Neue Ideen für Finanzierung der Integrierten Versorgung

Berlin (ks). Ende 2008 wird die Anschubfinanzierung für die Integrierte Versorgung (IV) wegfallen. Damit verlieren die Krankenkassen einen erheblichen Anreiz, innovative Versorgungsformen zu erproben. Das Beratungsunternehmen Hildebrandt GesundheitsConsult (HGC) schlägt daher vor, dass für die Kassen ein Budget für Forschung und Entwicklung (F&E) eingerichtet werden sollte. Dazu sollen jährlich 1 bis 3 Prozent (1,5 bis vier Mrd. Euro) aus dem Gesundheitsfonds abgezweigt werden.

Beratungsfirma schlägt F&E-Etat für Kassen vor

Seit 2004 wurden mehr als 5100 Projekte für neue Kooperationsformen zwischen Kassen, Ärzten, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen ins Leben gerufen. "Unsere Erkenntnis aus einer ausführlichen Befragung mehrerer hundert Gesundheitsakteure ist, dass dieses Potenzial akut gefährdet ist, wenn es unter Fonds-Bedingungen keine ‚freien’ Investitionsmittel für Kassen mehr gibt," erklärte HGC-Geschäftsführer Helmut Hildebrandt am 3. Juni bei der Vorstellung seines Konzepts in Berlin. Er schlägt daher vor, die derzeitige einprozentige IV-Anschubfinanzierung in einen Sonderetat umzuwandeln, mit dem die Kassen neue Versorgungsansätze initiieren und anfänglich finanzieren können. Einhergehen müsse dies mit einer Pflicht zur Evaluierung. Zudem sollen die Kassen das Geld an den Fonds zurück geben müssen, wenn sie nicht nachweisen, dass sie die Mittel für neue Versorgungs- und Systeminnovationen ausgegeben haben,

Der Essener Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem unterstützt die Idee des Beratungsunternehmens, da er eine – an sich vorzugswürdige – Verlängerung der IV-Anschubfinanzierung für politisch nicht durchsetzbar hält. "F&E für Versorgungs- und Systeminnovationen im Gesundheitswesen sind ein wichtiges Zukunftsthema", erklärte er bei der Vorstellung des HGC-Vorschlages. Ausdrücklich begrüßte er die vorgesehene Verpflichtung der Kassen zum transparenten Umgang mit den Innovationsmitteln. Dies sei in einem stärker wettbewerbsorientierten System unerlässlich, um den Versicherten informierte Kassenwahlentscheidungen zu ermöglichen. Allerdings dürfe ein derartiger Sonderetat für innovative Versorgungsformen nicht aus den Mitteln des Fonds gespeist werden, da so der Routineversorgung Geld entzogen werde. Wasem hält es dagegen für sinnvoll diesen Etat "on Top" zu finanzieren – das hätte allerdings auch einen höheren einheitlichen Beitragssatz zur Folge.

Dass gute Ideen nötig sind, um innovative Versorgungsformen auch künftig anbieten zu können, bestätigen auch die Kassen. Rolf Stuppardt, Vorstandchef des IKK-Bundesverbandes, verwies darauf, dass der geplante Fonds, die neuen Arzthonorare, das neue Insolvenzrecht für die Kassen sowie die Weiterentwicklung des DRG-Systems in den Kliniken den Kassen eine mittelfristige Finanzplanung unmöglich machten. Die Einführung eines F&E-Budgets könne allerdings nicht die alleinige Lösung sein, "da nicht ausschließlich die Solidargemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten für das Investment in gesundheits- und gesellschaftspolitisch notwendige Entwicklungen gerade stehen sollte". Auch Robert Paquet, Leiter des Berliner Büros des BKK-Bundesverbandes, steht dem HCG-Vorstoß vor dem Hintergrund wachsender Sparzwänge der Kassen unter Fondsbedingungen positiv gegenüber. Allerdings warnt er vor bürokratischen Hürden bei der Verwaltung des vorgeschlagenen Sonderetats: "Hier muss noch intensiv darüber nachgedacht werden, wie die Verwaltung dieses Etats im Wettbewerb der Kassen untereinander gerecht, transparent und unbürokratisch gewährleistet werden kann.".

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