Feuilleton

Zur Erinnerung: 100. Geburtstag von Josef Eisenbrand

In der quantitativen Analytik des 20. Jahrhunderts war die Fluorimetrie von großer Bedeutung. Das auf der charakteristischen Fluoreszenz bestrahlter Substanzen beruhende Verfahren fand in der Biologie, Kriminalistik, Medizin, Archäologie, Geologie und Lebensmittelchemie breite Anwendung. Als Meister der Fluorimetrie hat sich Josef Eisenbrand einen Namen gemacht.

In Hollfeld/Oberfranken am 2. Juni 1901 geboren, besuchte Eisenbrand das Gymnasium in Lohr, erlernte von 1920 bis 1922 in Würzburg die Pharmazie, legte sein Vorexamen ab und begann an der Universität Würzburg das Studium der Chemie und Pharmazie.

Wissenschaftliche Laufbahn

Von 1925 bis 1927 arbeitete Eisenbrand in Frankfurt am Main bei dem Physikochemiker Hans von Halban (1877-1947), dem damaligen Leiter des physikalisch-chemischen Hauptlabors der Metallbank AG. 1927 wurde er zum Dr.phil. promoviert ("Zur Kenntnis der Lichtabsorption in Lösungen starker Elektrolyte", Diss., Würzburg) und war danach bis 1929 als Privatassistent bei Professor von Halban tätig. Diese Zusammenarbeit schuf die Grundlage für seine spätere Tätigkeit als Lebensmittelchemiker. Zur gleichen Zeit setzte Eisenbrand an der Universität Frankfurt bei Professor Carl Mannich (1877-1947) sein Pharmaziestudium fort und führte mit ihm eine Arbeit über stark lichtbrechende Stoffe zum Lichtschutz der Haut durch. Darin findet man wesentliche Gesichtspunkte, die der Herstellung von Sonnenschutzcremes dienten.

Mannich war 1927 als Nachfolger von H. Thoms Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin geworden. Nachdem Eisenbrand unter Professor Hugo Dieterle in Frankfurt am Main sein pharmazeutisches Staatsexamen abgelegt hatte, siedelte er 1929 nach Berlin über und arbeitete dort als Unterrichtsassistent von Mannich. Damals befasste er sich unter anderem mit physikalisch-chemischen Methoden zur Untersuchung von Lebens- und Arzneimitteln. 1930 heiratete er Charlotte Weißflog, und 1931 erhielt er seine Approbation als Apotheker. Darauf ging er auf Veranlassung von Mannich für ein Jahr zusammen mit seiner Frau als Rockefeller Fellow an die Universität Edinburgh. Dort arbeitete und forschte er unter Professor G.Barger (1878 bis 1939) auf dem Gebiet der organischen Synthesen ("Die Konstitution des Laurotanins", 1933).

Forschung in der Industrie

Nachdem Eisenbrand sein Lebensmittelchemikerexamen 1934 abgelegt hatte, erhielt er im gleichen Jahr eine Anstellung bei den Farbwerken Hoechst. Dort leitete er von 1935 bis 1945 das pharmazeutische Untersuchungslaboratorium. Zu seinen Forschungsarbeiten dieser Zeit zählen unter anderem der mit Hermann Picher durchgeführte polarographische Nachweis von Sexualhormonen, die Lichtabsorption des Salvarsans, Bestimmung des Zinkgehalts des Pankreas (1941 mit M.Sienz), die Bindung des Zinks ans Insulin, Untersuchung von Zink-Aminosäuren-Komplexen mit einer neuartigen elektrometrischen Methode sowie die Verteilungskoeffizienten von Novocain und Pantocain in wässrigen und lipophilen Phasen (1938 mit H. Picher). Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs zum Volkssturm einberufen, wurde Eisenbrand im April 1945 durch einen Oberschenkelschuss schwer verletzt. Nach einem längeren Lazarettaufenthalt konnte er in seine Heimat zurückkehren.

Da ihn die im Krieg schwer geschädigte Firma Hoechst nach Kriegsende nicht mehr einstellen konnte, arbeitete Eisenbrand zunächst als freiberuflicher Chemiker. Von 1947 bis 1950 leitete er die von ihm aufgebaute pharmazeutisch-chemische Abteilung der Firma Salvia-Werke in Homburg (Saar).

Schwerpunkt Lebensmittelchemie

1950 übernahm Eisenbrand die Leitung des staatlichen Chemischen Untersuchungsamtes für das Saarland in Saarbrücken. Diese Posten hatte er bis 1967 inne. An der Universität des Saarlandes habilitierte Eisenbrand sich 1955 für das Fach Lebensmittelchemie ("Lumineszenzanalyse als empfindliche Beweismethode insbesondere für lebenswichtige Spurenstoffe in der Lebensmittelchemie"). Er wurde apl. Professor und hielt von 1959 bis 1972 auch an der Universität Karlsruhe Vorlesungen.

Über die Fluorimetrie, die sein Lieblingsarbeitsgebiet war, hat Eisenbrand eine große Anzahl von Aufsätzen publiziert. Außerdem war er Verfasser, Mitherausgeber und Mitarbeiter an folgenden Sammelwerken und Fachbüchern: "Lumineszenz-Analyse im filtrierten ultravioletten Licht: Ein Hilfsbuch beim Arbeiten mit der Analysenlampe" (mit P.W. Danckwortt); "Laboratoriumsbuch für den Lebensmittelchemiker" von A. Beythin und W. Diemaier; "Fluorimetrie - eine Anleitung zur Ausführung von quantitativen fluorimetrischen und spektrofluorimetrischen Messungen", 1966; "Fluoreszenzmikroskopie" von M.Haitinger, Neubearbeitung zusammen mit G.Werth, 1959; "Handbuch der Lebensmittelchemie" von L.Acker und K.-G. Bergner). In vielen Publikationen hat er sich mit der Ausarbeitung physikalisch-chemischer Bestimmungsmethoden für Lebensmittel, Untersuchungen von Lebensmittelfarbstoffen (Azofarbstoffe u.a.), flammenphotometrischen Untersuchungen und Fluoreszenz-Luminiszenzproblemen beschäftigt. In diesen Arbeiten schlug er eine Brücke zwischen Lebensmittelchemie, praktischer Pharmazie und physikalischer Chemie.

Nach der Rückgliederung des Saargebietes in die Bundesrepublik Deutschland (1959) wurde Eisenbrand 1960 Neubegründer der Landesgruppe Saar der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, deren Vorsitzender er bis 1966 (ab 1967 Ehrenvorsitzender) war. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm 1966 von der Gesellschaft Deutscher Chemiker die Joseph-König-Gedenkmünze verliehen.

Genealogie als Hobby

Neben seiner Tätigkeit als Lebensmittelchemiker und Wissenschaftler betrieb Eisenbrand als Hobby die Ahnenforschung und Genealogie. So war er auch Mitarbeiter der Zeitschrift "Genealogie". Darin veröffentlichte er z.B. Aufsätze über namenskundliche Themen (1976, 1978, 1981, 1982), über die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen alteingesessenen Familien in Mellrichstadt und Ostheim v.d. Röhn (1980), über Wanderungsvorgänge (1977) sowie über die Beziehungen zwischen Genealogie und Humangenetik (1981).

Am 19.Januar 1982 verstarb Josef Eisenbrand in Saarbrücken. Noch heute werden sich an diesen liebenswürdigen und hilfsbereiten Menschen, der viel für die Weiterentwicklung der Lebensmittelchemie geleistet hat, viele seiner ehemaligen Schüler, Mitarbeiter und Freunde in Dankbarkeit erinnern.

Literatur Poggendorff: Biographisches Wörterbuch der exakten Wissenschaften, Bd.VI, T.1, S.648; Bd.VIIa, T.1, S.490f.; Bd.VIII, T.2, S.991-994. B. Koether: Herrn Prof. Dr. phil. J. Eisenbrand zur Vollendung des 60. Lebensjahres. Dtsch. Lebensmittel-Rdsch. 57 (1961), 161. H. W. Eich: Zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. J. Eisenbrand. Pharm. Ztg. 106 (1961), 626. H. Kaiser: Prof. Dr. J. Eisenbrand, Saarbrücken, 60 Jahre. Mitt. DPhG 31 (1961), 167f. N.N.: Prof. Dr. J. Eisenbrand, Saarbrücken, 60 Jahre. Dtsch. Apoth. Ztg. 101 (1961), 622. Fey: Prof. Dr. J. Eisenbrand zum 80.Geburtstag. Dtsch. Apoth. Ztg. 121 (1981), 1177. N.N.: Prof. Dr. J. Eisenbrand zum 80.Geburtstag. Dtsch. Lebensmittel Rdsch. 77 (1981), 233. W. Huschke: Prof. Dr. J. Eisenbrand†. Genealogie 31 (1982), H.3, 88. Mitteilungen der Firmen Aventis (Hoechst) und E.Merck, 2001.

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