Prisma

Neue Genvariante für Fettleibigkeit entdeckt

Das ist Veranlagung, reden sich viele Übergewichtige heraus, wenn sie auf ihre überflüssigen Pfunde angesprochen werden. Meist steckt zwar eher falsche Ernährung und mangelnde Bewegung hinter dem Problem, doch ganz von der Hand zu weisen ist der Einwand nicht. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung besitzen tatsächlich eine genetische Variante, die das Risiko für Übergewicht erhöht.

Ein internationales Forscherteam analysierte jetzt zum ersten Mal insgesamt rund 100.000 Genvarianten im menschlichen Erbgut. Dabei suchten die Wissenschaftler gezielt nach Auffälligkeiten, die bei Personen mit Übergewicht vermehrt auftreten. Sie entdeckten eine Erbgutveränderung in der Nähe eines Gens, das den Fettstoffwechsel steuert. Die gefundene Genvariante kommt sowohl bei Menschen mit westeuropäischer wie auch mit afroamerikanischer Abstammung vor. Die Forschergruppe um Professor Thomas Meitinger und Professor Erich Wichmann, München, zeigte an einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe aus der Region Augsburg, dass Personen, die diese Genvariante tragen, 30 Prozent häufiger übergewichtig sind als Personen, die diese Genvariante nicht tragen.

Parallel dazu untersuchte Professor Johannes Hebebrand mit seinem Team von der Universität Duisburg-Essen die Genvariante bei über 368 stark übergewichtigen Kindern und ihren Eltern und konnte klar nachweisen, dass von Eltern gehäuft an ihre übergewichtigen Kinder vererbt wird. Die Untersuchungen sollen jetzt fortgeführt werden, um weitere genetische Ursachen für Übergewicht und Fettleibigkeit zu identifizieren.

"Wir hoffen, dass wir so die molekularen Prozesse aufklären können, die uns dick werden lassen. Das ist eine Voraussetzung, um effektive Medikamente gegen Adipositas entwickeln zu können", erklärt Hebebrand. Ob eine Person schnell oder langsam zunimmt, wird zu circa 50 Pro–zent durch das Erbgut bestimmt. Es sind bereits mehrere Gene bekannt, die das Gewicht beeinflussen. "Abgesehen von extrem seltenen genetischen Varianten, so genannten monogenen Formen, machen die Gene allein aber nicht dick – auch nicht die neu entdeckte Genvariante", warnt Johannes Hebebrand. ral

Quelle: Pressemitteilung vom Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, 14. 4. 2006

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.