Aus der Hochschule

Geburtstagsfeier in Leipzig

Appelle für den Erhalt des Instituts für Pharmazie

Am 7. Juni feierte das Institut für Pharmazie der Universität Leipzig seine 75-jährige erste Gründung und seine 20-jährige Neugründung. Angesichts der ungewissen Zukunft – dem Institut droht die Schließung – eine Feier mit gemischten Gefühlen.
Friedemann Schmidt Foto: Uni Leipzig/Pressestelle

In der Festveranstaltung wurden die Entwicklung und der heutige Erfolg des Instituts skizziert. Die Redner nutzten die Möglichkeit aber ebenso dafür, an die Landesregierung zu appellieren, die aktuelle Hängepartie zu beenden und das Institut zu erhalten. Von den rund 200 anwesenden Gästen – überwiegend Studenten – gab es dafür großen Applaus. Auch vier ehemalige Studenten, die vor 50 Jahren ihr Pharmaziestudium in Leipzig absolvierten und dem Institut seither verbunden sind, waren zur Feier gekommen.

Rückblick

Ein Pharmazeutisches Institut wurde in Leipzig erstmals im Jahr 1938 gegründet. Im Zuge der dritten DDR-Hochschulreform wurde es 1969 im Sinne einer Zentralisierung des Hochschulwesens aufgelöst. Nachdem bereits in den 80er Jahren ein Mangel an Apothekern in Sachsen festgestellt worden war, wurde das Institut nach der Wende wiedergegründet. Mit 25 Studierenden wurde der Lehrbetrieb im Wintersemester 1992/93 aufgenommen – bei bereits 177 Bewerbungen. Insgesamt schlossen seither 678 der 750 Pharmaziestudierenden ihr Studium in Leipzig erfolgreich ab. Zudem sind 72 Promotionen in den Bereichen Pharmazeutische Technologie, Pharmazeutische Chemie, Pharmakologie, Pharmazeutische Biologie und Klinische Pharmazie zu verzeichnen.

Institut ist erfolgreich

Die für die Schließung von 1969 vorgebrachten Gründe erinnern "fatal" an das, was auch heute vorgebracht wird, mahnte die geschäftsführende Institutsdirektorin Prof. Dr. Michaela Schulz-Siegmund. Dabei habe sich das Institut in den letzten 20 Jahren gut entwickelt. "Wir sind sehr erfolgreich, und darauf können wir stolz sein." Prof. Dr. Andrea Robitzki, Dekanin der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie, hob den Erfolg der Fakultät hervor, der meist am Geld gemessen werde: Die Drittmittelentwicklung der Fakultät habe sich in den letzten Jahren immer weiter gesteigert. Robitzki vermutet, dass im Jahr 2012 bereits die 8-Millionen-Grenze "geknackt" wurde. "Ein Erfolg für alle, die daran beteiligt sind."

Zukunft weiterhin ungewiss

Immer wieder klang jedoch die ungewisse Zukunft des Instituts durch. Die Universitätsleitung plant noch immer, das Institut zu schließen. Doch das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) und das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) – die beide zustimmen müssen – sind sich nicht einig. Während das SMWK die Schließungspläne akzeptiert, hat das SMS ein Veto eingelegt. Also herrscht politischer Stillstand.

Die Universität hat inzwischen entschieden, zum kommenden Wintersemester die Zahl der Studienplätze im 1. Fachsemester von bisher 45 auf 36 zu reduzieren, weil im kommenden Jahr bereits drei Personalstellen im Institut wegfallen. Die Dozenten und Mitarbeiter befürchten nun einen schleichenden Tod des Instituts.

Standesvertretung für Erhalt

Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA und der Sächsischen Apothekerkammer, und Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, die sich seit Längerem für den Erhalt des Leipziger Instituts einsetzen, betonten in ihren Grußworten erneut dessen Bedeutung: "Die Apothekerschaft in Sachsen braucht dieses Pharmazeutische Institut", sagte Schmidt. Er appellierte an die Landesregierung, sich ihrer Verantwortung bewusst und ihr auch gerecht zu werden. "Erhalten Sie die Pharmazie in Leipzig", forderte er.

Koch erinnerte daran, dass die Universität Leipzig "von Anfang an eine herausragende Rolle" für die Entwicklung des Apothekers als akademischem Beruf gespielt habe. Heute haben viele Apothekenleiter Schwierigkeiten, approbierte Mitarbeiter und Nachfolger für ihre Apotheken zu finden. Die Verbandsvorsitzende forderte daher, die Studienplätze in Leipzig zu erhalten oder – wenn möglich – sogar zu erweitern. "Das wäre das Beste!"


jz

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