Arzneimittel und Therapie

HDL-Cholesterin als Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Als ein effektiver Therapieansatz gilt die Einnahme von Statinen, die LDL-Cholesterin reduzieren können und so die Morbidität und Mortalität von kardiovaskulären Erkrankungen senken. Mit der JUPITER-Studie sollte der vorbeugende Effekt eine Statineinnahme bei kardiovaskulär unauffälligen und nicht an Diabetes erkrankten Probanden ermittelt werden. Die Zweitauswertung der Daten ergab keinen Zusammenhang zwischen HDL- bzw. LDL-Spiegel und einem kardiovaskulären Ereignis.

In der durch AstraZeneca finanzierten und 2008 veröffentlichten JUPITER-Studie wurden die knapp 18.000 Probanden vier Gruppen zugeteilt, abhängig von ihrem HDL-Cholesterinspiegel. Jede dieser Gruppen wurde doppelblind randomisiert in einen Verum- und eine Placeboarm eingeteilt. Die Verumgruppe erhielt täglich 20 mg Rosuvastatin (Crestor®). Als Parameter wurden LDL, HDL, Apolipoprotein A1, Triglyzeride und das hochsensitive C-reaktive Protein (CRP) ermittelt. Diese Primärpräventionsstudie legte nahe, dass Patienten mit normalem LDL-Spiegel, aber erhöhtem CRP-Wert mit einem Statin behandelt werden sollten.

Auf der Grundlage dieser Erhebungen veröffentlichte eine Arbeitsgruppe um Paul Ridker aus Boston und Mitglied der JUPITER-Studiengruppe nun eine Zweitauswertung der Studiendaten und untersuchten dabei, inwiefern der HDL-Spiegel primärpräventiv ein geeigneter Prädiktor für das Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses ist.

Es zeigte sich, dass obwohl ein niedriger HDL-Spiegel als ein Co-Faktor für das Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses gilt, sich zumindest bei den in der Studie berücksichtigten Probanden mit geringem Risiko kein Zusammenhang zwischen dem HDL-, dem LDL-Spiegel und einem kardiovaskulären Ereignis nachweisen lässt. Besser geeignete Prädiktoren sind nach Auswertung der vorliegenden Daten bei Patienten mit sehr niedrigen LDL-Werten andere Lipidmessungen. So wird von den Autoren zum Beispiel das Verhältnis zwischen Apolipoprotein B und Apolipoprotein A1 erwähnt.

In welchem Umfang also ein steigender HDL-Spiegel bei Menschen mit einem niedrigen LDL-Level tatsächlich einen positiven Effekt auf die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse hat, muss durch andere Studien belegt werden. Dies sollte vor allem in Hinblick auf die Zulassung neuer Wirkstoffe zur Beeinflussung des Cholesterinspiegels berücksichtigt werden.

Von den Autoren dieser Zweitauswertung der JUPITER-Daten wurde auch deutlich auf die Schwächen der Studie hingewiesen. So wurden die Einschlusskriterien – LDL kleiner als 130 mg/dl und ein CRP-Spiegel von über 2 mg/l – als limitierende Faktoren für die Übertragbarkeit auf andere Populationen hervorgehoben. Ebenso wurde eingeräumt, dass das Fehlen von Diabetikern in der Studie, kritisch zu beurteilen ist.

Quelle Ridker, P. M.; et al.: HDL cholesterol and residual risk of first cardiovascular events after treatment with potent statin therapy: an analysis from the JUPITER trial. Lancet (2010) 376: 333 – 339. Hausenloy, D. J.; et al: Dissociating HDL cholesterol from cardiovascular risk. Lancet online, July 22, 2010. DOI:10.1016/So140-6736(10)61021-5 Im Blickpunkt: Keine Ausweitung der Statinindikation: JUPITER-Studie mit Rosuvastatin. arznei-telegramm (2008) 39: 119 – 121

 


Apothekerin Dr. Constanze Schäfer

Die JUPITER-Studie


Die JUPITER(Justification for the Use of Statins in Primary Prevention: An Intervention Trial Evaluating Rosuvastatin)-Studie war eine vom Rosuvastatin-Hersteller AstraZeneca finanzierte Studie, in der der Vorteil einer Therapie mit Rosuvastatin bei kardiovaskulär bislang unauffälligen Menschen gezeigt werden sollte. Männer über 50 Jahre bzw. Frauen über 60 Jahre mit einem LDL-Wert von maximal 130 mg/dl und zugleich einem CRP-Wert von über 2 mg/l wurden in die Studie eingeschlossen, insofern sie keinen Diabetes hatten. Übergewicht und Bluthochdruck und eine vorzeitige koronare Herzerkrankung in der Familienanamnese waren jedoch keine Ausschlusskriterien. Bereits nach knapp zwei Jahren wurde deutlich, dass die vorbeugende Einnahme von Rosuvastatin das Auftreten primärer Endpunkte wie Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant reduzierte. Die Studie wurde daraufhin abgebrochen. Auch wegen einer Number needed to treat (NNT) von 500 bis 600 bewertete das arznei-telegramm damals das Ergebnis jedoch als klinisch nicht relevant, wenn bei kardiovaskulär unauffälligen Menschen eine vorbeugende Wirksamkeit von Statinen gezeigt werden kann. Kritisiert wurde, dass gleichzeitig in der Studie Einschätzungen zu Langzeitwirksamkeit und möglicherweise auftretende UAW wie Diabetes, Rhabdomyolyse oder Nierenerkrankungen fehlten, die aufgrund des Studienabbruchs nicht getroffen werden konnten. Nun dienen die im Rahmen der JUPITER-Studie erhobenen Daten als Grundlage für die kürzlich im Lancet erschienenen Auswertung über den Zusammenhang zwischen HDL-Cholesterin und dem Restrisiko, unter einer Statinbehandlung erstmals ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden.

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