Arzneimittel und Therapie

Therapie der Schizophrenie: Sertindol ist wieder verfügbar

Im Jahre 1998 wurde das erst zwei Jahre zuvor zugelassene atypische Neuroleptikum Sertindol (Serdolect®) vom Markt genommen, da es zu Bedenken hinsichtlich der kardialen Sicherheit gekommen war. Nachdem sich in der Analyse neuerer Studienergebnisse kein erhöhtes Mortalitätsrisiko gezeigt hatte, steht der Wirkstoff jetzt wieder für die normale Verordnung zur Verfügung.

Ursache der Marktrücknahme waren Meldungen über kardiale Nebenwirkungen von Sertindol. Es handelte sich dabei um Beobachtungen, dass Sertindol das QT-Intervall im EKG stärker verlängert als einige andere Neuroleptika. Die QT-Verlängerungen waren am oberen Ende des empfohlenen Dosisbereiches (20 und 24 mg) stärker ausgeprägt. Verlängerungen des QT-Intervalls bergen das Risiko, lebensbedrohliche Tachykardien vom Typ Torsade de Pointes auszulösen, diese wiederum können zu Schwindelanfällen, plötzlicher Bewusstlosigkeit und zum Herzstillstand führen.

Weitere Studien notwendig

Ursache der Marktrücknahme waren Meldungen über kardiale Nebenwirkungen von Sertindol. Es handelte sich dabei um Beobachtungen, dass Sertindol das QT-Intervall im EKG stärker verlängert als einige andere Neuroleptika. Die QT-Verlängerungen waren am oberen Ende des empfohlenen Dosisbereiches (20 und 24 mg) stärker ausgeprägt. Verlängerungen des QT-Intervalls bergen das Risiko, lebensbedrohliche Tachykardien vom Typ Torsade de Pointes auszulösen, diese wiederum können zu Schwindelanfällen, plötzlicher Bewusstlosigkeit und zum Herzstillstand führen.

Weitere Studien notwendig

Schizophrenie-Patienten benötigen meist eine langfristige medikamentöse Therapie, in deren Verlauf es jedoch häufig zu einem Wechsel des Wirkstoffes kommt – aufgrund von unerwünschten Wirkungen oder wegen mangelnden Ansprechens. Es ist daher von Vorteil, für diese Erkrankung ein breites Spektrum von Arzneistoffen zur Verfügung zu haben.

Da sich Sertindol durch eine Reihe von Vorteilen auszeichnet, die andere Neuroleptika nicht in diesem Maße besitzen, bestand ein großes Interesse daran, den Wirkstoff wieder verfügbar zu machen.

Zuvor musste jedoch geklärt werden, ob Sertindol das Mortalitätsrisiko steigert und ob die beobachteten QT-Verlängerungen tatsächlich das Risiko für Torsade de Pointes-Arrhythmien erhöhen. Ab 2002 konnten zu dieser Fragestellung Untersuchungen durchgeführt werden, da ab diesem Zeitpunkt das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA das Ruhen der Zulassung aufgehoben und Sertindol für Patienten in klinischen Studien verfügbar gemacht hatte.

Vorteile gegenüber anderen Wirkstoffen

Inzwischen ist Sertindol in Studien an mehr als 17.000 Patienten getestet worden. Eine Studie hatte beispielsweise ergeben, dass der Wirkstoff im Vergleich mit den atypischen Neuroleptika Risperidon und Olanzapin die Sterblichkeitsrate nicht erhöht. Tierstudien haben darüber hinaus gezeigt, dass QT-Verlängerungen das Risiko für Torsade de Pointes-Arrhythmien nicht erhöhen. Weitere positive Ergebnisse der klinischen Studien waren, dass der Wirkstoff bei Schizophrenie-Patienten die Wahrscheinlichkeit des Verbleibens in der Therapie erhöht, die Remissionsrate mindert und die Alltagsfunktionen verbessert.

Die besonderen Vorteile von Sertindol bestehen darin, dass es nicht sedierend wirkt, die Rate von extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen sehr gering ist und die Kognition erhalten bleibt. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schläfrigkeit, verstopfte Nase und verringertes Ejakulatvolumen (andere Sexualfunktionen waren nicht beeinträchtigt). Wegen der früher beobachteten kardialen Nebenwirkungen müssen Ärzte bei der Verordnung von Sertindol verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, wie z. B. EKG-Kontrollen vor und während der Behandlung, durchführen.

Das EKG überwachen!

Eine EKG-Überwachung ist erforderlich, da in klinischen Studien beobachtet wurde, dass Sertindol das QT-Intervall stärker verlängert als einige andere Neuroleptika. Die mittlere QT-Verlängerung ist am oberen Ende des empfohlenen Dosisbereichs (20 und 24 mg) stärker ausgeprägt. Die Verlängerung des QTc-Intervalls birgt bei einigen Arzneimitteln das Risiko, Arrhythmien vom Typ Torsade de Pointes, einer lebensbedrohlichen polymorphen Kammertachykardie, sowie plötzlichen Tod hervorzurufen. Klinische und nichtklinische Daten konnten jedoch nicht belegen, dass Sertindol ein größeres arrhythmogenes Potenzial als andere Antipsychotika hat.

EKG-Kontrollen sind vor und während der Behandlung mit Sertindol erforderlich. Sie sollten zu Behandlungsbeginn, darauf nach Erreichen des Steady State nach etwa drei Wochen oder Erreichen einer Dosis von 16 mg und wieder nach einer Behandlungsdauer von drei Monaten durchgeführt werden. Während der Erhaltungstherapie ist alle drei Monate ein EKG erforderlich. Ebenso sind während der Erhaltungstherapie vor und nach jeder Dosiserhöhung EKG-Aufzeichnungen vorzunehmen.

Wirkmechanismus

Sertindol ist ein Antipsychotikum mit Selektivität für das limbische System. Es wird angenommen, dass dem neuropharmakologischen Profil von Sertindol als Neuroleptikum seine selektive Hemmwirkung auf mesolimbische dopaminerge Neuronen und die ausgewogenen inhibitorischen Effekte auf zentrale Dopamin D2- und Serotonin-5HT2-Rezeptoren sowie auf α1-adrenerge Rezeptoren zugrunde liegen.

Sertindol ist für die Behandlung der Schizophrenie angezeigt. Aufgrund kardiovaskulärer Sicherheitsbedenken sollte Sertindol nur bei Patienten angewendet werden, die zumindest ein anderes Antipsychotikum nicht vertragen haben. Sertindol sollte nicht in Notfallsituationen bei akut gestörten Patienten zur raschen Symptomreduktion verabreicht werden.

Schizophrenie

Schizophrenie ist eine neurologische Erkrankung (Prävalenz ca. 1%) mit unterschiedlichen Schweregraden, die meist einen chronischen Verlauf nimmt und ein relativ hohes Suizidrisiko aufweist. Die Erkrankung manifestiert sich häufig bereits in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter.

Die Symptome, unter denen Schizophrenie-Patienten leiden, können in Plus-Symptome und Minus-Symptome (oder auch Positiv- und Negativ-Symptome) unterteilt werden. Zu den Plus-Symptomen zählen Wahnvorstellungen (z. B. Verfolgungswahn), Halluzinationen (z. B. optisch, akustisch, olfaktorisch) und motorische Störungen (Unruhe), zu den Minus-Symptomen gehören Antriebs- und Interessenlosigkeit, affektive und kognitive Störungen, Ich-Störungen und Kontaktverlust zur Umwelt.

Perioden, in denen sich der Patient im Stadium einer akuten Psychose befindet, wechseln ab mit symptomarmen oder symptomfreien Phasen. Viele Patienten leiden auch in den symptomfreien Perioden an sozialen Kontaktschwierigkeiten und am Unvermögen, einfache tägliche Verrichtungen wie z. B. Körperpflege durchzuführen. Die Krankheit ist für das Umfeld, besonders die Familien der Betroffenen, sehr belastend.

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