Aus Kammern und Verbänden

Zuversicht in die Politik

Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, analysierte bei der Kammerversammlung am 17. November die möglichen Folgen des Koalitionsvertrages für die Apotheken. Außerdem berichtete er über die Beratungsinitiative und das apothekenspezifische Qualitätsmanagement in Hamburg.

Im Vergleich zu den eher unbestimmten Aussagen des Koalitionsvertrages zum Gesundheitsfonds betrachtet Töbing die Passagen zur Arzneimittelversorgung als "konkreter und durchaus vielversprechend".

Besonders begrüßte er das angekündigte Verbot der Pick-up-Stellen. Dazu verwies er auf den Koalitionsvertrag, der sich gegen die Auswüchse des Versandhandels wendet. Nach Einschätzung von Töbing könne das bedeuten, dass auch Abgabeautomaten und Rezeptsammlungen in nicht genehmigten Rezeptsammelstellen verboten werden. Das Fremdbesitzverbot befürworten außer den Koalitionsparteien auch die Oppositionsparteien SPD und Die Linke. Doch "auch die Hamburger Grünen befürworten zumindest in Teilen das Grundprinzip der freiberuflich geführten Individualapotheke", meinte Töbing aufgrund von Gesprächen mit Vertretern der Hamburger GAL.

Dagegen kritisierte Töbing die jüngsten Äußerungen der Monopolkommission, die sich gegen das EuGH-Urteil gestellt hatte. Diese Kommission werde von Vertretern der Energie- und Medienbranche dominiert, in denen Probleme mit Oligopolen und Monopolen bestehen. Sachverstand für das Gesundheitswesen suche man dort dagegen vergeblich. Nur so sei zu erklären, dass der Vorsitzende die Arzneimittelversorgung mit der Postzustellung verglich. Doch die Unkenntnis über die alltäglichen Leistungen der Apotheken, die weit über die Logistik hinausgehen, sei weit verbreitet. "Spezifische pharmazeutische Dienstleistungen, unser originärer Bereich, in dem wir nicht substituierbar sind, sind vielen Außenstehenden gar nicht bekannt oder bewusst", so Töbing. Dies habe er auch erlebt, als er kürzlich den Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse, Prof. Klusen, in seiner Apotheke zu Gast hatte. Klusen sei von der Arbeit in den Apotheken sichtlich beeindruckt gewesen.

Beratungsqualität

Um die Qualität der Arzneimittelberatung, der wichtigsten pharmazeutischen Dienstleistung, weiter zu verbessern, setzt die Apothekerkammer Hamburg ihre Fortbildungen und die Testkäufe in Apotheken fort. Ergänzend zu den Tests werden Feedback-Gespräche und Seminare angeboten. Seit Oktober läuft ein neuer Testzyklus, in dem bis Ende Juni 2010 alle Apotheken einmal besucht werden sollen. Töbing appellierte an die getesteten Teams, das anschließende Feedback-Gespräch als individuelles Fortbildungsangebot anzunehmen.

Qualitätsmanagement

Zur Einführung des bundeseinheitlichen Qualitätssiegels für das apothekenspezifische QMS hat die Apothekerkammer Hamburg inzwischen alle nötigen Voraussetzungen geschaffen, um noch vor Jahresende die erforderliche Lizenzvereinbarung mit der Bundesapothekerkammer abschließen zu können, erklärte Töbing. Der nächste Schulungszyklus, der am 13. Februar 2010 beginnt, wird sich daher bereits auf die bundeseinheitliche Vorgehensweise stützen. Außerdem seien Struktur und Inhalte der Schulung komprimiert worden. So könne schon nach drei Monaten die Arbeit am eigenen Handbuch in Angriff genommen werden.

Zur Notwendigkeit eines QMS verwies Töbing auf die voraussichtlich anstehende Novelle der Apothekenbetriebsordnung. Dabei müsse mit Pflichten zur Qualitätssicherung gerechnet werden. (tmb)

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