Aus Kammern und Verbänden

Bemühungen um Qualität trotz neuer Belastungen

Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg hat bei ihrer Sitzung am 16. November eine Resolution zur Belastung der Apotheken durch das AMNOG beschlossen (siehe Kasten). Dazu erklärte Kammerpräsident Rainer Töbing: "Wir fordern, für unsere Leistung anständig bezahlt und nicht bei jeder neuen sogenannten Jahrhundertreform wieder gebeutelt und geschröpft zu werden."

Töbing beklagte, der vor einem Jahr erhoffte und angekündigte Politikwechsel habe nicht stattgefunden. Im Gegenteil, es entstehe der Eindruck, Freiberuflichkeit, Mittelstand und Individualapotheken seien für die Regierungsparteien Auslaufmodelle. Seit 2004 seien den Apotheken nahezu jedes Jahr neue Lasten aufgebürdet worden. Nach Angaben des Instituts für Handelsforschung der Universität Köln schreiben schon jetzt 30 Prozent der Apotheken rote Zahlen.

Im AMNOG müssten die Apotheken als einziger Leistungsbereich echte Ertragsminderungen hinnehmen. Dabei dürfe es nicht sein, dass die Apotheken auch noch die Lasten des Großhandels schultern, denn das Gesetz sehe ausdrücklich einen Beitrag des Großhandels vor.

Durch das AMNOG werde sich auch die Vertragslandschaft verändern. Da die Krankenkassen nun unter das Kartellrecht fallen, werde es sehr regionale Ausschreibungen geben, vielleicht sogar aufgeteilt nach Stadtbezirken. "Viel Spaß wünsche ich unseren Softwarehäusern", meinte Töbing dazu.

Zu Rabatten auf verschreibungspflichtige Arzneimittel verwies er auf das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 9. September und spätere Äußerungen des BGH-Präsidenten. Demnach seien die Berufspflichten auch dann verletzt, wenn die Preisvorschriften in einem Ausmaß missachtet werden, das wettbewerbsrechtlich noch keinen Verstoß darstellt. Der Kammervorstand sei entschlossen, nötigenfalls das Hamburgische Berufsgericht für Heilberufe mit dieser Frage zu befassen.

Qualitätsoffensive der Kammer

Mittlerweile kann die Apothekerkammer auf zwei vollständige Testzyklen mit Beratungstests in allen Hamburger Apotheken zurückblicken. Nach der ersten Runde hatte Töbing eine messbare Qualitätsverbesserung in Teilbereichen konstatiert. Im zweiten Durchgang sei die Beratungsbereitschaft deutlich höher gewesen als beim ersten Zyklus. In fast 80 Prozent der Apotheken habe ein Feedbackgespräch stattgefunden, das nach den Tests angeboten wird. Diese Gespräche sollen im nächsten Jahr beim dritten Zyklus modifiziert und um eine kompakte In-house-Schulung in wichtigen Indikationsgebieten erweitert werden.

Töbing erinnerte an den "Pakt für Prävention", den die Hamburger Regierungsparteien im Juni ins Leben gerufen hatten. Die Ziele des Paktes, dem sich auch die Apothekerkammer angeschlossen hat, sind: "Gesund aufwachsen", "Gesund alt werden" sowie "Gesund arbeiten und leben". Außerdem verwies Töbing auf die erfolgreiche Arbeit der Qualitätszirkel der Kammer. Die Kammer sei auch auf eine verstärkte Nachfrage zur Schulung für das Qualitätsmanagement vorbereitet. Denn es sei klar, dass die Verpflichtung zur Qualitätssicherung für jede Apotheke in der neuen Apothekenbetriebsordnung festgeschrieben wird.

tmb


Resolution


Resolution der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg zur Belastung der Hamburger Apotheken durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG)

Mit Unverständnis und tiefer Enttäuschung nehmen die Mitglieder der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg die auf die Apotheken bezogenen Regelungen des geplanten AMNOG zur Kenntnis. Die Offizinapotheken, obwohl nur zu 2,6% an den Gesamtkosten der GKV beteiligt, werden durch das AMNOG als einzige Leistungserbringer mit existenzbedrohenden finanziellen Einbußen belegt. Das unausgewogene und in seinen Konsequenzen nicht durchdachte gesundheitspolitische Konzept der Bundesregierung schlägt für eine typische Apotheke mit 10.000 Euro nicht kompensierbarem Rohertragsverlust und damit mit 14% des Bruttogewinns direkt durch, nimmt vielen Apotheken in Hamburg die Luft zum Atmen und gefährdet die Arbeitsplätze von qualifiziertem pharmazeutischem Personal.

Apothekerinnen und Apotheker tragen bereits jetzt durch die Umsetzung der Rabattverträge mit einem Einsparvolumen von fast einer Milliarde Euro erheblich zur Stabilisierung der Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen bei. Für die steigenden Ausgaben im Arzneimittelbereich ist nicht die Apotheke, sondern ausschließlich die Preisbildung der Hersteller verantwortlich. Dass nun die Apotheken verstärkt und dramatisch belastet werden und damit für die zusätzliche Finanzierung anderer Leistungserbringer herhalten müssen, ist nicht mehr nachvollziehbar und auch nicht hinnehmbar.

Die Hamburger Apotheker werden deshalb in den nächsten Wochen und Monaten ihren Kunden gegenüber darlegen, dass die Regierungskoalition jegliche Basis für Qualität und Kundenservice in der individuellen Arzneimittelversorgung zerstört.

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