Interpharm 2018 - Vitamine/Nahrungsergänzung

Metabolic Tuning bei Spitzensportlern ...

... hilft nur bei bestehenden Defiziten

hb | Nach Untersuchungen nehmen rund 90% aller Leistungssportler regelmäßig Supplemente mit Mikronährstoffen ein, um für die hohen Belastungen ausreichend versorgt zu sein. Uwe Gröber, Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin in Essen, befasste sich mit der Frage, inwieweit das wirklich sinnvoll ist.
Foto: DAZ/Chris Hartlmaier
Apotheker Uwe Gröber

Die Motivation von Spitzensportlern, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, hat viele Facetten. Sie versprechen sich davon eine bessere Regeneration, den Erhalt ihrer Gesundheit, eine Leistungssteigerung, die Prävention von Krankheiten oder auch den Ausgleich von Ernährungslücken.

Antioxidative Vitamine: Nicht zu viel auf einmal

Ein Beispiel sind Antioxidanzien wie die Vitamin C und E, die wegen ihrer Radikalfängerfunktion gegen vermehrten oxidativen Stress helfen sollen. Von Megadosierungen rät Gröber hier nachdrücklich ab, denn freie Radikale werden als Signalgeber für die trainingsinduzierte Expression zahlreicher antioxidativer und mitochondrialer Enzyme in den Muskelfasern gebraucht. So konnte gezeigt werden, dass die tägliche Einnahme von 1000 mg Vitamin C über zwei Monate den steigernden Effekt eines regelmäßigen Ausdauertrainings auf die maximal Sauerstoffkapazität verhinderte.

Vitamin D und B-Vitamine

Vitamin-D-Mangel ist im Leistungssport mit ca. 80% ebenso häufig wie in der Normalbevölkerung. Laut Gröber korreliert die Leistungsfähigkeit eines Athleten direkt mit seinem 25(OH)D-Status. Als optimalen Spiegel gibt er einen Zielwert von etwa 50 ng/ml oder 125 nmol/l an. Für wichtig hält der Mikronährstoff-Experte außerdem eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen, die am mitochondrialen Stoffwechsel beteiligt sind. Außerdem ist der Homocystein-Stoffwechsel abhängig von Serin und B-Vitaminen (B12, B6), und wenn die Verstoffwechselung gestört ist, regenerieren die Sportler schlechter.

Eisen und Magnesium häufig defizitär

In der sportmedizinischen Praxis häufig diagnostizierte Mineralstoffmängel betreffen Eisen und Magnesium. Sportler haben einen höheren Tagesbedarf an beiden Mineralstoffen, da diese über den Schweiß und Urin vermehrt ausgeschieden werden. Die gezielte individuelle Supplementierung von Eisen (20 bis 30 mg elementar pro Tag), die in gravierenden Fällen parenteral erfolgen muss, könne die Ausdauerkapazität und Regenerationsfähigkeit deutlich verbessern, meint Gröber. Als ausreichend hohe Tagesdosis für die Supplementierung von Magnesium empfiehlt er 4 bis 6 mg pro kg Körpergewicht pro Tag während der Regenerationsphase.

Omega-3-Fettsäuren

Als Zeichen einer unzureichenden diätetischen Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren haben Leistungssportler häufig einen niedrigen Omega-3-Index (Omega-3-Gehalt in % der Erythrozyten-Membran). Ein guter Omega-3-­Index (> 8%) korreliert mit besserer neuromuskulärer Funktion und physischer Leistung sowie einem reduzierten Risiko für Verletzungen und Muskelkater. Um eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren zu erreichen, rät Gröber ambitionierten Breiten- und Leistungssportlern, täglich 1,5 bis 4 g EPA/DHA zu supplementieren.

Aminosäure-Derivate

Hinsichtlich der Bedeutung von Aminosäuren und Proteinen im Leistungssport verwies er auf ein aktuelles Standpunktpapier der Internationalen Gesellschaft für Sporternährung. Darin wird Leistungssportlern zum Erhalt der Muskulatur eine tägliche Zufuhr von insgesamt 1,4 bis 2 g Protein pro kg Körpergewicht empfohlen, bei Kraftsportarten könnten Dosen zwischen 2,3 und 3,1 g pro kg Körpergewicht angebracht sein. Eine Leistungsoptimierung durch Supplementierung sei nur bei zuvor bestehender Unterversorgung zu erwarten, stellte Gröber abschließend fest. Um diese abzusichern empfiehlt er zwei bis drei Mal pro Jahr die Messung der folgenden Laborparameter: Vitamin D, Homo­cystein, relevante Parameter für den Eisen-Status sowie Selen, den Omega-3-Index und F2-Isoprostane (Marker für oxidativen Stress). |

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