Tag der Zahngesundheit

Gründlich und effektiv

Das richtige Werkzeug für die optimale Zahnpflege

Von Claudia Bruhn | „Gesund beginnt im Mund - Zähneputzen macht Schule“ lautet das Motto des „Tages der Zahngesundheit“ am 25. September. Rund um diesen Tag finden in ganz Deutschland viele Aktionen statt, die auf die Bedeutung regelmäßiger Zahnpflege hinweisen. Auch in der Apotheke müssen Mundhygiene-Produkte kein Schattendasein fristen. Nach den Ergebnissen aktueller Umfragen erscheint es besonders sinnvoll, sich den „Problemzonen“ der Zähne, den Interdentalräumen, sowie der Beratung von Eltern, die Fragen zur Kinder-Zahnpflege und zur Kariesprophylaxe haben, verstärkt zu widmen.

Für „Karius“ und „Baktus“ wird es langsam eng – denn nach einer Anfang 2013 veröffentlichten repräsentativen Umfrage widmen sich viele Deutsche mit Sorgfalt der täglichen Zahnpflege. In der von der GfK Marktforschung Nürnberg bei 2070 Personen ab 14 Jahren durchgeführten Erhebung putzten 73,1% der Befragten ihre Zähne zweimal täglich, morgens und abends. 13,5% von ihnen reinigten sie dreimal am Tag, weitere 2,6% sogar noch häufiger, also praktisch nach jedem Essen. „Normale“ Zahnbürsten nehmen noch immer den Spitzenplatz unter den Putzutensilien ein: 72% der Befragten verwenden sie, 67% wechseln sie auch, wie empfohlen, alle zwei Monate. Nachholbedarf besteht allerdings noch bei der Reinigung und Pflege der Zahnzwischenräume: Nur rund ein Viertel (24%) der Befragten gab an, Zahnseide zu benutzen, lediglich 7% verwenden Interdentalbürsten und nur knapp 6% eine Munddusche oder ein Dental-Center.

Pflege so früh wie möglich beginnen

Milchzähne sollten bereits gepflegt werden, sobald sie im Alter zwischen vier und sechs Monaten durchgebrochen sind. Experten raten beispielsweise, darauf haftende Beläge mithilfe eines feuchten Wattestäbchens oder Mulltuches zu entfernen. Wenn dann die erste Zahnbürste zum Einsatz kommt, geht es zunächst weniger darum, dass das Kind damit die Zähne tatsächlich selbst reinigt. Dazu ist es – je nach Entwicklungsstand – erst mit zwei bis drei Jahren in der Lage, Eltern müssen also bis etwa zum Schulalter immer noch „nachputzen“. Vielmehr geht es zunächst um das Einüben des Rituals, möglichst morgens und abends. Am besten gelingt dies, wenn Eltern oder Geschwister gemeinsam mit dem Nachwuchs ihre Zähne putzen.

Foto: Initiative proDente e. V.
Der Durchbruch des ersten Milchzahnes ist das Startsignal für den Beginn der Zahnpflege. Zur täglichen Mundhygiene kann eine auf die Bedürfnisse von Kleinkindern abgestimmte Zahnbürste genutzt werden.

Die Initiative proDente e.V., eine Vereinigung von fünf Verbänden, darunter die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), empfiehlt, bis zum Ende des ersten Lebensjahres beim Zahnarzt eine Kontrolluntersuchung durchführen zu lassen. Der Vorteil: Das Kind wird von Anfang an mit der Zahnarztpraxis vertraut, Eltern erhalten bei dieser Gelegenheit wichtige Informationen zur Mundgesundheit. Von staatlicher Seite gefördert wird die Gruppenprophylaxe in Schulen und Kindergärten, mit deren Hilfe, so proDente, erstmals Kinder aller sozialen Schichten erreicht werden und die auf diese Weise gesundheitliche Chancengleichheit bietet.

Für die bleibenden Backenzähne, die sich etwa ab dem sechsten Lebensjahr ausbilden, empfehlen Zahnärzte sobald wie möglich eine Fissurenversiegelung mit einer Kunststoffmasse. Denn das Risiko, dass in den kleinen Grübchen dieser Zähne Karies entsteht, ist besonders groß.

Kariesprophylaxe schon vor dem ersten Zahn?

Zahnärzte und Kinderärzte können sich nicht auf einheitliche Empfehlungen zur Kariesprophylaxe einigen. Daher stellen sie in ihrer gemeinsamen S2-Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“ (Stand Januar 2013) ihre unterschiedlichen Sichtweisen nebeneinander und geben damit dem Leser die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden. Ein Blick in verschiedene Online-Foren zeigt, dass das Thema „Fluoridtabletten oder nicht?“ auch unter Eltern kontrovers diskutiert wird. Apothekenmitarbeiter können hier verunsicherten Eltern beratend zur Seite stehen.

Aus den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder-
und Jugendmedizin e.V. und der Deutschen Akademie für Kinder-
und Jugendmedizin e.V.:

„Zahnpasten sollen erst dann regelmäßig verwendet werden, wenn das Kind Zahnpasta nach dem Zähneputzen weitgehend ausspucken kann. Bei großer inter-individueller Variation ist diese Fähigkeit in der Regel im Alter von vier Jahren (fünftes Lebensjahr) erreicht. Die Empfehlung der Anwendung einer geringen Menge („dünner Film“, „erbsengroße Menge“) ist auf eine kariesprophylaktische Wirksamkeit nicht untersucht, wird in der Praxis nicht richtig umgesetzt und bietet keinen hinreichenden Schutz vor dem Verschlucken größerer Mengen an Zahnpasta.“

Die empfohlene Tagesdosis der Fluoridsupplementierung zeigt die Tabelle. Bis zum zweiten erlebten Frühsommer, das heißt je nach Geburtszeitpunkt für die ersten zwölf bis 18 Monate, soll die Fluoridgabe mit täglich 400 bis 500 I.U. Vitamin D kombiniert werden.

Empfohlene Tagesdosis für Kinder ohne weitere relevante Fluoridquellen und bei einem Fluoridgehalt im Trinkwasser bis zu 0, 3 mg/l
Alter (Jahre)Fluorid (mg/Tag)
0 bis < 20,25
> 2 bis < 40,5
> 4 bis < 60,75
> 61,0

Aus den zahnärztlichen Empfehlungen:

„Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt in Übereinstimmung mit zahlreichen anderen internationalen zahnmedizinischen Fachgesellschaften die Anwendung einer geringen Menge („dünner Film“) fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (500 ppm F) zur Zahnpflege ab Durchbruch der ersten Milchzähne einmal am Tag.

Ab dem Alter von zwei Jahren sollte zweimal täglich mit einer geringen Menge (ungefähr 5 mm langer Zahnpastastrang = erbsengroße Menge) fluoridhaltiger Kinderzahnpasta geputzt werden.

Nach Durchbruch der ersten bleibenden Zähne sollte zweimal täglich eine Erwachsenenzahnpasta verwendet werden.“

Mechanisch oder elektrisch?

Mit der richtigen Putztechnik können auch mit Handzahnbürsten (s. Kasten) zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Doch elektrische Zahnbürsten haben schon längst den Markt erobert und eignen sich für alle Altersgruppen:

  • Kinder und Jugendliche sind beim Putzen mit einer elektrischen Zahnbürste häufig motivierter und ausdauernder. Für ein optimales Putzergebnis muss die korrekte Handhabung jedoch zuvor richtig eingeübt werden.
  • Für Erwachsene, die Zähneputzen als „lästige Übung“ empfinden und sich nicht auch noch mit der korrekten Putztechnik auseinandersetzen möchten, ist eine elektrische Zahnbürste empfehlenswert, da sie viele notwendige Bewegungen selbst ausführt. Damit Zähne und Zahnfleisch nicht zu stark „geschrubbt“ werden – Zahnärzte berichten häufig über Putzschäden an den Zähnen ihrer Patienten – verfügen viele Modelle über Elemente zur Kontrolle des Anpress-Druckes.
  • Für Senioren sind elektrische Zahnbürsten ebenfalls eine gute Empfehlung, da sie in ihren Bewegungen oft nicht mehr so geschickt sind und bestimmte Zahnbereiche dadurch möglicherweise nicht mehr gut erreichen.

Nach den rotierend-oszillierenden Geräten haben die Hersteller in den letzten Jahren zunehmend schallaktive Bürsten (z.B. Oral-B® Sonic Braun, Philips Sonicare®, elmex ProClinical®) auf den Markt gebracht. Bei diesen schwingt der Borstenkopf mit ca. 30.000 Bewegungen pro Minute und damit etwa zehnmal schneller als bei einer herkömmlichen Elektrischen. Durch zusätzliche seitlich gerichtete Bürstenbewegungen soll eine besonders gründliche Plaque-Entfernung gelingen. Auch soll durch die hohe Schwingungsfrequenz der Zahnpasta-Schaum besser in die Zahnzwischenräume eindringen können.

Die Handzahnbürste sollte …

  • abgerundete Borsten aus Kunststoff in der Stärke „mittel“ bis „weich“ und einen kleinen Bürstenkopf besitzen, damit auch schwer zugängliche Stellen erreicht werden.
  • ausgewechselt werden, sobald sich die Borsten nach außen biegen, spätestens nach drei Monaten.

Die Zahnpasta sollte …

  • milde bis normal abrasive Putzkörper (RDA-Wert nicht > 120) enthalten, um keine Putzschäden am Zahnschmelz zu verursachen.
  • Fluorid-haltig sein (für Kinder bis zum 6. Lebensjahr 500 ppm, für Erwachsene max. 1500 ppm).
  • einen angenehmen Geschmack haben.

Den Interdentalraum nicht vernachlässigen

Die Zahnzwischenräume – die immerhin etwa 30% der gesamten Zahnoberfläche ausmachen – werden nach Expertenansicht nach wie vor unzureichend gepflegt. Doch gerade diese Zonen sind besonders kariesanfällig, da sie von der Zahnbürste nicht vollständig erreicht werden. Zahnfleischerkrankungen nehmen oft in diesen „Problemzonen“ ihren Anfang. Empfohlen wird, dass bereits Kinder ab etwa zwölf Jahren, wenn alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind, damit beginnen, die Zähne einmal täglich mit Zahnseide zu säubern. Pro Anwendung wird etwa ein halber Meter benötigt. Für jeden Zahnzwischenraum spannt man einen neuen Fadenabschnitt z.B. zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände oder einen Zahnseidenhalter und bearbeitet den Interdentalraum mit „sägenden“ Hin- und Her- und Auf-und-Ab-Bewegungen, jedoch so vorsichtig, dass der Zahnfleischrand nicht verletzt wird. Es gibt jedoch unterschiedliche Meinungen dazu, ob für diese Prozedur vor oder nach dem Zähneputzen der richtige Zeitpunkt ist. Wichtig ist, dass regelmäßig Zahnseide benutzt wird, denn der eigentliche Nutzen liegt in der systematischen Entfernung der Plaque. Auch bei den Zahnseide-Arten gibt es Vor- und Nachteile. Gewachste Zahnseide gleitet gut durch enge Kontaktpunkte, wird daher eher Anfängern empfohlen. Aber sie gleitet auch über manche hartnäckige Beläge hinweg, ohne sie zu entfernen. Ungewachste Zahnseide reinigt besser, kann allerdings leichter auffasern und reißen. Größere Zahnzwischenräume sollten mit Interdentalbürstchen gereinigt werden, die es in vielen verschiedenen Größen und Ausführungen gibt (z.B. elmex® Interdentalbürste). Sie verschleißen jedoch relativ schnell und müssen nach zehn bis 14 Tagen ausgewechselt werden. Eine unvorsichtige Anwendung, insbesondere bei Bürstchen mit Metalldraht, kann das Zahnfleisch verletzen. Als Alternative gibt es metallfreie Interdentalbürstchen aus Kunststoff (z.B. GUM® Soft-Picks). Bei einer neuen Technologie (Philips Sonicare® AirFloss) werden feinste Wassertröpfchen durch Druckluft beschleunigt, wodurch laut Herstellerangabe die Entfernung von Plaquefilmen selbst in engsten Zahnzwischenräumen möglich ist.

Eine Munddusche kann – in Kombination mit der Zahnbürste – ebenfalls zur Plaque-Reduzierung eingesetzt werden. Nach Aussage von Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Leiterin der Sektion Parodontologie an der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, „eignet sie sich vor allem für diejenigen, die andere Interdentalraumhilfsmittel nicht anwenden können oder wollen. Studien konnten zeigen, dass die Munddusche Plaque-bedingte Zahnfleischentzündungen reduzieren konnte, auch wenn sie nicht in der Lage ist, die Plaque vollständig zu entfernen.“ Es besteht prinzipiell die Gefahr, dass sich in den Wasserschläuchen des Geräts gesundheitsschädliche Keime (vor allem Pseudomonas) vermehren.

Pflege während kieferorthopädischer Maßnahmen

Allgemein ist bei Zahnspangenträgern das Karies-Risiko erhöht, weshalb zusätzliche Reinigungs- und Pflegemaßnahmen notwendig sind. Dazu zählen fluoridhaltige Zahnspülungen, die bereits ab Schulalter angewendet werden können, wenn die Kinder das Ausspucken beherrschen (z.B. elmex® Kariesschutz Zahnspülung). Bei festen Zahnspangen (Brackets) befinden sich hinter den Drähten Stellen, die mit herkömmlichen Zahnbürsten schwer erreicht werden. Dafür wurden spezielle schmale Bürsten mit zweireihigem Kopf und abgerundeten Borsten (z.B. TePe® Implantat/Orthodontiebürste) entwickelt. Neben Einbüschelbürsten, Interdentalbürstchen und Zahnseiden mit einem flauschigen Anteil und einem verstärkten Anfang als Einfädelhilfe (z.B. Oral-B Superfloss®) sind diese für Träger fest sitzender Zahnspangen besonders empfehlenswert. Sie können außerdem für Implantate und Brücken angewendet werden.

Foto: Initiative proDente e. V.
Mit Metallbrackets können im bleibenden Gebiss Zähne bewegt und Zahnachsen- und Kieferfehlstellungen korrigiert werden, solange der Kiefer noch wächst. Eine Korrektur mit solchen festen Zahnspangen ist eine besondere Herausforderung für die Zahnpflege.

Innovative Techniken und Produkte

Einbüschelbürsten, auch Singlebürsten genannt, erfordern eine Umgewöhnung bei der Putztechnik, da sie um jeden Zahn einzeln herumgeführt werden sollen. Nach Aussagen der Hersteller ist diese Technik dennoch leicht erlernbar; das „Steuern“ der Bürste kann durch die Zunge unterstützt werden.

Für Kinder und Jugendliche mit Zahnspangen sowie für Träger von Implantaten, Brücken oder anderem Zahnersatz wurden zusätzliche Produkte entwickelt, die vorübergehend zum Einsatz kommen. Dazu zählen anitbakterielle Mundspülungen oder Gele, z.B. mit Chlorhexidin (z.B. Chlorhexamed 0,1% Fluid, Cervitec® Gel). Einige davon sind nicht für die Verwendung zuhause, sondern ausschließlich zur Anwendung in der Zahnarztpraxis, z.B. im Rahmen der professionellen Zahnreinigung, gedacht (z.B. Cervitec® plus Schutzlack). 

Quelle

S2k-Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“, Stand 23. Januar 2013, AWMF-Register Nr. 083/001. Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGK), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ)

Initiative proDente e.V., www.prodente.de

www.zahnwissen.de

Bundeszahnärztekammer (BZÄK) www.bzaek.de

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.