Ernährung aktuell

Knoblauch wirkt nicht als Cholesterinsenker

In verschiedenen In-vitro- und Tierversuchen hat Knoblauch nachweislich eine Senkung des Cholesterinspiegels bewirkt. Ausgehend von diesen Fakten testeten Wissenschaftler von der Stanford Universität die Wirkung von Knoblauch beim Menschen und kamen zu dem Ergebnis, dass weder der Einsatz von rohem Knoblauch noch von Zubereitungen den Cholesterinspiegel signifikant beeinflusst.

Bereits in der Antike wusste man um die positiven Eigenschaften des Knoblauchs, und in Amerika gehören Knoblauchpräparate, die auf ihrer Verpackung eine cholesterinsenkende Wirkung ihres Produkts anpreisen, heute zu den bestverkäuflichen pflanzlichen Supplementen. Der Knoblauchinhaltsstoff, der diese Wirkung entfalten soll, ist das Allicin. Es entsteht beim Anschneiden des Knoblauchs durch Freisetzung des Enzyms Alliinase, das die Vorstufe Alliin in die wirksame Form Allicin umwandelt. In vitro konnte der cholesterinsenkende Effekt von Allicin mehrfach nachgewiesen werden. In diesen Versuchen inhibierte Allicin die Cholesterinsynthese. Auch in mehr als 110 Tierstudien wird von einem positiven Effekt von Knoblauch auf die Blutfettwerte berichtet. Einer der größten Kritikpunkte beim Durchführen der bisherigen Studien war der Unterschied in der Bioverfügbarkeit der schwefelhaltigen Bestandteile, vor allem natürlich dem Allicin, in den jeweils eingesetzten Produkten. Diesen Einwand berücksichtigend setzte die Stanford-Studie sowohl rohen Knoblauch als auch zwei der in Kalifornien gängigsten Knoblauchpräparate ein – Garlicin® und Kyolic 100® – und untersuchte ihre Wirkung auf die im Plasma messbaren Blutfettwerte.

Von rohem Knoblauch versprach man sich bislang die stärkste Wirkung, da er den geringsten Verlust an natürlicher Aktivität im Vergleich zu den verarbeiteten Produkten aufweisen soll. Das pulverförmige Garlicin® wurde ausgewählt, weil es in Bioverfügbarkeitsstudien eine ähnliche Allicin-Freisetzung aufwies wie roher Knoblauch, auch sind der Gehalt und das Potenzial an Allyl-Thiosulfaten nahezu identisch. Kyolic® , das zur Umwandlung von Reiz- und Duftstoffen in Antioxidanzien monatelang gelagert wird, weist sowohl qualitative als auch quantitative Substanzunterschiede zu rohem Knoblauch und Garlicin® auf.

Sechsmal Knoblauch pro Woche

Die Studie umfasste vier Gruppen, eine Gruppe erhielt rohen Knoblauch, je eine Garlicin® oder Kyolic® und eine weitere Gruppe erhielt Placebo. Jedes Produkt wurde über einen Zeitraum von sechs Monaten sechsmal pro Woche eingenommen. Der rohe Knoblauch wurde in Portionen zu je vier Gramm verabreicht, was dem Gewicht einer durchschnittlichen Zehe entspricht. Garlicin® wurde zu je vier Pillen verabreicht und Kyolic® zu je sechs, die Placebo-Pillen ebenfalls zu je vier oder sechs. Die Allicin-Konzentration von rohem Knoblauch und Garlicin® war nahezu identisch, beide enthielten jedoch etwas weniger Knoblauch-Trockenmasse als Kyolic® Die Zusammensetzung der Supplemente wurde in regelmäßigen Abständen überprüft, um gleich bleibende Versuchsbedingungen zu gewährleisten.

Im Sandwich versteckt

Um die Präparate in einer schmackhaften Form zu verabreichen, wurden Sandwiches zubereitet und die Knoblauchprodukte als Würzmittel beigefügt. Dabei war es den Probanden untersagt, die Würzmittel zu erhitzen, da Hitze das Allicin zerstört. Um ein wenig Abwechslung auf den Speiseplan zu bringen, gab es 12 verschiedene Sandwiches, die jeweils ungefähr 375 kcal enthielten. Zwar war infolge des charakteristisch starken Eigengeruches von Knoblauch eine Verblindung unmöglich, doch verfolgte man durch die Gabe der gleichen Sandwiches auch eher das Ziel, bei allen Patienten ähnliche Diätbedingungen zu schaffen.

Einschlusskriterium: Moderat erhöhte Blutfettwerte

Die 169 Teilnehmer im Alter zwischen 30 und 65 Jahren wiesen zu Studienbeginn alle moderat erhöhte Blutfettwerte auf. Im Mittel betrug die LDL-Konzentration zwischen 130 und 190 mg/dl, die Triglyceridkonzentration lag unter 250 mg/dl und der Body Mass Index betrug zwischen 19 und 30. Ausgeschlossen wurden Probanden, die schwanger waren, stillten, rauchten, Patienten mit einer vorangegangenen Herzerkrankung, Krebs, Nierendysfunktionen, Diabetes mellitus oder solche, die Medikamente gegen Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette einnahmen.

Die Teilnehmer wurden angewiesen, zusätzlichen Knoblauch in der Nahrung zu meiden, ebenso weitere Nahrungsmittel, die Zwiebeln oder Lauch enthielten, da diese ebenfalls Schwefelverbindungen wie Allicin enthalten. Monatlich wurde den Probanden Blut abgenommen, nachdem sie jeweils 12 Stunden gefastet hatten. Das Blut wurde enzymatisch auf LDL-Werte, HDL-Werte, Triglyeride und das Verhältnis zwischen Gesamtcholesterin und HDL überprüft. Die Kalorienaufnahme, die körperliche Aktivität und das Gewicht wurden zum Randomisierungszeitpunkt sowie in der Mitte und am Ende der Studie erfasst, auch das Geschlecht wurde vermerkt. 96 bis 97 Prozent der vier Studiengruppen aßen regelmäßig ihre Sandwiches, alle Teilnehmer nahmen mindestens 80 Prozent der Sandwiches zu sich. Nur wenige Probanden erkannten nicht, ob sie ein Sandwich mit rohem Knoblauch aßen oder nicht, etwa 55 Prozent identifizierten ihr Sandwich richtig als knoblauchhaltig oder nicht, 35 Prozent äußerten keine Vermutung. Unter den einzelnen Gruppen bestanden Unterschiede in Bezug auf körperliche Aktivität, Gewicht oder Kalorienaufnahme in Form von gesättigtem Fett oder Ballaststoffen. Somit war von dieser Seite aus keine Verfälschung der einzelnen Studienergebnisse möglich.

Keine LDL-Senkung durch Knoblauch

Zu Studienende ergab sich kein signifikanter Unterschied in den Plasmablutfettwerten zwischen den einzelnen Gruppen. Das Ergebnis ist aussagekräftig, da die Studie über gleich drei Vorteile verfügt: Zunächst wurden die eingesetzten Produkte vor, während und nach der Studie überprüft und dadurch die Konstanz der Hauptinhaltsstoffe des Knoblauchs, allen voran die des Allicins, gewährleistet. Desweiteren würde roher Knoblauch, im Vergleich zu verarbeiteten Produkten, keine Veränderung der Bioverfügbarkeit aufweisen und deswegen insgesamt die beste Wirkung entfalten. Der dritte Vorteil der Studie war die sechsmonatige Dauer, innerhalb der man mit monatlichen Bluttests sicherstellte, auch eine moderate, transiente Cholesterinsenkung bemerken zu können. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Versuchsreihe vom Umfang und von der Menge der eingesetzten Präparate her sehr viel größer angelegt war als vorangegangene Studien; und sie war so entworfen, dass sie selbst die geringste Abweichung der Plasmablutfettwerte entdeckt hätte, was aber nicht der Fall war. Es wurde auch von keinerlei schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet, von 169 Probanden traten lediglich bei dreien Herzprobleme und Stenosen im Mundbereich auf. Zwar berichteten 57 Prozent der rohen Knoblauch-Gruppe von schlechtem Mund- und Körpergeruch, aber nur wenige Probanden berichteten von Blähungen oder sonstigen Symptomen.

Die Studienergebnisse sollten allerdings nicht pauschalisiert werden, was andere gesundheitliche Effekte wie z. B. Atheroskleroseprävention oder antikanzerogene Eigenschaften angeht. Auch lässt die Studie keine Aussage darüber zu, ob höher dosierte Knoblauchpräparate eine Cholesterinsenkung bewirken. Es ist zudem durchaus denkbar, dass der Einsatz von Knoblauch(präparaten) bei Patienten mit einem stark erhöhten Cholesterinspiegel einen Nutzen bringen könnte. Basierend auf den Studienergebnissen kann jedoch gesagt werden, dass bei moderat erhöhtem Cholesterinspiegel der Einsatz von Knoblauch oder Knoblauchprodukten nicht empfohlen werden kann.

Quelle

Gardener C. et al.: "Effect of Raw Garlic vs Commercial Garlic Supplements on Plasma Lipid Concentrations in Adults with moderate Hypercholeserolemia"; Arch. Intern. Med. 167 (4), 346-353 (2007).

Christine Zilinski

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