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Chronische Darmentzündung: Zweites Krankheits-Gen entdeckt

Forscher des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben ein weiteres Krankheits-Gen entdeckt, das chronisch entzündliche Darmerkrankungen verursachen kann. Ein einziger veränderter Gen-Buchstabe im Bauplan genügt, um die Wahrscheinlichkeit einer chronischen Darmentzündung um 50 Prozent zu erhöhen.

Innerhalb von nur drei Jahren hat ein Kieler Forscherteam unter Leitung von Professor Stefan Schreiber zwei Gene gefunden, die bei chronischen Darmerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Im Herbst 2001 hatten die NGFN-Forscher entdeckt, dass Veränderungen im so genannten CARD15-Gen die Darmerkrankung Morbus Crohn begünstigen können. Das jetzt entdeckte Gen trägt die Bauanleitung für das Eiweiß DLG5, das im Stützgerüst von Zellen der Darmschleimhaut vorkommt. Es ist wichtig für den stabilen Zusammenhalt dieser Zellen. Dadurch bilden sie eine schützende Barriere gegen Krankheitserreger und körperfremde Stoffe. Bei Menschen mit verändertem DLG5-Gen können diese Erreger und Substanzen dauerhafte Entzündungen verursachen.

DLG5 befindet sich auf dem Chromosom 10. Das entdeckten die Forscher bei der Analyse des Erbguts von 422 Geschwisterpaaren mit chronischer Darmentzündung. Die weitere Untersuchung von 1000 Betroffenen und ihren Eltern ergab, dass mehrere Varianten des DLG5-Gens existieren. Zwei dieser Varianten erhöhen das Krankheitsrisiko beträchtlich. Der genetische Text ist dabei nur minimal verändert: Der Austausch eines einzigen Gen-Buchstaben im DLG5-Bauplan erhöht die Wahrscheinlichkeit einer chronischen Darmentzündung um 50 Prozent.

Jetzt untersuchen die Wissenschaftler, warum diese Gen-Varianten zur chronischen Darmentzündung führen. Einen ersten Hinweis haben sie bereits gefunden: Der Fehler im Bauplan verändert DLG5 so, dass sich das Eiweiß nicht mehr richtig an andere Bausteine des Zellgerüstes anlagern kann. Dadurch ist der Darm nicht ausreichend abgedichtet und Bakterien können leichter einwandern.

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