Arzneimittel und Therapie

Raucherentwöhnung: Vareniclin in der EU zugelassen

Die Europäischen Kommission hat dem partiellen Nicotin-Agonisten Vareniclin (Champix®) die Zulassung zur Raucherentwöhnung bei Erwachsenen erteilt, wie Pfizer mitteilte. Vareniclin verhindert die Bindung von Nicotin an den Rezeptor und schwächt so im Falle eines Rückfalls das durch das Rauchen vermittelte Belohnungsgefühl ab. Die Einführung sei für das Frühjahr 2007 geplant, so Pfizer.

Vareniclin erhielt im Mai 2006 unter dem Handelsnamen Chantix™ die Zulassung als Medikament zur Raucherentwöhnung durch die amerikanische Food and Drug Administration.

Gegen die körperliche Abhängigkeit Vareniclin bindet hoch spezifisch als partieller Agonist an den neuronalen nicotinergen Acetylcholin-Rezeptor, an den auch Nicotin bindet. Durch den partiellen Agonismus besitzt Vareniclin einen dualen Wirkansatz:

  • Die agonistische Komponente stimuliert den Rezeptor, sodass der Botenstoff Dopamin im Gehirn freigesetzt wird. Als Folge werden das Verlangen nach Nicotin und die typischen Nicotin-Entzugssymptome während der Raucherentwöhnung reduziert.
  • Die antagonistische Wirkung blockiert den Rezeptor und schwächt das nicotinvermittelte Belohnungsgefühl ab.

Damit wirkt Vareniclin jedoch nur gegen die körperlichen, nicht gegen die psychischen Komponenten der Tabaksucht.

Die Zulassung von Vareniclin basiert auf einem umfangreichen klinischen Studienprogramm. An den vier Hauptstudien waren ungefähr 4000 Zigarettenraucher beteiligt, die bis dahin im Schnitt 21 Zigaretten täglich über durchschnittlich fast 25 Jahre geraucht hatten. In zwei designgleichen Studien, in denen Patienten über zwölf Wochen zweimal täglich Vareniclin (1 mg) erhielten, waren zum Ende der Behandlungsphase 44% der Patienten rauchfrei. Damit war die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Ausstieg nach zwölfwöchiger Behandlung fast viermal höher als unter Placebo und fast doppelt so hoch wie unter Bupropion (2 x 150 mg/Tag). Die Patienten wurden in den Studien mit Informationsmaterial unterstützt und erhielten bei jedem Arztbesuch ein kurzes Beratungsgespräch. Anschließend wurde die Abstinenz der Probanden über 40 Wochen ohne weitere Behandlung erfasst. Nach einem Jahr war in der Vareniclin-Gruppe ungefähr einer von fünf Patienten immer noch rauchfrei. Eine zusätzliche Studie zeigte, dass die Verlängerung der Einnahme um zwölf auf 24 Wochen bei Respondern die Ein-Jahres-Abstinenzraten nochmals deutlich erhöhen kann.

In Studien wurde die Einnahme von Vareniclin allgemein gut vertragen. Die Rate von Therapieabbrüchen infolge unerwünschter Wirkungen war mit Placebo vergleichbar (11% bei Vareniclin vs. 10% bei Placebo). Häufigste Neben–wirkungen waren Übelkeit, ungewöhnliches Traumverhalten, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit. ck

Das könnte Sie auch interessieren

Entwöhnung mit der Kombinationstherapie

Vareniclin plus Nicotin-Pflaster

Einsatz zur Raucherentwöhnung scheint kardiovaskuläre und neuropsychiatrische Risiken zu erhöhen

In die Klinik nach Vareniclin

Problemgruppe der stark trinkenden Raucher könnte von der Kombination profitieren

Entzug mit Vareniclin plus Nicotin-Pflaster

Kardiovaskuläre Sicherheitsbedenken in Bezug auf Vareniclin und Bupropion entschärft

Risikofrei rauchfrei

Vareniclin erhöht nicht das Risiko für neuropsychiatrische Störungen

Wie wirkt sich eine Raucherentwöhnung auf die Psyche aus?

Vareniclin und Nicotin womöglich bald bei schwerer Tabakabhängigkeit erstattungsfähig

Raucherentwöhnung auf Kassenrezept

Cytisin punktet im Vergleich mit Nicotin

Goldregen zur Raucherentwöhnung

Bestimmen die Gene die optimale Therapie?

Kampf gegen die Nicotin-Sucht

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.