Aus Kammern und Verbänden

Apothekersorgen einst und jetzt (AK Schleswig-Holstein)

KIEL (tmb). Von der Pharmaziegeschichte über das jüngste Gerichtsurteil zu DocMorris bis zu den neuesten Fortbildungsangeboten reichte das Themenspektrum der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 13. September in Kiel.

Im Rahmen der Kammerversammlung stellte der Pharmaziehistoriker Prof. Dr. Christoph Friedrich, Marburg, die "Selbstmedikation aus historischer Sicht" dar. Die Selbstmedikation bildet die älteste Form der Heilmittelanwendung. Mit der Entstehung von Apotheken übernahmen diese zunehmend den Verkauf der arzneilich eingesetzten Drogen und Substanzen, standen dabei aber immer wieder in Konkurrenz zum ungeregelten Angebot durch pharmazeutische Laien wie Kräuterfrauen und Markthändler.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Drogerien als Wettbewerber, die vielfach von Apothekern betrieben wurden, aber frei von behördlichen Regelungen und damit kostengünstiger arbeiteten. Über die Jahrhunderte lässt sich auch die Entstehung von Regeln zur Verschreibungspflicht verfolgen, die Kompromisse zwischen den Interessen von Ärzten und Apothekern schaffen sollten. Parallel dazu entwickelte sich die Apothekenpflicht zum Schutz der Bevölkerung vor dubiosen Produkten und Händlern. So wurden erhebliche Parallelen zwischen früheren und heutigen Problemen der Apotheker deutlich. Letztere bestimmten den weiteren Verlauf der Versammlung.

Saarland und die Folgen Zur Betriebserlaubnis für die DocMorris-Apotheke im Saarland verabschiedete die Kammerversammlung einstimmig die nebenstehende Resolution. Justiziar Dr. Karl Stefan Zerres analysierte das unmittelbar vor der Veranstaltung bekannt gewordene Urteil des Verwaltungsgerichtes Saarlouis. Demnach hat sich das Gericht überwiegend mit der Frage nach der Zuständigkeit auseinandergesetzt. Für die Entscheidung zu Lasten von DocMorris sei ausschlag–gebend gewesen, dass der Betrieb der Apotheke für DocMorris zum normalen Unternehmens–risiko gehöre, angesichts der Größe des Unternehmens auch nicht sehr bedeutsam sei und der Schutz der bestehenden Gesetze daher höher einzustufen sei. Die Hauptsacheentscheidung bleibe davon unberührt. Insgesamt habe die Angelegenheit so viele rechtswissenschaftliche Aspekte, dass sie für Juristen "noch in tausend Jahren" interessant sein dürfte.

Dr. Klaus Riehl als Vertreter des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums erklärte, dass die Staatskanzlei auf dem Dienstweg nach der Möglichkeit einer Betriebserlaubnis für DocMorris gefragt hatte. Seine Behörde habe dies als unmöglich abgelehnt, woraufhin die schleswig-holsteinische Staatskanzlei wohl eine entsprechende Anfrage der Niederländer abgelehnt habe.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung diskutierte die Kammerversammlung kontrovers über die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA. Nach Einschätzung des Delegierten Ulrich Ströh hätten viele Kollegen das Vertrauen in die Wirksamkeit dieser Arbeit verloren. Dagegen argumentierte Kammerpräsident Holger Iven, der Wert der Öffentlichkeitsarbeit sei nicht nur an der Präsenz in den Medien zu messen, sondern ergebe sich insbesondere aus vielen Hintergrundgesprächen mit Politikern. Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, forderte die Apotheker auf, Kontakte zu Partnern im Gesundheitswesen und zu Politikern auf allen Ebenen zu nutzen und die Position der Apo–theker zu vermitteln. In Schleswig-Holstein sei das "Bündnis Gesundheit" mit diversen anderen Heilberufen "wiederbelebt" worden. Um die Position der Heilberufler kundzutun, werde das Bündnis am 22. September in Berlin demonstrieren. Die Demonstration findet während des Deutschen Apothekertages statt, sei aber bereits vor der Beteiligung der Apotheker von ärztlicher Seite langfristig geplant gewesen. Zu weiteren bundespolitischen Inhalten der Versammlung lesen Sie bitte den Bericht in "DAZ aktuell".

Neue Angebote in Schleswig-Holstein Kammerpräsident Holger Iven berichtete über den ersten PTA-Praxisworkshop, den die Kammer am 2. und 3. September in Lübeck-Travemünde veranstaltet hatte. Die 67 teilnehmenden PTA beschäftigten sich zwei Tage lang mit der Beratung zum Thema Erkältung. Diese Fortbildung für PTA sei sehr gut angekommen und solle im nächsten Jahr wieder stattfinden. Als weitere Neuerung wurden Qualitätszirkel für Apotheker angekündigt, wie sie in einigen anderen Bundesländern bereits gebildet wurden. Im Rahmen eines Pilotprojektes sollen in Kürze drei regionale Zirkel ihre Arbeit aufnehmen.

Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski stellte die Ergebnisse weiterer Testkäufe im Rahmen der Beratungsinitiative vor. Bei der zweiten Tranche im Juni hatten 12 Studierende der Pharmazie in 120 Apotheken Testkäufe durchgeführt und sich zum Symptom Husten beraten lassen. In über 95 Prozent der Fälle sei gut oder sehr gut beraten worden, was außerordentlich zufriedenstellend sei. Die getesteten Apotheken seien nachträglich über die Beurteilung des Tests informiert worden. Außerdem berichtete Zerres über den Geschäftsverlauf der Versorgungswerke. Aufgrund des günstigen Aktienmarktes habe sich die Apothekerversorgung Schleswig-Holstein 2005 besonders erfolgreich entwickelt und eine Nettorendite von 6,45 Prozent erzielt. Im Anschluss an die Kammerversammlung wurde Gerd Stange verabschiedet, der über mehr als drei Jahrzehnte zahlreiche Ämter der Kammer und des Versorgungswerkes –innehatte (siehe Bericht in "Personen").

Resolution der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein:

"Die Kammerversammlung missbilligt die Entscheidung des Justiz- und Sozialministers Hecken über die Zulassung einer Apotheke in Rechtsform einer Aktiengesellschaft nach europäischem Recht im Saarland und begrüßt die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Saarlouis, die Filiale von Doc Morris bis zur rechtskräftigen Entscheidung im Hauptsacheverfahren zu schließen."

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