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Hängepartie geht weiter

BERLIN (jz). Eine endgültige Entscheidung zur Zukunft des Pharmazeutischen Instituts an der Universität Leipzig gibt es weiterhin nicht: Zwar wurde inzwischen beschlossen, zum nächsten Wintersemester neue Studenten zu immatrikulieren – die Weichen stehen perspektivisch aber weiterhin auf Schließung. Solange sich das Sächsische Wissenschafts- und das Sozialministerium nicht einig werden, wird es keine endgültige und klare Lösung geben. Das könnte einen schleichenden Tod für die Leipziger Pharmazie bedeuten, denn die Zahl der Studenten muss der Kapazität der noch vorhandenen Lehrkräfte angepasst werden.

Für Ende Januar hatten Universitätsleitung und Wissenschaftsministerium eigentlich eine endgültige Entscheidung angekündigt. Tatsächlich wurde diese aber erneut verschoben: Am vergangenen Freitag gab die Universität bekannt, der Stiftung für Hochschulzulassung mitgeteilt zu haben, auch zum Wintersemester 2013/14 in den bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengang Pharmazie zu immatrikulieren. Die Immatrikulation erfolge "im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten gemäß den rechtlichen Grundlagen". Wie viele Studienplätze es geben wird, ist allerdings noch offen – die genaue Berechnung laufe derzeit noch, hieß es.

Uni will weiterhin schließen

Nichtsdestotrotz bleibt die Universitätsleitung bei ihrer grundsätzlichen Entscheidung: "Wir planen weiterhin, das Institut für Pharmazie perspektivisch zu schließen", erklärte Uni-Rektorin Beate Schücking, wenn auch "schweren Herzens". Die Hochschule müsse insgesamt 48 Stellen abbauen. 21 davon treffen die Pharmazie. Immatrikulierte Studierende sollen ihr Studium dennoch ohne Einschränkungen abschließen können. Nach Angaben der Universität soll das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) daher klären, wie die Lehrnachfrage künftig finanziert werden kann.

"Ich unterstütze die Universität Leipzig ausdrücklich bei ihren Bemühungen, ihr Hochschulprofil zu schärfen", betonte Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos). Um den mitteldeutschen Pharmaziestandort langfristig zu stärken, werde insoweit eine "enge Kooperation mit dem deutlich besser aufgestellten Institut für Pharmazie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg" angestrebt. Eine solche Kooperation sichere ein qualitativ hochwertiges Studium am Standort Leipzig/Halle auch dann, wenn weitere Lehrkräfte am Institut ausscheiden.

Kammer fordert Aufklärung

Mit "großer Sorge und Befremden" reagierte die Sächsische Landesapothekerkammer (SLAK). Dort befürchtet man, die eigentliche Planung der ersatzlosen Schließung des Institutes solle durch die Ankündigung einer Kooperation öffentlichkeitswirksam verbrämt werden. Ein solches Vorgehen stünde jedoch "in krassem Gegensatz" zur Entscheidung des Sächsischen Sozialministeriums, das einen unbedingten Erhalt des Institutes und der dort vorhandenen Studienplatzkapazitäten einfordert, mahnt die Kammer. "Wir erwarten, dass Universität und SMWK die betroffenen Studenten, Lehrkräfte und die sächsische Apothekerschaft umgehend und umfassend über den Stand und den Fortgang ihrer Verhandlungen informieren", betonte SLAK-Präsident Friedemann Schmidt.

Studenten fordern endgültige Entscheidung für Erhalt

In der Studentenschaft stößt die Nachricht ebenfalls auf Unverständnis. Die endgültige Entscheidung werde vom Wissenschaftsministerium nur weiter verschleppt, so der Vorwurf. Voraussetzung für eine Schließung sei das Einvernehmen des Sozialministeriums. Weil dieses aber nicht erteilt wurde, sei die Vorgehensweise der Universität und des Wissenschaftsministeriums ein "klarer Rechtsbruch". Die Tatsache, dass nun zum Wintersemester wieder immatrikuliert werde, erklären die Studenten zur "Niederlage für Rektorat und Wissenschaftsministerium" – denn bereits im letzten Jahr sollten nach den Schließungsplänen keine neuen Studenten mehr aufgenommen werden.

"Wir sind immer wieder erstaunt, mit welcher Leichtigkeit über Kooperationen gesprochen wird, denn die Umsetzung ist dies sicher nicht", betonen Christin Nitzschke, Friederike Zühl, Anja Lübs und Chris Graichen im Auftrag der Studenten weiter. Müssten doch für eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten Halle und Leipzig zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Schließlich hätten beide Bundesländer verschiedene Hochschulgesetze, die Universitäten verschiedene Grundordnungen, Studien- und Prüfungsordnungen. Die bei einer Kooperation ebenfalls notwendigen Gelder für Professorenstellen sollten in das Institut gesteckt werden, fordern die Studenten. Um so dessen Eigenständigkeit und den Gestaltungsfreiraum für Sachsen zu erhalten.



DAZ 2013, Nr. 6, S. 26

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