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Entscheidung zur Zukunft des Leipziger Pharmazie-Instituts soll Ende Januar fallen

BERLIN (jz). Die Zukunft des Pharmazeutischen Instituts an der Leipziger Universität ist noch immer ungewiss. Weil sich Sozialministerium und Wissenschaftsministerium nicht auf Erhalt oder Schließung einigen, werden vakante Stellen am Institut von der Universitätsleitung nicht neu besetzt, Professoren verlassen das möglicherweise sinkende Schiff und potenzielle Studenten sind verunsichert – kurzum: Es gibt keine Perspektive für Studenten und Mitarbeiter. "Die Uni lässt uns ausbluten", kritisiert Chris Graichen vom Pharmazie-Fachschaftsrat. Ende des Monats soll es nun eine Entscheidung geben.
Nicht aufgeben Pharmaziestudierende in Leipzig kämpfen seit Ende 2011 für den Erhalt ihrer Studienplätze. Ob der Kampf erfolgreich war, wird sich wahrscheinlich Ende dieses Monats zeigen.
Foto: FSR-BioPharm

Im Dezember 2011 beantragte die Universitätsleitung die Schließung des Pharmazeutischen Instituts, um Sparauflagen der Regierung zu erfüllen. Die Schließung muss vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz genehmigt werden. Während das Wissenschaftsministerium einer Schließung zustimmen würde, lehnte Sozialministerin Christine Clauß (CDU) dies im September 2012 ab und sprach sich für einen Ausbau aus. Bis heute haben sich die beiden Ministerien nicht geeinigt, sodass die Entscheidung über Weiterführung oder Schließung des einzigen pharmazeutischen Instituts Sachsens noch immer aussteht.

Situation gefährlich und frustrierend

Dadurch sei das Fortbestehen des Instituts in akuter Gefahr, betont der Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer, Friedemann Schmidt. Mitarbeitern und Studenten könne keine verlässliche Perspektive geboten werden. Sowohl die Sächsische Landesapothekerkammer als auch der Apothekerverband weisen darauf hin, dass ohne pharmazeutischen Nachwuchs die flächendeckende Arzneimittelversorgung, besonders in ländlichen Regionen, in Gefahr gerate. Zusätzlich zum Ärztemangel könne es damit auch zu einem Apothekermangel kommen.

Frustrierend ist die Situation auch für die Studenten. Die Uni verschleppe das Problem, bemängelt FSR-Sprecher Graichen. Das Rektorat kürze laufend Stellen, offene Stellen würden nicht besetzt, Drittmittelprojekte drohten eingestellt zu werden, Professoren verließen das Institut – alles aufgrund der unsicheren Situation. Dabei sei das Interesse am Studiengang ungebremst: Am 10. Januar fanden sich zum Tag der offenen Tür der Universität 300 potenzielle Pharmazie-Studenten ein. "Peinlich" sei dabei gewesen, dass den Interessierten nichts Konkretes gesagt werden konnte, so Graichen.

Regierung sitzt Problem aus

Anfang der Woche stimmte der Ausschuss für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien des Sächsischen Landtags über den Erhalt des Pharmazeutischen Instituts ab: CDU, FDP und NPD stimmten gegen den entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion. Linke und Grüne enthielten sich. Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion, beklagt, dass bis heute kein Konzept zur Sicherung des pharmazeutischen Nachwuchses im Land existiert. "Staatsregierung und Regierungskoalitionen gehen fahrlässig mit diesem Aspekt der Fachkräftesicherung um."

Weil die schwarz-gelbe Regierung nicht in der Lage sei, eine verbindliche Position einzunehmen, werde die Entscheidung und Verantwortung, wie es weitergehen soll, auf die Universität Leipzig abgeschoben, kritisiert der Sozialdemokrat. Ihm zufolge wird dort mangels Alternativen gerade das Auslaufen der Studiengänge vorbereitet. "Innerhalb der Universität wird debattiert, nur noch 15 Studierende zu immatrikulieren." Diese Schließung auf Raten werde erhebliche Auswirkungen auf die pharmazeutische Versorgung haben, mahnt Mann.

Entscheidung steht bevor

Der Schwebezustand könnte nun aber ein Ende haben. Sowohl das Wissenschaftsministerium als auch die Universität Leipzig bestätigten der DAZ, dass aktuell Gespräche zwischen den Ministerien und der Universitätsleitung geführt werden. Eine mögliche Option ist dabei offenbar auch eine Kooperation mit der rund 35 Kilometer entfernten Universität Halle/Saale (Sachsen-Anhalt). Die Entscheidung über die Zukunft des Instituts soll Ende des Monats fallen. "Weil klar werden muss, ob die Universität zum nächsten Wintersemester neu immatrikuliert oder nicht", so ein Uni-Sprecher.



DAZ 2013, Nr. 3, S. 24

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