Titelthema Zahnschmerzen

Schreckgespenst Zahnarzt

Mit Aufklärung, Verhaltenstherapie und Homöopathie die Angst schmälern

Zahnarzttermin? Viele beschleicht dann ein mulmiges Gefühl. Bei etwa einem Fünftel der Bevölkerung ist die Angst so groß, dass sie die zahnmedizinische Behandlung scheuen. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Erwartungsängsten über Berührungsängste bis hin zur Spritzenphobie. Reichen umfassende Information und Aufklärung nicht aus, um die Angst zu überwinden, kann eine Verhaltenstherapie helfen. Ist eine Behandlung unabdingbar, sind Narkose oder medikamentöse Sedierung eine Option. Auch die Homöopathie kann eine Zahnbehandlung erst möglich machen.

„Am Zahn hängt ein Mensch“, konstatierte Dr. Karim El-Mahdy, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der LMU München auf dem 13. Internationalen Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung: physisches und psychisches Trauma“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. Und dieser Mensch leidet häufig unter Ängsten, wenn ein Zahnarztbesuch ansteht. Bis zu 60% der Patienten kommen mit einer gewissen Angst zum Zahnarzt, bis zu 20% leiden unter einer Zahnarztphobie. Die inzwischen hochtechnisierte Behandlung, die modernen Geräte und das Outfit des Zahnarztes mit Mundschutz und Lupenbrille, manchmal sogar mit Hörschutz, ist zwar notwendig, aber nicht dazu angetan, um bei ohnehin ängstlichen Patienten dieses Gefühl zu reduzieren. Je nach persönlicher Vorgeschichte fürchten die Patienten die Ungewissheit des Ereignisses, manche auch die Berührungen oder die Nähe zum Zahnarzt. Bei anderen steht die Spritzenphobie im Vordergrund oder sie schrecken bereits durch das Geräusch des Bohrers zusammen.

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Dentalphobie Das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein und die charakteristischen Geräusche und Gerüche werden mit starken, negativen Emotionen verbunden und können zu einer großen Angst vor dem Zahnarzt führen.

Auch eine Option: Lachgas

Ursachen einer Zahnarztphobie sind meist traumatische Erlebnisse bei früheren Behandlungen. Und nicht selten führen sie dazu, dass der Patient den Zahnarzt meidet – mit weitreichenden Folgen. Der Zustand von Zähnen und Zahnfleisch verschlechtert sich, und es kann zu Schmerzen kommen. Viele Patienten entwickeln auch aufgrund ihrer zunehmend schlechteren Zähne ein Schamgefühl und ziehen sich immer mehr zurück. Doch wie lassen sich potenzielle Patienten auf den Zahnarztstuhl locken? Hier gibt es vielfältige Ansätze. Neben einer Verhaltenstherapie kommt die Behandlung unter Narkose oder medikamentöse Sedierung in Betracht. „Auch die Lachgas-Anwendung findet zunehmend wieder ihre Berechtigung in der zahnärztlichen Praxis“, so El-Mahdy.

Bei Zahnarztphobie: Argentum nitricum

Zahnarzt Dr. Roland Schule, Neckar­-sulm, setzt in seiner Praxis vor allem auf Homöopathie, um seinen Patienten die Furcht zu nehmen und eine Therapie zu ermöglichen. Sie könne das Selbstvertrauen stärken, Ängste abbauen und Unruhe lösen. Das Mittel der Wahl bei einer Zahnarztphobie ist aus seiner Sicht Argentum nitricum. Es eignet sich generell bei starker Nervosität und Erwartungsängsten, wie eben auch vor dem Zahnarztbesuch. Gerade bei Kindern rührt das Unbehagen von der Furcht vor dem Ungewissen und Fremden her, erläuterte er. Bei überdrehten Patienten, die nicht zur Ruhe kommen, empfiehlt er Gelsemium, das unter anderem auch als wirksames Mittel gegen Prüfungsangst bekannt ist. Und: „Sagen die Patienten kurzfristig ab, ist das typisch für Lycopodium“, so Schule. Auch Arnica montana hat in der Zahnarztpraxis ihren Platz. Sie hilft nicht nur bei kleineren Verletzungen, Prellungen und Schmerzen. Ein Leitsymptom ist auch die Angst vor Berührungen. Bei Patientinnen, die beim Zahnarztbesuch vor allem die Nähe fürchten, kann es daher hilfreich sein. Bei einer Spritzenphobie können Silicea oder Spigelia versucht werden.

Theridion gegen schrille Geräusche

Wenn die schrillen Geräusche des Bohrers die Patienten aus der Praxis treiben, kann Theridion helfen, ein Mittel, das aus der Orangenspinne hergestellt wird, die sehr giftig ist. Ihr Biss ruft einen höchst empfindlichen, nervösen Zustand hervor mit Schwäche, Zittern, Kälte und Angst sowie kaltem Schweiß. Da die Orangenspinne sehr schlecht sieht, orientiert sie sich vor allem an Geräuschen. Menschen, bei denen Theridion als homöopathisches Mittel angezeigt ist, stehen stetig unter einer starken nervlichen Anspannung. Dies zeigt sich durch eine hohe Empfindlichkeit, besonders gegenüber Geräuschen und Erschütterungen. |

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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