Städte wollen Heroinstudie fortsetzen

BERLIN (ks). Die Große Koalition streitet weiterhin um die Zukunft der legalen Heroinabgabe an Schwerstabhängige. Da die Union nicht bereit ist, einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes zuzustimmen, stehen die 2002 in sieben deutschen Städten gestarteten Heroinambulanzen ab dem 1. Juli vor dem Aus. Die Städte wehren sich gegen die Entscheidung. Aus ihrer Sicht verläuft das Modellprojekt, in dem derzeit noch 300 Süchtige behandelt werden, erfolgreich und sollte nicht nur fortgesetzt, sondern auch ausgeweitet werden. Unterstützung erhalten sie von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD).

Unions-Fraktion verweigert dafür notwendige Änderung des Betäubungsmittelgesetzes

In einer gemeinsamen Resolution appellierten die Städte letzte Woche an den Bundestag, der Zulassung von synthetischem Heroin (Diamorphin) als Medikament zuzustimmen. Bislang gilt Diamorphin als "nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel". Hamburg, als einzige Modellstadt zugleich ein Land, hatte Ende Januar eine entsprechende Bundesratsinitiative gestartet. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte seine Unterstützung bereits zu. Die Städte verweisen auf eine Studie zum Modellprojekt, derzufolge Diamorphin in der Wirkung besser abschneidet als Methadon. Für Bätzing ist ebenfalls erwiesen, dass die Diamorphinbehandlung ein "sinnvoller und wirksamer Bestandteil einer modernen städtischen Drogenpolitik" ist. Sowohl die Süchtigen als auch die Gesellschaft könnten von ihr profitieren. So zeige die jüngste Auswertung von Polizeidaten der 1020 Studienteilnehmer, dass die Kriminalität unter den mit Diamorphin behandelten Patienten deutlich stärker abnahm als in der Methadon-Vergleichsgruppe: Nach einjähriger Behandlung sank der Anteil der von der Polizei registrierten Patienten in der Diamorphingruppe von 55% auf 39%. In der Methadongruppe verringerte er sich hingegen nur von 58% auf 55%. Zudem wurden in der Diamorphingruppe zwei Drittel weniger Gewaltdelikte und eine deutliche Abnahme der Ladendiebstähle verzeichnet.

Doch die Unionsfraktion zeigt sich von diesen Daten unbeeindruckt und verweist auf die hohen Kosten der Therapie. Diese seien in "Zeiten schmerzhafter Einsparungen im Gesundheitswesen nicht vertretbar", erklärte die Drogenbeauftragte der Union, Maria Eichhorn. Sie will das gesparte Geld lieber für die Drogenprävention verwendet wissen. Auch der CDU-Abgeordnete Jens Spahn hält die Methadontherapie für ausreichend. Die Behandlung mit Diamorphin ziele zudem nicht genug auf den Ausstieg aus der Sucht.

Ein Zusammenschluss der SPD-Bundestagsabgeordneten aus Städten mit Heroinambulanzen wirbt nun um eine "Große Koalition der Vernunft und Menschlichkeit" zur Fortsetzung der Diamorphinbehandlung – auch bei den Abgeordneten der Union. .

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