dürfen milde Emulgatoren und Konservierungsmittel enthalten.

Es gibt viele Pflegepräparate speziell für atopische Haut. Neben der Emulsionsbasis enthalten sie verschiedene Inhaltsstoffe, die den Krankheitsverlauf bei einer Neurodermitis positiv beeinflussen sollen. Dazu gehören unter anderem Allantoin (z. B. in Bedan®, Dermasence® BarrioPro), Glycerin (z. B. in Balneum®, Neuroderm®, Physiogel Calming Relief) und Nachtkerzensamenöl (z. B. in Eucerin® AtopiControl®, Linola® Gamma). Wichtig ist, dass eine Basispflege konsequent angewendet wird, auch wenn sich die Haut des Kindes gerade in einem guten Zustand befindet.

Individuelle Rezeptur in der Apotheke vor Ort

Es ist wichtig, die Haut von Neugeborenen und Kleinkindern möglichst wenigen Substanzen auszusetzen. Mütter nehmen gern das Angebot an, in der Apotheke für Babys mit trockener Haut eine individuelle Basispflege herzustellen. Die Kühlcreme DAB ist ein gut verträgliches Basistherapeutikum bei trockener Haut und atopischer Dermatitis.

Zusammensetzung Kühlcreme DAB:

gelbes Wachs 7 Teile

Cetylpalmitat 8 Teile

raffiniertes Erdnussöl 60 Teile

gereinigtes Wasser 25 Teile

[Quelle: DAC/NRF Rezepturhinweis, Stand 22. November 2016]

Ihr Kühleffekt entsteht durch die Abgabe mechanisch gebundenen Wassers auf die Haut. Die Pseudo-Emulsion verzichtet auf Emulgatoren und Konservierungsmittel. Die Haltbarkeit ist auf vier Wochen beschränkt.

Die lipophile, weiche Creme mit einem pH-Wert von 5 bis 6 kann kein weiteres Wasser aufnehmen. Bei der Einarbeitung von Moisturizern müssen daher wasserlösliche Wirk- und Hilfsstoffe in die 25%-ige Wasserphase mit einbezogen werden. Die am häufigsten eingesetzten Moisturizer sind Harnstoff und Glycerin.

Harnstoff verbessert die Hautbarrierefunktion und induziert antimikrobielle Peptide sowie die Proteine Filaggrin, Involucrin und Transglutaminase 1. Bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr beobachtet man auch in niedrigen Konzentrationen ein passageres Brennen (Stining-Effekt). Daher wird Harnstoff bei Säuglingen nicht empfohlen. Hier ist Glycerin Moisturizer der Wahl.

Weitere für Säuglinge und Kleinkinder ungeeignete Grundlagen und Hilfsstoffe sind Polyethylenglycol-haltige Ausgangssubstanzen. Sie verändern die Permeation der Haut für Wirk- und Hilfsstoffe. Gleichzeitig entzieht Polyethylenglycol (PEG) der Haut osmotisch Wasser, wodurch die Hauttrockenheit verstärkt werden kann.

Bei einem erhöhten Allergierisiko sollten Wollwachs, Wollwachsalkohole, Cetylstearylalkohol und Methylisothiazolinon nicht verwendet werden. Ebenso Propylenglycol, das die Gefahr einer transkutanen Resorption birgt. Im Körper von Babys wird Propylenglycol nur unzureichend verstoffwechselt, es besteht Krampfgefahr. |

Literatur

Höger PH. Kinderdermatologie: Differenzialdiagnostik und Therapie bei Kindern und Jugendlichen. 3. Auflage, Schattauer Verlag 2011

Schiebler TH, Korf HW. Anatomie – Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie, Topographie. 10. Auflage, Steinkopff Verlag 2007

Adler Y. Hautkrankheiten – Symptome, Therapie, Beratung. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2012

Neurodermitis (atopische Ekzem; atopische Dermatitis). S2k-Leitlinie, AWMF-Registernummer 013-027, Stand März 2015, Gültigkeit verlängert bis Dezember 2018

Fritsch P. Dermatologie und Venerologie für das Studium. Springer Verlag 2009

Brinkmeier T. Kompendium Dermatologie. Springer Verlag 2006

Blume-Peytavi U, Lavender T, Jenerowicz D et al. Recommendations from a European Roundtable Meeting on Best Practice Healthy Infant Skin Care. Pediatric Dermatology 2016;33(3):311–321, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5069619/

Bruns C. Individuell für Kinder – Einige Besonderheiten der pädiatrischen Rezeptur. DAZ 2014;20:58, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-20-2014/individuell-fuer-kinder

Deutscher Arzneimittel-Codex/Neues Rezeptur-Formularium (DAC/NRF) 2018/1. https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/

Cosmetic Ingredient Review (CIR), www.cir-safety.org

Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über kosmetische Mittel (Neufassung). Amtsblatt der Europäischen Union L 342/59 vom 22. Dezember 2009, https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:342:0059:0209:de:PDF

Cosmetic ingredient database. https://ec.europa.eu/growth/sectors/cosmetics/cosing_en

Autorin

Tatjana Buck, studierte Pharmazie in Tübingen, 2007 Approbation, Weiterbildung in Homöopathie und Naturheilkunde sowie geriatrischer Pharmazie, ATHINA-Apothekerin und -Tutorin.

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