Zahngesundheit

I. BlankKariesprophylaxe beginnt schon im Kindesalte

Karies ist die häufigste Erkrankung des Zahnes. Sie kann schon bei den Milchzähnen auftreten und unbehandelt zu Zahnverlust führen. Mit einer gezielten Kariesprophylaxe kann Karies meist vermieden werden. In Deutschland ist die Zahngesundheit in den letzten zehn Jahren deutlich besser geworden. Dies ist vor allem auf vorbeugende Maßnahmen zurückzuführen. Allerdings zeigt sich bei Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen weiterhin ein ungebremster Kariesbefall.

Zahnkaries führt zu einer Zerstörung der harten Zahnsubstanzen. Die Erkrankung beruht auf einer multifaktoriellen Genese. Kariogene Mikroorganismen in der Zahnplaque, vor allem Streptococcus mutans, produzieren bei Anwesenheit von Kohlenhydraten Säuren. Diese wirken auf den Zahn ein und können bei entsprechend langer Einwirkung den Zahn demineralisieren. Zusätzlich spielen unterschiedliche Faktoren wie die Eigenschaften des Speichels, die Immunabwehr, aber auch soziale Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Karies. Erste Kariesschäden zeigen sich in der Regel an den Furchen der Kauflächen der Zähne, am Zahnfleischansatz sowie an den Kontaktflächen benachbarter Zähne, wo Speisereste leicht haften und die Selbstreinigung durch Kauen und Speichel schlechter funktioniert.

Mundhygiene schon bei Kindern verbessern Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre war die Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen schlecht. Andere Länder wie Schweden oder Dänemark hatten seinerzeit schon große Erfahrungen bezüglich der Mundhygiene (siehe Grafik S. 68). 1989 wurden auch in Deutschland die Voraussetzungen für die zahnmedizinische Prophylaxe durch eine Gesetzesänderung geschaffen, zum Beispiel gruppenprophylaktische Maßnahmen. Diese beinhalten eine Ernährungsberatung, Mundhygieneunterweisung und Verbesserung der Schmelzqualität durch Fluoride. Außerdem wurden die gesetzlichen Krankenversicherungen dazu verpflichtet, für die Individualprophylaxe (IP) die Kosten zu übernehmen. Ab 1989 galt dieses Gesetz für die zwölf- bis 18-jährigen, ab 1993 auch für die sechs- bis elfjährigen Kinder. Ergänzend aufgenommen in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung wurde die präventive Versiegelung der Fissuren von Molaren. Durch Untersuchungen konnte von 1994/95 bis zum Jahr 2004 ein Rückgang der kariösen Zähne bei den Sechs- bis Siebenjährigen von 25,3% nachgewiesen werden. Auch bei den Zwölfjährigen zeigte sich der Erfolg, der Kariesrückgang innerhalb von zehn Jahren betrug sehr gute 59,8%.

Kariesprophylaxe Die Kariesprophylaxe basiert auf vier Säulen: zahngesunde Ernährung, effiziente Mundhygiene, Anwendung von Fluoriden und die präventive Fissurenversiegelung durch den Zahnarzt.

Zahngesunde Ernährung Kohlenhydrate werden von Plaquebakterien aufgenommen und zu Säuren abgebaut. Dies bedeutet, sämtliche Nahrungs–mittel mit niedermolekularen Kohlenhydraten sind kariogen.

Durch die Kohlenhydrate wird auf der Zahnoberfläche ein etwa halbstündiger pH-Abfall hervorgerufen. Die Gesamtzeit, in der der Zahnschmelz entkalkt wird, wächst mit der Häufigkeit der Zuckeraufnahme. Folglich ist nicht nur die Menge, sondern auch die Häufigkeit der Zufuhr entscheidend. Bewährt hat sich die Substitution von Zucker durch zuckerfreie Süßungsmittel (zum Beispiel Xylit, Sorbit, Aspartam und Mannit). Von der Aktion Zahnfreundlich e.V. werden Produkte gekennzeichnet, die weder Karies noch andere säurebedingte Schäden an den Zähnen verursachen. Erkennbar sind diese Nahrungsmittel an dem Markenzeichen "Zahnmännchen mit Schirm".

Eine große Gefahr geht auch von dem ständigen Gebrauch der Saugerflasche aus. Die darin enthaltenen zuckerhaltigen Getränke können leicht Zahnschäden verursachen, welche eine eigene Bezeichnung haben: Saugerflaschen beziehungsweise Nuckelflaschenkaries. Am Anfang der Erkrankung bildet sich an den Oberkiefer-Frontzähnen Karies, die sich später auf weitere Zähne ausweiten kann.

Leicht übersehen werden die versteckten Zucker, welche beispiels–weise in Ketchup, Fruchtjoghurt, Fruchtsaft und Müsliriegeln zu finden sind. Kann nicht auf Süßes verzichtet werden, sollte dies möglichst nur einmal am Tag geschehen, am besten im Anschluss an die Hauptmahlzeit. Für die Zahnpflege empfehlen sich zuckerfreie Kaugummis. Sie bewirken einen vermehrten Speichelfluss. Dieser neutralisiert die zahnschädigenden Säuren im Mund.

Mundhygiene Bereits beim Durchbrechen der ersten Zähne können diese mit Keimen besiedelt werden. Deshalb sollte ab diesem Zeitpunkt mit der Zahnhygiene begonnen werden. Bis zum dritten Lebensjahr sollten die Eltern die Zähne des Kindes putzen. Hierfür eignen sich "Minizahnbürsten", welche einen ausreichend langen Griff für die elterliche Hand aufweisen. Zwischen dem 18. bis 24. Lebensmonat muss das Kind langsam an die aktive Gebisspflege mit einer Kinderzahnbürste gewöhnt werden. Auch jetzt sollte die Zahnpflege hauptsächlich noch durch die Eltern erfolgen. Erst ab dem 3. Lebensjahr setzt das eigenständige Zähneputzen ein. Die Eltern sollten aber die Zahnpflege ihrer Kinder überwachen und gegebenenfalls die Zähne nachputzen. Im Schulalter besitzen die Kinder ausreichend manuelle Fertigkeiten, um die Zähne selbst pflegen zu können.

Kariesprophylaxe durch Fluoride In zahlreichen Studien wurde die kariesprotektive Wirkung der Fluoridierungsmaßnahmen bewiesen. Dabei zeigte sich, dass die kariesprophylaktische Wirkung nicht nur bei lokalen Maßnahmen wie fluoridhaltige Lacke, Gels und Zahnpasten auftritt, sondern der Schutz wurde auch bei systemischer Gabe in Form von Trinkwasser-, Speisesalz- und Tablettenfluoridierung nachgewiesen. Allerdings ist man heutzutage der Meinung, dass die lokale Anwendung von Fluoriden die wirksamere Methode ist. Der Einsatz von Fluoriden in Mund- und Zahnpflegeprodukten wird in Deutschland im Gesetz über den Verkehr mit Lebensmitteln, Tabakerzeugnissen, kosmetischen Mitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen (Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, LMBG) geregelt.

Darüber hinaus gilt die Kosmetikverordnung, welche die Art und Menge der in Zahnpflegemitteln verwendeten Fluoridwirkstoffe begrenzt. In ärztlichen und zahnärztlichen Praxen verordnete und verwendete Fluoridtabletten, und Fluoridkonzentrate unterliegen dem Arzneimittelgesetz.

Bei der Verwendung von Fluoriden ist eine individuelle Fluoridanamnese unabdingbar, um eine Überdosierung zu vermeiden. Als zu untersuchende Faktoren gelten besonders das Trinkwasser (es wird empfohlen, sich vom örtlichen Wasserwerk den Fluoridgehalt des Trinkwassers mitteilen zu lassen, da diese Werte regional stark schwanken können; die Werte sind beim örtlichen Wasseramt kostenlos erhältlich), Getränkeverzehr und deren Fluoridgehalt (Angaben auf dem Etikett, falls vorhanden), Kochsalz (fluoridiert oder nicht), Zahnputzverhalten (wenig, mäßig, gut) und der Fluoridgehalt der Zahnpasta. Daraus ergibt sich dann eine individuelle Empfehlung. Durchschnittlich wird empfohlen, vor dem 6. Lebensmonat keine Fluoridierungsmaßnahmen vorzunehmen, ab dem ersten Milchzahn die Zähne täglich einmal mit einer erbsgroßen Menge Kinderzahnpasta (500 ppm Fluorid), ab dem 3. Geburtstag zweimal und ab dem Schulalter mit einer Erwachsenencreme (1000 ppm Fluorid) zu putzen. Fluoridgels und -lösungen sollten erst vom Schulalter an bei Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko eingesetzt werden. Diese Empfehlungen wurden von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) im Jahr 2000 veröffentlicht.

Kosmetisches Problem: Fluoridüberdosierung Durch die Fluoridanwendung kann es jedoch zu einer Überdosierung oder auch Intoxikation kommen. Einerseits entwickelt sich möglicherweise eine chronische Fluoridüberdosierung, andererseits eine akute Intoxikation. Eine Folge der chronischen Fluoridüberdosierung ist die so genannte Zahnfluorose. Diese entwickelt sich während der Zahnentwicklung in den Mineralisationsphasen. Sie besitzt keinen Krankheitswert, wegen der weißlichen oder gelblichen Flecken auf den Zähnen stellt sie jedoch ein kosmetisches Problem dar. Grenzwerte für die Entwicklung einer Dentalfluorose liegen zwischen 0,04 und 0,1 mg/kg Körpergewicht Fluoridaufnahme. Dieser Vorgang scheint allerdings reversibel zu sein: Eine Studie bei 40 Indianerkindern mit den Symptomen einer Fluorose zeigte, dass die Zufuhr von täglich 500 mg Vit–amin C, 800 E Vitamin D und 250 mg Calcium in der Lage ist, einen Rückgang der Krankheitserscheinungen zu bewirken.

Fluorid kann in großen Mengen zugeführt, zu akuten Vergiftungserscheinungen führen. Sym–ptome können Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Abdominalbereich sein.

Bei Kindern – bei ihnen kommt es am ehesten zu einer Fluoridvergiftung – liegt die (wahrscheinlich) toxische Dosis bei 5 mg Fluorid/kg Körpergewicht. Dazu ein Beispiel: Isst ein Kind eine Tube Erwachsenenzahnpasta (100 g) mit einer Fluoridkonzentration von 1000 ppm auf, kommt es zu einer Aufnahme von 100 mg Fluorid. Bei einem Kind von 15 kg würde dies eine Überschreitung der maximalen Dosis um 33% bedeuten. Ein Kind unter 10 kg würde bereits beim Verzehr einer Tube Kinderzahnpaste (100 g, 500 ppm) diese Dosis erreichen.

Präventive Fissurenversiegelung Die meisten kariösen Läsionen entstehen bei Schulkindern an den Grübchen und Fissuren der Molaren. Der Grund liegt hauptsächlich darin, dass die Sechsjahrmolaren häufig in einer Mundhöhle mit zahlreichen kariösen Milchzähnen durchbrechen. Zusätzlich ist die Reinigung der Kauflächen während der Durchbruchsphase erschwert, so dass die gebildeten Säuren besonders lange auf den Zahn einwirken können. Besonderen Schutz bietet hier die präventive Fissurenversiegelung.

Die Grübchen und Fissuren der Seitenzähne werden verschlossen, um die Besiedlung der Zahnoberfläche mit Bakterien zu verhindern. Außerdem wird durch die glatte Oberfläche der versiegelten Fissuren die Mundhygiene erleichtert. Verschiedene Studien zeigten den deutlichen Gesundheitsgewinn; Kinder mit versiegelten Zähnen entwickeln deutlich weniger Karies als Kinder ohne Fissurenversiegelungen.

Karies ist die häufigste Erkrankung des Zahnes. Sie kann schon bei den Milchzähnen auftreten und unbehandelt zu Zahnverlust führen. Mit einer gezielten Kariesprophylaxe kann Karies meist vermieden werden. Zwar hat sich in Deutschland die Zahngesundheit in den letzten Jahren deutlich verbessert, bei Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen zeigt sich aber weiterhin ein ungebremster Kariesbefall. Eine zahngesunde Ernährung und eine effiziente Mundhygiene können hier helfen.

Tag der Zahngesundheit

Der 25. September ist der Tag der Zahngesundheit – noch haben Sie Zeit, Ihre Aktionen zu planen und anzukündigen! Anregungen und Tipps rund um das Thema Zahngesundheit, Informationsmaterial und Flyer für Ihre Kunden sowie einen Terminplan und eine Checkliste finden Sie im Aktionsplaner Nr. 5 "Beratungsaktion Zahngesundheit" in der DAZ Nr. 30 oder im Internet im Download-Bereich von DAZonline: www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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