Arzneimittel und Therapie

Kariesprophylaxe: Lokale Fluoridierung schützt besser als systemische

Die Kariesprophylaxe beruht auf vier Eckpfeilern: zahngesunder Ernährung, zweckmäßiger Zahn- und Mundpflege, Fluoridierung und regelmäßiger professioneller Zahnreinigung. Aktuellen Untersuchungen zufolge wirken Fluoride in erster Linie durch direkten Kontakt mit der Zahnhartsubstanz karieshemmend. Die Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden wurden daraufhin geändert. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- & Kieferheilkunde nahm am 27.März 2000 Stellung dazu.

Aufgrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse ist beim Einsatz von Fluoriden der lokalen Applikation gegenüber der systemischen Zufuhr der Vorrang einzuräumen. In zahlreichen Untersuchungen wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass Fluoride in erster Linie durch direkten Kontakt mit der Zahnhartsubstanz (lokal) karieshemmend wirken. Diese Erkenntnis, sowie der deutliche Kariesrückgang - insbesondere bei Kindern und Jugendlichen - und die insgesamt höhere Verfügbarkeit von Fluorid erfordern eine Anpassung der Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden, wie sie in anderen westlichen Industrieländern bereits erfolgt ist.

Keine Fluoride vor dem 6.Monat

Vor dem sechsten Lebensmonat sind aus zahnärztlicher Sicht keine Maßnahmen zur Fluoridierung erforderlich. Mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne sollten diese von den Eltern einmal am Tag mit einer höchstens erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (maximal 0,05 Prozent Fluorid) gereinigt werden. Dabei wird von der Anwendung von Zahnpasten mit Frucht- oder Bonbongeschmack abgeraten, um keinen Anreiz zum Herunterschlucken zu geben. Ab dem zweiten Geburtstag sollten die Milchzähne auf diese Weise zweimal täglich geputzt werden. Neben einem karies- und gingivitisprophylaktischen Effekt wird das Kind dadurch schon frühzeitig an die tägliche Mundhygiene gewöhnt. Ab dem dritten Geburtstag sollte vom Zahnarzt generell empfohlen werden, dass die Zähne zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (maximal 0,05 Prozent Fluorid) geputzt werden und fluoridhaltiges Speisesalz verwendet wird. Eltern müssen das Zähneputzen bei Kleinkindern überwachen und bis in das Schulalter hinein die Zähne ihres Kindes nachputzen. Ab dem Schuleintritt sollten die Zähne mit einer Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 0,1 bis 0,15 Prozent geputzt werden. Fluoridhaltiges Speisesalz sollte regelmäßig verwendet werden. Im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und bei zahnärztlichen Kontrollterminen sollten die Eltern aufgeklärt werden, dass die lokale Fluoridanwendung gegenüber der systemischen bevorzugt werden sollte. Zusätzlich zum Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta wird empfohlen, fluoridhaltiges Speisesalz zu verwenden. Weitere Fluoridsupplemente sind im Regelfall nicht nötig.

Individuelle Fluoridanamnese bei systemischer Gabe

Wird die Zahnpflege nicht mit fluoridhaltiger Zahnpasta durchgeführt und auch kein fluoridhaltiges Speisesalz verwendet, kann eine Fluorid-Supplementierung mit Fluoridtabletten entsprechend angegebenem Dosierungsschema erfolgen. Dabei muss gewährleistet sein, dass die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten wird. Insbesondere ist dabei zu berücksichtigen, dass auch Sojanahrung, hypoallergene Nahrungsmittel, bilanzierte Diäten, Mineralwässer zur Herstellung von Säuglingsnahrung und eventuell auch andere fluoridhaltige Nahrungsmittel zur täglichen Fluoridaufnahme beitragen. Vor der Verordnung von Fluoridtabletten durch den Kinderarzt/Zahnarzt ist daher eine individuelle Fluoridanamnese zu erheben. Der Fluoridgehalt des lokalen Trinkwassers ist vom zuständigen Wasserwerk oder Gesundheitsamt zu erfahren. Die Eltern sollten über das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Fluoridsupplementen informiert sein und möglichst schriftliche Instruktionen für die sachgerechte Anwendung von Fluoriden erhalten.

Fluoridgelees nur bei erhöhtem Kariesrisiko

Die lokale Anwendung von höher dosierten Fluoridlacken, -lösungen oder -gelees sollte nur nach zahnärztlicher Anweisung und unter zahnärztlicher Kontrolle erfolgen. Die häusliche Anwendung von Fluoridgelees und -lösungen sollte erst vom Schulalter an bei Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko erfolgen. Stellt der Zahnarzt bei einem Kind eine hohe Kariesaktivität bzw. ein hohes Kariesrisiko fest, so müssen zusätzliche Maßnahmen erfolgen, um die Kariesgefährdung zu senken. Hierzu zählen insbesondere eine individuelle Ernährungsberatung sowie die Anwendung von keimreduzierenden Lacken, Gelees oder Spüllösungen.

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