Arzneimittelversorgung: Glaeske will Analoga sanktionieren

BERLIN (ks). Gerd Glaeske, Berater der Regierung und Krankenkassen in Arzneimittelfragen, ist der Auffassung, dass die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Medikamente um rund 15 Prozent gesenkt werden könnten - und das im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Regelungen. So müsse die Festbetragsregelung ausgebaut und bis dahin der Herstellerrabatt von 16 Prozent für Analogpräparate ohne Zusatznutzen beibehalten werden.

Seinen Maßnahmenkatalog zur Senkung der Arzneimittelausgaben stellte Glaeske bei einem Pressegespräch der Gmünder Ersatzkasse am 15. November in Berlin vor. Für den Pharma-Experten ist die Festbetragsregelung das Erfolgsmodell für mehr Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung, insbesondere seit sie auch patentgeschützte Präparate umfasst. Die Selbstverwaltung müsse daher rasch für Erweiterungen sorgen. Glaeske hofft dabei auch, dass es zu einem Wettbewerb unter der Festbetragsgrenze kommen wird.

Patentierte Analogpräparate ohne Zusatznutzen, die (noch) keinem Festbetrag unterliegen, will er sanktioniert wissen. Für sie soll auch weiterhin der erhöhte Herstellerrabatt von 16 Prozent gelten. Ausgenommen sollen solche Analoga sein, die den Preiswettbewerb fördern, weil es noch keine Generika gibt. Alle anderen Me-Toos brauche man angesichts bestehender Alternativen nicht. "Sie machen keinen Sinn und verstopfen nur die Transparenz", so Glaeske. "Echte" Innovationen müsse man hingegen "honorieren" - für sie soll nur ein sechsprozentiger Rabatt fällig werden.

Vom Festpreis zum Höchstpreis Weiterhin sprach sich Glaeske dafür aus, dass Krankenkassen mit Herstellern in Preisverhandlungen treten, um Einkaufsrabatte für ihre Versicherten zu erzielen: "Wir müssen vom Modell Festpreis zum Modell Höchstpreis kommen." In Therapienetzen von Ärzten und Apothekern müssten kassenspezifische Vertragslisten für Arzneimittel die Basis für die Versorgung werden. Diese Listen sollten sowohl Qualitäts- als auch Preisvergleiche berücksichtigen und von den Ärzten EDV-unterstützt verwendet werden können. Alternativ könnten die Versicherten sich auch entscheiden, in Versandapotheken einzukaufen, wo die gleichen Arzneimittel-Vertragslisten gelten. Glaeske forderte zudem, die Verordnung von Generika über Therapieempfehlungen zu fördern. Auch pharma-gesponserte und manipulierende Praxis-Software könnten Einsparziele verhindern. Sie will der Arzneimittelfachmann daher verbannen.

Kein Verständnis für Klagen der Industrie Als "Unverschämtheit" bezeichnete es Glaeske, wenn die Pharmaindustrie klage, durch die aktuelle Festbetragsbildung wirtschaftlich benachteiligt zu sein. Kritik übte er vor allem an der Pfizer-Kampagne für Sortis: Das Unternehmen nehme die "Patienten zur Geißel seiner Profitinteressen". Auch die "Jammerei" über den Standort Deutschland kann Glaeske nicht nachvollziehen. So habe Großbritannien "alle Gängelungsinstrumente", die die Hersteller fürchten "dennoch gebe es hier mehr Forschungsstandorte und würden mehr Investitionen getätigt. Dagegen sei Deutschland ein "Schlaraffenland", das leider träge mache.

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