- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 34/2005
- Gamma-Linolensäure für ...
Arzneimittel und Therapie
Gamma-Linolensäure für eine starke Hautbarriere
Lipide sind unverzichtbare Bestandteile der Haut. Zu den für die Hautphysiologie wichtigen Fettsäuren zählt unter anderem die zur Familie der omega-6-Fettsäuren gehörende Linolsäure. Sie ist die vorherrschende Fettsäure in den Ceramiden, der verbreitetsten polaren Stoffklasse im Stratum corneum, der äußersten Schicht der Epidermis. Der Mechanismus, wie die Linolsäure Struktur und Funktion der Haut beeinflusst, ist noch nicht vollständig bekannt. Offenbar führt ein Linolsäuremangel in der Hornhaut zu einer Störung der Lipiddoppelschicht, die die Interzellularräume zwischen den Corneozyten abdichtet, was eine erhöhte Durchlässigkeit der Hautbarriere zur Folge hat. Daneben spielt die Linolsäure als Vorläufer der Gamma-Linolensäure eine Rolle. Gamma-Linolensäure wird in der Haut weitgehend zur Dihomo-gamma-Linolensäure (DGLA) metabolisiert, die ihrerseits die Vorläufersubstanz von Prostaglandin E1- und 15-Hydroxy-Eicosatriensäure ist - beides Metabolite mit antientzündlichen Eigenschaften.
Alterung begünstigt Gamma-Linolensäuremangel
Ein länger andauernder Linolsäuremangel führt zu Schuppung und Verdickung der Epidermis, Veränderungen, die mit einer erhöhten transdermalen Wasserdurchlässigkeit einhergehen. In den Industrienationen ist ein solcher Mangel aufgrund des Angebots an linolsäurehaltigen Speiseölen und der insgesamt hohen Fettzufuhr allerdings praktisch unbekannt. Anders sieht es bei der Gamma-Linolensäure aus. Obwohl sie aus der reichlich vorhandenen Linolsäure gebildet wird, kann es in der Haut zu einer Unterversorgung kommen. Dies erklärt sich dadurch, dass zur Bildung ausreichender Mengen an Gamma-Linolensäure das Enzym Delta-6-Desaturase notwendig ist. Dieses Enzym kann genetisch bedingt, aufgrund metabolischer Erkrankungen (Diabetes) und im Zuge der Alterung vermindert sein.
Nachtkerzenöl bei Ekzemen und gesunder Haut getestet
Gamma-Linolensäure ist in größeren Mengen in Nachtkerzenöl und Borretschöl enthalten. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass diese Öle nach innerlicher Anwendung bei Patienten mit ekzematösen Hautveränderungen eine geschädigte Hautbarriere erneuern, den gesteigerten transepidermalen Wasserverlust normalisieren und die Hautglätte verbessern können. In einer kleinen randomisierten, plazebokontrollierten Untersuchung wurde nun geschaut, ob eine Nachtkerzenöl-Supplementierung darüber hinaus auch bei gesunder Haut einen Benefit erbringen kann. 22 Frauen und 18 Männer im Alter zwischen 32 und 59 Jahren wurden in zwei Gruppen eingeteilt (je elf Frauen und neun Männer) und erhielten über einen Zeitraum von zwölf Wochen zweimal täglich drei Weichgelatinekapseln mit Nachtkerzenöl (Efamol® 500, eine Kapsel enthält 115 mg Gamma-Linolensäure) oder mit mittelkettigen Triglyzeriden als Plazebo. Zu Studienbeginn, nach vier und nach zwölf Wochen wurden die Hautparameter Feuchtigkeit, Röte, transdermaler Wasserverlust, Elastizität, Festigkeit, Ermüdungsverhalten und Rauigkeit erhoben.
Elastische und feste Haut
Zu Beginn der Untersuchung waren die Hauteigenschaften beider Behandlungsgruppen weitgehend identisch. Auch nach vier Wochen Behandlung fanden sich zwischen der Nachtkerzenöl- und der Plazebo-Gruppe keine signifikanten Unterschiede. Acht Wochen später (Woche 12) zeigte sich jedoch ein unterschiedliches Bild. Die Nachtkerzenöl-Gruppe wies im Vergleich zur Plazebo-Gruppe signifikant bessere Werte auf, mit Ausnahme derjenigen für die Hautröte. Die prozentualen Verbesserungen der Hauteigenschaften unter Nachtkerzenöl-Zufuhr betrugen: 12,9% für die Feuchtigkeit, 7,7% für den transdermalen Wasserverlust, 4,7% für die Elastizität, 16,7% für die Festigkeit, 14,2% für das Ermüdungsverhalten und 21,7% für die Rauigkeit.
Die Untersuchung belegt somit, dass die regelmäßige Zufuhr von Nachtkerzenöl bzw. von Gamma-Linolensäure die Hautbarriere stärkt, die biomechanischen Hauteigenschaften verbessert und die Hautoberfläche glättet. ral
Quelle
Pressekonferenz „Efamol: Making Skin Look Younger“, London, 17. Juni 2005, veranstaltet von der Sidroga GmbH, Bad Säckingen.
Nachtkerzenöl bei Neurodermitis
Raffiniertes Nachtkerzenöl (Oenotherae oleum raffinatum DAC) wird aus den Samen von Nachtkerzen-Arten, besonders der Gemeinen Nachtkerze Oenothera biennis L., gewonnen. Das Samenöl enthält 8 bis 14% Gamma-Linolensäure neben 65 bis 80% Linolsäure. Es wird, meist verkapselt, in Dosen bis zu 6 g/Tag zur symptomatischen Behandlung des atopischen Ekzems gegeben, zugelassen für diese Indikation sind z. B. Epogam® Weichkapseln, Gammacur® Kapseln und Neobonsen® Kapseln. Die Symptome der Neurodermitis wie Juckreiz, Schuppung, Hautentzündungen oder Rötungen werden durch Nachtkerzenöl positiv beeinflusst. Auch in einigen Haut- und Körperpflegemitteln ist es enthalten (z. B. Linola® Gamma Creme). Präparate aus dem Nachtkerzenöl werden auch als Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Efamol® Kapseln), oft auch in Verbindung mit Fischölen verwendet und als unterstützende Therapie bei einer Vielzahl von Erkrankungen empfohlen.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.