Testkäufe: Viel Licht und etwas Schatten

HAMBURG/KIEL (tmb). Ob Apothekerkammern verdeckte Testkäufe in Apotheken durchführen sollen, war lange Zeit umstritten. Inzwischen haben aber mehrere Apothekerkammern solche Tests veranstaltet und die ersten Ergebnisse bei ihren Kammerversammlungen präsentiert - so beispielsweise am 15. November in Hamburg und am folgenden Tag in Schleswig-Holstein. Dabei kamen sowohl positive als auch negative Resultate zur Sprache.

Insbesondere in der traditionell liberalen Hansestadt Hamburg galten Apothekentest durch die eigene Kammer noch vor einem Jahr als nahezu unvorstellbar. Verstärkte Testkäufe von Publikumsmedien und Verbraucherschützern und der zunehmende Stellenwert einer nachprüfbaren Qualitätssicherung haben jedoch zu einem Meinungsumschwung geführt.

Der Hamburger Kammerpräsident Rainer Töbing berichtete über Testkäufe in 199 Apotheken, die von August bis Oktober stattgefunden hatten, und bei denen jeweils ein der Selbstmedikation zugängliches Symptom geschildert wurde. Dabei seien 70 Beratungen umfassend oder angemessen gewesen, während 111 Beratungen als verbesserungsbedürftig eingestuft wurden, dieser Verbesserungsbedarf habe aber in 67 Apotheken nur jeweils eine von vier Fragekategorien betroffen. In 18 Apotheken habe bei den Tests keine Beratung stattgefunden. Diese Apotheken bedürfen "besonderer Pflege und auch gezielter Angebote der Kammer", erklärte Töbing. Denn die Beratung sei "eine ganz zentrale, wenn nicht sogar die letztlich alles entscheidende Berufspflicht".

Mehr hinterfragen

Nach Einschätzung von Töbing werde zu wenig hinterfragt, welche Informationen der Kunde in das Gespräch einbringt. Ein ähnliches Fazit zog eine der Testkäuferinnen, die am nächsten Tag der schleswig-holsteinischen Kammerversammlung in Kiel berichtete. Sie habe in Apotheken jeweils einen konkreten Präparatewunsch geäußert und auf gezielte Fragen Symptome eines ärztlich behandlungsbedürftigen Krankheitsbildes genannt. Doch nur in einer von sechs Apotheken sei sie so direkt zu ihren Symptomen befragt worden, während bei den anderen Beratungen vorwiegend der Arzneimittelwunsch, aber auch Aspekte der Lebensführung thematisiert worden seien.

Zufriedener mit den Beratungen war eine andere Testkäuferin, ebenfalls eine Pharmaziestudentin des achten Semesters, die in den Apotheken von sich aus ein Symptom geschildert hatte. Sie habe zumeist die erwarteten Hinweise erhalten, allerdings sei auch ihre Eigendiagnose kaum hinterfragt worden.

Eine quantitative Darstellung der Ergebnisse wie in Hamburg liegt in Schleswig-Holstein noch nicht vor, wo die Daten sogar gegenüber der Kammer anonym sind. Nach langer Diskussion wurde für Schleswig-Holstein beschlossen, im nächsten Jahr weitere Testkäufe durchzuführen, bei denen die Apotheken Rückmeldungen erhalten, um daraus lernen zu können - so wie dies in Hamburg bereits jetzt nach den ersten Tests geschieht.

In den Kammerversammlungen der beiden nördlichen Bundesländer wurden die Ergebnisse von Testkäufen außerdem als Orientierungshilfe für die Gestaltung von Fortbildungsangeboten anerkannt. Töbing bezeichnete die Testergebnisse als Ansporn für alle Apotheker, aber auch für die Kammer, die Fortbildungsangebote noch zielgerichteter zu gestalten.

Weitere Berichte über die Kammerversammlungen und die vorgestellten Testkäufe lesen Sie in der nächsten DAZ.

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