Arzneimittel und Therapie

Koformulierte Proteaseinhibitor-Kombination für Kinder mit HIV

Die Europäische Kommission hat die Zulassung für die niedrig dosierte koformulierte Proteaseinhibitor-Kombination Lopinavir/Ritonavir (Kaletra®) erteilt, wie Abbott mitteilte. Die Tablette kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden und benötigt keine Kühlung mehr. In Entwicklungsländern wird Lopinavir/Ritonavir unter dem Handelsnamen Aluvia® vertrieben.

Die europäische Zulassung ist ein wichtiger Schritt in Abbotts Bemühungen, die niedrig dosierte Tablette weltweit registrieren zu lassen. Dies gilt auch für Länder in Subsahara-Afrika, wo 1,8 Millionen der weltweit ca. 2,1 Millionen an HIV/Aids erkrankten Kinder leben. In Europa sind rund 3000 Kinder mit dem Virus infiziert.

Die WHO empfiehlt Lopinavir/Ritonavir als bevorzugte Behandlungsmethode für Kinder, die nicht mehr auf First-Line-HIV-Medikamente ansprechen. Kaletra® ist indiziert zur Behandlung von HIV-positiven Erwachsenen und mehr als zwei Jahre alten Kindern. Es wird in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen angewendet. Derzeit ist die niedrig dosierte Tablette in 53 Ländern in Europa, Afrika, Asien, Latein- und Nordamerika zugelassen oder verfügbar. In weiteren elf Ländern ist die Zulassung beantragt. Die Zulassung durch die EU-Kommission ist für viele Entwicklungsländer maßgeblich, da in vielen dieser Staaten ein Certificate of Pharmaceutical Product (CPP) die Voraussetzung für das Zulassungsverfahren ist.

Die niedrig dosierte Tablette kann bei Kindern mit entsprechendem Alter, Gewicht oder Körperoberfläche eingesetzt werden. Im Vergleich zu den momentan verfügbaren Weichgelatinekapseln oder der Trinklösung, bietet die Tablette HIV-positiven Kindern mehrere Vorteile, welche die Einnahme vereinfachen, ohne die Wirksamkeit zu beeinflussen: Die kleinen, geschmacksneutralen Tabletten sind angenehmer einzunehmen als die Trinklösung. Während die Weichgelatinekapseln mit der Nahrung eingenommen werden müssen, kann die Einnahme der Tabletten unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen, was den Patienten eine größere Flexibilität bei der Dosierung erlaubt.

Geboosterte Protease-Inhibitoren

Protease-Inhibitoren hemmen die virale Protease, die während der Synthese viraler Proteine in der Wirtszelle die viralen Polypeptidketten in kleine Koproteine zerschneidet und so die Voraussetzung für die Bildung infektiöser Viruspartikel schafft. Protease-Inhibitoren werden durch Cytochrom P450, insbesondere durch CYP3A4 Isoenzyme metabolisiert. Der relativ rasche Abbau erfordert eine häufige Einnahme vieler Tabletten, was wiederum die Compliance beeinträchtigt. Durch den Zusatz von niedrig dosiertem Ritonavir können die metabolisierenden Enzyme gehemmt und damit die Plasmakonzentration des mit verabreichten Protease-Inhibitors erhöht werden. Durch diesen Booster-Effekt verringern sich die Anzahl der einzunehmenden Tabletten und die Einnahmefrequenzen. Ferner verstärkt niedrig dosiertes Ritonavir die Potenz anderer ProteaseInhibitoren und kann auch bei Resistenzen gegenüber einzelnen Protease-Inhibitoren erfolgreich sein. Bislang ist mit Lopinavir/Ritonavir (Kaletra®) nur eine Fixkombination eines geboosterten Protease-Inhibitors im Handel.

HIV bei Kindern

Nach Angaben des Joint United Nations Programme on HIV/Aids (UNAIDS) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren im Jahr 2007 circa 2,1 Millionen Kinder unter 15 Jahren weltweit an HIV/Aids erkrankt, davon 90% in Afrika. Allein im letzten Jahr haben sich ungefähr 420.000 Kinder mit dem HI-Virus infiziert und 290.000 sind an Aids gestorben. Die meisten von ihnen infizierten sich bei der eigenen Mutter, oft während der Geburt. Ist die HIV-Behandlung auf dem neuesten Stand, kann eine Weitergabe des Virus von der Mutter auf das Kind nahezu ausgeschlossen werden.

 

Quelle

Pressemitteilung der Abbott GmbH & Co. KG vom 11. April 2008. 

 


ck

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