Aus der Hochschule

Finnland: Apotheke finanziert Universität

Die älteste Apotheke Finnlands wurde 1689 in Turku (Abo), der damaligen Haupt-, Bischofs- und Universitätsstadt, gegründet. 1723 folgte die "Wilhelmsin apteekki" in Helsinki, die heute noch besteht, wenn auch nicht im ursprünglichen Gebäude. 1755 erhielt die Landesuniversität in Turku das Privileg, eine eigene Apotheke zu betreiben, das sie seit nunmehr 251 Jahren nutzt. Im Gegenzug war anfangs der jeweilige Universitätsapotheker verpflichtet, die Medizinstudenten in Pharmazie und Chemie zu unterrichten.

Im Jahr 1897 wurde an der Universität, die inzwischen in die neue Hauptstadt Helsinki verlegt worden war, ein Pharmazeutisches Institut errichtet. Zum Studium wurden Apothekergesellen mit einer mindestens dreijährigen Berufspraxis, mittlerer Reife sowie lateinischen und medizinischen Grundkenntnissen zugelassen. Erst ab 1938 mussten Pharmaziestudenten ein Abitur vorweisen und wurden regulär immatrikuliert.

Im Jahr 2004 wurde die Pharmazie aus der naturwissenschaftlichen Fakultät ausgegliedert und bildet seither eine eigene Fakultät. Zugleich wurde der Studiengang auf das Bachelor-/Master-System umgestellt. Die Fakultät zählt etwa tausend Studenten, von denen über 80% weiblich sind; der größte Teil von ihnen schließt das Studium als Bachelor ab und arbeitet in der Apotheker als "pharmazeutischer Assistent", was mit der PTA in Deutschland vergleichbar ist. An der Pharmazeutischen Fakultät finden jährlich etwa zehn Promotionen statt.

In Finnland sind Fremd- und Mehrbesitz von Apotheken verboten, von wenigen Ausnahmen abgesehen. So erhielt die traditionsreiche Universitätsapotheke (Yliopiston apteekki) 1953 das Recht, Filialen in Städten mit größeren Krankenhäusern zu gründen. Sie betreibt heute fünf große Apotheken in Helsinki sowie zwölf weitere im übrigen Finnland und ist nach der Wende sogar ins Ausland – nach St. Petersburg und Estland – expandiert. Bei einem Umsatz von 250 Millionen Euro (etwa ein Siebtel des gesamten finnischen Apothekenumsatzes) hat die Universitätsapotheke im letzten Jahr einen Gewinn von 13,4 Mio. Euro erwirtschaftet (5,4%). Nicht nur dieser Betrag, sondern auch die Apothekensteuer (eine progressive Steuer von 6 bis 11% des Apothekenumsatzes, die zur Subventionierung der Arzneiversorgung in ländlichen Gebieten dient) und die übrigen Steuern, die die anderen Apotheken an den Staat abführen, kamen ihrem alleinigen Eigentümer, der Universität Helsinki, zugute: zusammen 42,9 Mio. Euro. Die Universitätsapotheke beschäftigt tausend Angestellte, darunter etwa 60 Apotheker und etwa 430 Pharmazeutische Assistenten (Bachelor).

In Finnland herrscht keine Niederlassungsfreiheit für Apotheker. Die Konzessionen für die privaten Apotheken – insgesamt sind es etwa 580 – vergibt die nationale Gesundheitsbehörde nach vorheriger öffentlicher Ausschreibung; eine Konzession erlischt automatisch, wenn ihr Inhaber 68 Jahre alt wird. Neben seiner Stammapotheke darf ein Apotheker maximal drei Filialen betreiben – insgesamt sind es etwa 200. Ein Apothekeninhaber beschäftigt durchschnittlich 1,3 angestellte Apotheker, 5,5 Pharmazeutische Assistenten und 4,5 nicht-pharmazeutische Apothekenmitarbeiter. Der durchschnittliche Umsatz je Apotheke beträgt etwa 3 Mio. Euro, die Apothekendichte liegt bei 1:6500.

Seit Ende der 1980er-Jahre ist in Finnlands Apotheken die Freiwahl rezeptfreier Arzneimittel erlaubt. Gut 80% des Apothekenumsatzes entfallen auf rezeptpflichtige Arzneimittel – wovon etwa 0,5% in der Apotheke hergestellt werden – und etwa 5% auf das Nebensortiment. Die Öffnungszeiten sind sehr unterschiedlich: Einige Apotheken sind bis Mitternacht oder sogar 24 Stunden täglich geöffnet.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.