Feuilleton

Zur Erinnerung: 425. Geburtstag des Apothekers Louis Hébert

Mit der Entdeckung von Amerika durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492 und des Seeweges nach Indien (1498) durch Vasco da Gama begann die Ära der neuzeitlichen Siedlungs- und Wirtschaftskolonisation durch die europäischen See- und Handelsmächte. Nach Spanien und Portugal errichteten auch die Niederlande, Großbritannien und Frankreich Kolonialreiche. So erhob Frankreich nach der ersten Nordamerika-Forschungsreise des französischen Seefahrers Jacques Cartier (1491-1557) im Jahre 1534 einen offiziellen Anspruch auf Kanada, welches ab 1603 von Samuel de Champlain (1567-1635) erschlossen und kolonisiert wurde. Bei diesen Arbeiten spielte der Apotheker Louis Hébert eine große Rolle. Als Sohn des Apothekers Nicolas Hébert, der am Hofe der Königin Catharina von Medici in Paris tätig war, wurde Louis Hébert 1575 (?) geboren. Über seine Jugendzeit ist kaum etwas bekannt. Unter anderem weiß man, dass er im Haus "Mortier d'or" (Zum goldenen Mörser) in der Nähe des Louvre (heute: 129 rue S.-Honoré) geboren wurde. Er erlernte den Beruf seines Vaters und gehörte vermutlich der Apotheker-Bruderschaft in Saint Germain-des-Prés an.

Aufbruch nach Akadien

Angeregt durch Jean de Biencourt de Poutrincourt, den Mann einer Cousine, begann Hébert sich für die französischen Ansiedlungen in Nordamerika zu interessieren. So entschloss er sich 1603, mit Poutrincourt an einer Expedition von Pierre Du Gua de Monts, der zum Vizekönig für die Gebiete nördlich des 40. Breitengrades ernannt worden war, teilzunehmen. Auf der Insel "Žle Sainte-Croix" und in Port-Royal (heute Annapolis Royal) in Acadie (heute: Nova Scotia) wurden von der Expedition zwei Forts und Pelzkontore angelegt. Von 1604 bis 1607 (Abberufung von de Monts) und von 1610 bis 1613 übte Hébert in Port-Royal seinen Beruf als Apotheker aus und stand als solcher den französischen Einwanderern und den einheimischen Indianern sowie dem Häuptling Membertou mit medizinischem Rat und Verabfolgung von Arzneimitteln hilfreich zur Seite. Nebenbei beschäftigte sich Hébert auch intensiv mit dem Studium der einheimischen Flora und befasste sich mit der Landwirtschaft. 1606 führte eine Expedition nach Süden, wo Hébert mit Champlain und Poutrincourt im heutigen Gloucester (Massachusetts) eine Pflanzung anlegte.

Zweiter Ansiedlungsversuch in Kanada

Als die Engländer, eifersüchtig über die aufblühende französische Kolonie Acadie, immer wieder die dortigen französischen Niederlassungen angriffen, kam Hébert im Sommer 1613 in englische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung (1614) kehrte er nach Frankreich zurück. Im Winter 1616/17 nahm er wieder Kontakte zu seinem Freund Champlain auf, der 1608 Québec, die älteste Siedlung Kanadas am St. Lorenzstrom, gegründet hatte und weiter für die Kolonisierung warb. Champlain handelte für Hébert einen Vertrag mit der "Compagnie du Canada" aus, der ihm während der Zeit der Urbarmachung des Landes Hilfe und zahlreiche Vergünstigungen bringen sollte. Hébert verkaufte also sein Haus und seinen Garten in Paris und ging zusammen mit seiner Frau Marie geb. Rollet (†1649) und seinen drei Kindern Anne (†1619), Guillemette (1606 bis 1684) und Guillaume (†1639) nach Honfleur, um sich dort einzuschiffen. Dort erfuhr Hébert, dass die Compagnie, die allein am Pelzhandel interessiert war, ihren Versprechungen nicht nachkommen wollte. Gezwungenermaßen schloss er einen neuen Vertrag ab, der für ihn viel ungünstiger war. Am 15. Juli 1617 kam er mit seiner Familie in Québec an. Sie blieben ein Jahrzehnt lang die einzige Familie in der Siedlung, die nur 70 Einwohner zählte.

Kanadas erster Farmer

In Québec nahm Hébert seine Tätigkeit als Apotheker und Landwirt wieder auf. Zunächst war er der Einzige, der das Land urbar machte. Da er keinen Pflug besaß, musste er den Boden mit den unterschiedlichsten Handwerkzeugen (z.B. Schaufeln, Spaten, Hakken) bearbeiten. Erst ein Jahr nach seinem Tode konnten die Siedler größere Landflächen mit einem von einem Ochsen gezogenen Pflug bearbeiten. Hébert besaß am Ufer des Flusses Saint-Charles Weideflächen für seine Schweine und legte auf dem höher gelegenen Gelände Getreidefelder an. Außerdem besaß er einen Gemüse- und Obstgarten. Diesen bepflanzte er mit Apfelbäumen, die er sich aus der Normandie hatte kommen lassen. Bereits 1618 besuchte Champlain diese Gegend und war erstaunt, was Hébert dort in kurzer Zeit alles geschaffen hatte. Mit Recht kann man Hébert als den ersten kanadischen Farmer bezeichnen. Dank der von ihm eingelagerten Getreidevorräte war es ihm sogar möglich, den bedürftigen und armen Siedlern behilflich zu sein. Schwierigkeiten und Ärger bekam der eifrige und fleißige Farmer mit der Compagnie, die ihn am Verkauf seiner Produkte zu hindern suchte, denn sie sah in der aufstrebenden Landwirtschaft eine Gefahr für den Handel. Sie akzeptierte die Einreise von Siedlern nur unter der Bedingung, dass diese die Landwirtschaft lediglich während der Freizeit betreiben dürfen.

Edelmann im Dienste des Königs

Im Jahr 1620 kehrte Champlain, den man zum Gouverneur von "Nouvelle France" ernannt hatte, mit seiner Familie wieder nach Québec zurück. Er brachte aus Frankreich ein Mandat mit, das Hébert zum "procureur de roi", einer Art Staatsanwalt, machte. Damit wurden die Verdienste dieses Apothekers und beherzten Siedlers belohnt. Aufgrund seiner Bittschrift an den König erhielt er 1623 die Ländereien um sein Haus als Lehen (später "Sault-au-Matelot"). 1626 kam das Land am Fluss S.-Charles als Lehen (später "Lespinay") hinzu. Damit war er zugleich geadelt. Dennoch behielt er seine schlichte Art bei. Ende 1626 erlitt er auf dem Eis einen schweren Sturz, der ihm den Tod bringen sollte. Hébert starb an den Folgen dieses Unfalls am 25. Januar 1627 in Québec und wurde auf dem Friedhof von Récollet beigesetzt. (1678 wurden seine Gebeine in die Gruft der kurz zuvor errichteten Kapelle von Récollet überführt.) Die Hälfte des Besitzes erbten seine Tochter Guillemette und ihr Ehemann Guillaume Couillard (†1663), durch die Hébert zum Stammvater zahlloser Kanadier wurde. Hébert gehörte zu den prominentesten Personen, die sich um die Besiedlung Kanadas durch die Europäer verdient gemacht haben. Er war der erste französische Apotheker in der Neuen Welt, einer der ersten Siedler in "Neu-Frankreich" am St. Lorenzstrom und der erste Staatsanwalt von Québec. Sein Wohnhaus, das oben an einem Bergabhang stand, blieb bis 1632 das einzige Privathaus in Québec. Nicht weit von diesem befand sich ein kleines hölzernes Fort, das seinem Freund Champlain gehörte. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitmenschen bezeichnete er die Indianer, die sein volles Vertrauen besaßen, als intelligente menschliche Wesen. 1918 errichtete man Hébert ein Denkmal in Québec. Anlässlich des 45. Internationalen Kongresses der "Fédération Internationale de la Pharmacie" (FIP), im Jahre 1985 in Montreal, ehrte man ihn mit der Herausgabe einer Briefmarke, die von C. Malenfant entworfen worden war. Die Pharmazeuten Kanadas sehen in Louis Hébert den Vater ihres Berufs. An seinem Geburtshaus in Paris erinnert eine Tafel daran, dass er der erste Landwirt von Acadie und Québec war.

Literatur - Hébert, der erste Apotheker in Nordamerika. Pharm. Ztg. 81 (1936), 1104. - Ethel M. G. Bennet: Louis, Guillemette und Joseph Hébert. In: Dictionary of Canadian Biography, Vol. I., Toronto 1966, S. 366-368. - F. Salentiny: S. de Champlain. In: Lexikon der Seefahrer und Entdecker. Tübingen 1974, S. 69f. - Siegfried Schmitz: S. de Champlain. In: Große Entdecker und Forschungsreisende. 2. Aufl., Düsseldorf 1983, S. 66f., 69. - A. Krebs: Louis Hébert. In: Dictionnaire de Biographie Franćaise, Vol. 17, Paris 1989, Sp. 806-808. - Veröffentlichung vom philatelistischen Dienst der kanadischen Postgesellschaft. - Mitteilungen von Herrn Pierre Julien, Paris.

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