Arzneimittel und Therapie

RS-Virusinfektionen: Palivizumab schützt Neu- und Frühgeborene

Signifikant gestiegen ist in den vergangenen Jahren die Inzidenz der regelmäßig im Winterhalbjahr auftretenden Infektionen mit dem RS-Virus (Respiratory Syncytial Virus) bei frühgeborenen und immungeschwächten Babys, wie die Firma Abbott berichtete. Die Folgen dieser Infektion sind schwere, stationär behandlungsbedürftige Erkrankungen der unteren Atemwege wie Bronchiolitis und Pneumonie. Studien belegen ein hohes Risiko, innerhalb von zehn Jahren nach RSV-Infektion an Asthma zu erkranken.

Risikopatienten sind vor allem Säuglinge mit bronchopulmonaler Dysplasie, deren Rehospitalisierungsrate sogar bei 40 Prozent liegt. Weiterhin zählen dazu Frühgeborene unter der 30. Schwangerschaftswoche sowie Kinder mit angeborenen Vitien und komplexen, vor allem neurologischen Fehlbildungen.

RS-Virus befällt den gesamten Respirationstrakt

Das RS-Virus befällt den Respirationstrakt und führt zu schweren Erkrankungen der unteren Atemwege wie Bronchiolitis und Pneumonie. Zwischen den Monaten September und April sind in Europa mehr als 50 Prozent aller Hospitalisierungen bei Kindern unter zwei Jahren mit Atemwegserkrankungen auf RSV zurückzuführen. Es liegen zahlreiche Studien über die Folgen von RS-Virusinfektionen vor. Danach kann heute ein Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod nicht mehr ausgeschlossen werden. Auch der akute Herztod durch Linksherzversagen scheint bei Risikopatienten mit RSV-Infektionen in Zusammenhang zu stehen.

Asthma und Allergien als Folgen der RSV-Bronchiolitis

Sicher ist, dass in den ersten drei Jahren nach einer Erstinfektion eine erhebliche Prävalenz zu obstruktiver Symptomatik besteht. Wie eine aktuelle prospektive Studie aus Skandinavien belegt, liegt die Prävalenzrate für Asthma-Erkrankungen im Alter von sieben bis zehn Jahren nach einer RSV-Bronchiolitis zwischen 23 und 39 Prozent. Das gilt in verstärktem Maße bei genetischer Vorbelastung. Auch allergische Dispositionen wurden bei diesen Kindern mit 40 Prozent im Vergleich zu der Kontrollgruppe vermehrt beobachtet.

Aufgrund der in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegenen Zahl von RS-Viruserkrankungen wird vermutet, dass zwischen 15 und 20 Prozent aller jetzigen Asthma-Erkrankungen bei Schulkindern Folgen frühkindlicher RS-Virusinfektionen sind.

Man weiß heute, dass nach RSV-Infektionen verstärkt entzündliche Reaktionen auf Allergene auftreten. Die zugrunde liegenden Mechanismen werden in einem getriggerten Zusammenspiel von immunologischen und neuronalen Abläufen vermutet. Auslöser ist das Virus. Es induziert eine Steigerung der Expression des neuronalen Wachstumsfaktors und seiner Rezeptoren. Dies wiederum führt zu einer pathologischen Beeinflussung der Verteilung und Reaktionsfähigkeit der sensorischen Nerven im gesamten Respirationstrakt und verstärkten entzündlichen Reaktionen während und auch nach der Infektion, wie anhand experimenteller Untersuchungen dargelegt werden konnte.

Monoklonaler Antikörper dient als wirksame Prophylaxe

Seit 1998 gibt es den monoklonalen Antikörper Palivizumab (Synagis®) zur Prophylaxe von RS-Virusinfektionen. Er bindet an das A-Epitop des RS-Virus. Palivizumab wird in der Zeit von Oktober bis April einmal monatlich intramuskulär verabreicht. Damit kann die Zahl der RSV-bedingten Hospitalisierungen reduziert werden. Das haben eine Reihe von internationalen Studien eindeutig belegt.

Eine Metaanalyse von Studien mit insgesamt 11 358 Kindern mit unterschiedlichen Risikofaktoren ergab eine Hospitalisierungsrate mit Palivizumab-Prophylaxe zwischen 1,5 und 5,6 Prozent, während ohne Schutz zwischen 9,8 und 18,4 Prozent der Kinder stationär behandelt werden mussten. Nosokomiale Infektionen, deren Problematik zunimmt, können mit dem monoklonalen Antikörper ebenfalls verhindert werden.

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