Arzneimittel und Therapie

Genetischer Risikofaktor für Lungenkrebs: Bluttest zeigt Krebsrisiko an

Wissenschaftler am Weizmann-Institut haben einen neuen genetischen Risikofaktor entdeckt, der aufzeigen kann, wer ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs hat. Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Raucher, die ein neu entdecktes Marker-Gen tragen, mit ungefähr 120mal höherer Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs erkranken können als Nichtraucher ohne diesen Risikofaktor. Eine einfache auf diesen Funden basierende Blutuntersuchung soll in der Lage sein, Raucher ausfindig zu machen, die einem besonders hohem Risiko ausgesetzt sind.

Die Funde von Professor Zvi Livneh und Dr. Tamar Paz-Elizur aus der Bio-Chemie-Abteilung des Weizmann-Institut in Israel sind das Ergebnis langjähriger Forschung, die über die Rolle der DNA-Reparaturmechanismen bei Krebs durchgeführt wurde. Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf den Lungentumor, eine der am weitesten verbreiteten Tumorart, die für 30 % aller Krebstoten verantwortlich ist. Allein in den USA gibt es jährlich 160 000 neue Patienten. Rauchen ist die Hauptursache für einen Lungentumor, und 90 % der ins Krankenhaus eingelieferten Lungenkrebs-Patienten sind Raucher. Dennoch entwickeln nur 10 % der schweren Raucher die Krankheit, was auf die Involvierung einer persönlichen genetischen Anfälligkeit hindeutet. Die Frage war, ob diese Anfälligkeit durch eine verringerte Fähigkeit DNA-Schäden zu reparieren verursacht wird.

Reparaturenzyme überfordert

Die menschliche DNA wird ungefähr 20 000 mal am Tag durch Faktoren wie UV-Strahlen, Zigarettenrauch oder andere Umwelteinflüsse geschädigt. Werden diese Schäden an der DNA nicht behoben, so können sie zu Krebs führen. Der Organismus verfügt über Enzyme, deren Aufgabe es ist, die DNA zu reparieren. Diese Enzyme schneiden die beschädigten Teile herausschneiden und ersetzen sie mit einem neuen DNA-Teil. Die Effizienz dieser Reparaturenzyme spielt daher bei der Krebsprävention eine wichtige Rolle. Livneh und sein Team konzentrierten sich auf ein spezifisches DNA-Reparaturenzym, die so genannte OGG1 (8-Oxoguanine DNS Glycosylase 1), die DNA-Teile entfernt, die von toxischen Sauerstoff-Radikalen, die im Tabakrauch vorkommen, geschädigt wurden. Mit dem Bluttest ist es nun möglich, die OGG1-Aktivität zu messen. So konnten die Forscher herausfinden, dass 40 % der Lungenkrebspatienten – im Gegensatz zu nur 4 % der allgemeinen Bevölkerung – eine geringe OGG1-Aktivität aufweisen. Diese und andere in der Studie veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass eine niedrige OGG1-Aktivität in einer hohen Krebs-Anfälligkeit resultiert, die 5 bis 10 mal höher ist, als bei denjenigen, deren OGG1-Aktivität normal ist. Rauchen steigert dieses Risiko, da es mehr Schäden verursacht, die die DNA-Reparaturenzyme, einschließlich OGG1, zu beheben haben. Bei Rauchern mit einer niedrigen OGG1-Aktivität wurde offenbar, dass sie das höchste Lungenkrebs-Risiko tragen, und zwar um 120mal höher als Nichtraucher mit normaler OGG1-Aktivität.

Raucher zum Aufhören motivieren

Es wird vermutet, dass ein erheblicher Anteil der Lungentumorfälle aus einer Kombination von Rauchen und verringerter OGG1-Aktivität resultieren kann. In diesem Fall würde ein gezieltes Screening an Rauchern nach niedriger OGG1-Aktivität helfen, diese davon zu überzeugen, das Rauchen aufzugeben. Natürlich sind selbst Raucher mit normaler OGG1-Aktivität einem höheren Risiko als die allgemeine Bevölkerung ausgesetzt, an Lungenkrebs zu erkranken, und der Bluttest kann nicht garantieren, dass sie die Krankheit nicht bekommen. Auch verursacht das Rauchen andere Krebsarten und kardiovaskuläre Erkrankungen, deren Beziehung zur OGG1-Aktivität noch nicht bekannt ist.

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