Arzneimittel und Therapie

Primär- und Sekundärprävention der KHK: Fett reduzieren – auf den Rippe

Bei Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen gibt es, leider, nichts Neues: Die Zielvorgaben sind bekannt, ebenso die Tatsache, dass sie meist nicht erreicht werden. Die traurige Konsequenz: Koronare Todesfälle sind so häufig wie eh und je. Da hilft nur: Aufklärung - Aufklärung - Aufklärung. Auch über Cholesterinspiegel und Übergewicht.

In der Sekundärprävention sind Kardiologen, Internisten und Niedergelassene noch immer mehr auf technische Verfahren und Medikamente fixiert als auf eine, zugegebenermaßen zeit- und nervenaufreibende, Änderung der Lebensgewohnheiten beim gefährdeten Patienten. Dies ist die "Moral der Geschichte" aus der zweiten EuroASPIRE-Studie aus den Jahren 1999/2000, in der die Situation in der Sekundärprävention in europäischen Ländern untersucht wurde.

Steigende Zahl der Übergewichtigen

Auffallend ist die massiv steigende Zahl Übergewichtiger in den letzten fünf Jahren von 23 auf 31 Prozent. Die Adipositas gilt daher auch als eines der großen Probleme. Zwar haben in Deutschland nur 1 Prozent aller Bundesbürger einen BMI über 40. Immerhin 16 Prozent können aber mit einem BMI über 30, und 50 Prozent mit einem BMI über 25 aufwarten. Das kardiovaskuläre Risiko steigt aber bereits ab einem BMI über 25 an, ab einem BMI von 27 bereits stark - so die Ergebnisse der "Nurses Health Studie". Geht das Körpergewicht in die Höhe, zieht dies in der Regel auch eine Erhöhung anderer Risikofaktoren nach sich: Blutdruck und Cholesterinspiegel machen den Anstieg locker mit.

Gewicht halten ist das Problem

Das zentrale Problem in den Bemühungen um Gewichtkontrolle ist dabei weniger, das Gewicht zu reduzieren als vielmehr das erreichte Gewicht dann auch zu halten. Einer der Gründe: In unserer Gesellschaft lauern "Herz-Kreislauf-Fallen", in die wir nur all zu gerne tappen. Fastfood und Fertiggerichte, die mit gesunder Ernährung in aller Regel wenig gemein haben, sind ein Synonym für unsere schnelllebige Zeit geworden. Drei Viertel aller Deutschen bereiten sich keine warme Mahlzeit mehr zu.

Statine gegen Plaqueruptur

Neben der Gewichtsreduktion stehen in der Sekundärprävention die erhöhten Cholesterinspiegel häufig im Mittelpunkt. Häufig reicht eine Ernährungsumstellung allein nicht aus, um eine adäquate Senkung zu erzielen. Längst hat sich hier die Therapie mit Statinen etabliert, die nicht nur die Blutfette, sondern auch Myokardinfarkt und Apoplexrisiko senkt. Eine aggressive lipidsenkende Therapie führt innerhalb kurzer Zeit zu besseren Ergebnissen als eine Operation der Herzkranzgefäße mit einer Stent-Implantation.

Der Hintergrund: Statine sorgen vor allem für eine Stabilisierung der atherosklerotischen Plaque und verhindern so die gefürchtete Plaqueruptur, die den akuten thrombotischen Gefäßverschluss nach sich zieht, und sie verbessern die Endothelfunktion. Erst im späteren Therapieverlauf verkleinert sich auch die Plaque - ein Effekt, der inzwischen allerdings als weniger bedeutend gilt. Die Verordnung von Statinen trägt der klaren Studienlage allerdings keineswegs Rechnung: Nur 40 Prozent der Herzinfarktpatienten erhalten bei Entlassung einen Lipidsenker, Frauen noch seltener als Männer.

Primärprävention mit der Nahrung: Fette reduzieren

Ziel sollte es allerdings sein, durch eine geeignete Primärprävention die Sekundärprävention letztlich überflüssig zu machen. Auch hier gilt das Augenmerk den Cholesterinwerten. Werden diese um zehn Prozent gesenkt, rutscht das Herzinfarktrisiko um etwa 25 Prozent nach unten.

Dreh- und Angelpunkt für die Höhe des Cholesterinspiegels ist der Fettverzehr. Gerade in der Primärprävention lässt er sich, außer bei genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen, über die Nahrung durchaus reduzieren. Besonders ungünstig sind gesättigte Fettsäuren. Sie kommen vor allem in fettreichen Wurst- und Käsesorten vor, und, häufig vergessen, in hohen Mengen auch im Fastfood und der schnell im Ofen erhitzten Tiefkühlpizza. Sie erhöhen den Plasmacholesterinspiegel, während ungesättigte Fettsäuren aus hochwertigen Pflanzenfetten die Werte reduzieren. Diätmargarine und -öl sind für Risikopatienten also durchaus empfehlenswert und nicht nur Augenwischerei. Fazit: Der beste Schutz für Herz und Gefäße ist eine cholesterinbewusste Pflanzenkost mit reichlich Vitaminen und Ballaststoffen.

Da vielen angesichts der immer neuen Skandale im Bereich Tierzucht ohnehin der Appetit auf Fleisch und Wurst vergangen ist, lässt sich diese Empfehlung derzeit vielleicht eher mit Erfolg "verkaufen". Inzwischen gibt es auch Margarine, die mit Pflanzensterinen angereichert ist (z. B. becel pro-aktiv). Der günstige Effekt der Margarine durch die darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren wird dadurch noch gesteigert. Da in Deutschland viel Brot gegessen wird, lassen sich mit solchen Streichfetten die Cholesterinspiegel quasi nebenbei senken. Auch in der Sekundärprävention kann phytosterinangereicherte Margarine komplementär zu Medikamenten vorteilhaft sein.

Quelle: 5. Presseseminar der Stiftung zur Prävention der Arteriosklerose: "Messen, Wissen, Handeln! Zwischen Primär- und Sekundärprävention liegen manchmal nur ein paar Sekunden - und jahrzehntelange Chancen", München, 30. Januar 2001.

Bei Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen gibt es nichts Neues: Die Zielvorgaben sind bekannt, ebenso die Tatsache, dass sie meist nicht erreicht werden. Die traurige Konsequenz: Koronare Todesfälle sind so häufig wie eh und je. Da hilft nur: Aufklärung – Aufklärung – Aufklärung. Auch über Cholesterinspiegel und Übergewicht.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.