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Johanniskraut: Vorsicht Wechselwirkungen

Eine Arbeitsgruppe um Professor Ivar Roots vom Institut für Klinische Pharmakologie der Charité hat festgestellt, dass Johanniskraut die Wirksamkeit anderer Arzneimittel stark verändern kann.

Zur Beseitigung depressiver Verstimmungen leichten und mittleren Grades werden Johanniskrautzubereitungen zunehmend eingesetzt. Als tägliche Dosis wird im allgemeinen eine Menge von 900 mg empfohlen. Manche Packungen haben aber bereits Aufdrucke mit der Empfehlung in dreifacher Höhe. Dies ist laut den Wissenschaftlern von der Charité nicht ohne Risiko.

In einer Studie untersuchten sie, was passiert, wenn Personen, die bereits mit den trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin oder Nortriptylin gegen ihre Depressionen behandelt werden, zusätzlich 14 Tage lang 900 mg Johanniskraut-Extrakt einnehmen. Ergebnis: Im Vergleich zu Patienten, die nur die trizyklischen Antidepressiva verwendeten, fielen bei denen, die obendrein Johanniskraut schluckten, die Wirkstoffkonzentration von Amitriptylin im Blut kontinuierlich um 21 Prozent und von Nortriptylin sogar um 40 Prozent ab.

Ähnliche Beobachtungen wurden bei Arzneistoffen gemacht, die nicht zur Behandlung von Depressionen dienen. So reduziert die Gabe von Johanniskrautextrakt beispielsweise die Konzentration von Digoxin im Blut um ein Viertel. Die kombinierte Einnahme von Phenprocoumon und Johanniskrautextrakt resultiert in einer Verminderung des Wirkspiegels von Phenprocoumon im Blut um 17 Prozent.

Desweiteren fanden die Berliner Forscher heraus, dass die Bestandteile von Johanniskraut bei Funktionseinbußen der Leber unterschiedlich schnell abgebaut werden. In einer leicht zirrhotischen Leber wird Hypericin in der Hälfte der Zeit abgebaut, hingegen wird Pseudohypericin langsamer verstoffwechselt. Bei einer Zirrhose mittleren Grades braucht die Leber mehr als doppelt so lange wie ein gesundes Organ. Ivar Roots, der die Ergebnisse der Untersuchungen seiner Arbeitsgruppe auf der 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Phytotherapie vorgetragen hat, plädiert dafür, dass aufgrund dieser Forschungsergebnisse die Verschreibungspflicht für Johanniskraut erwogen wird. ssch

Quelle: Pressemitteilung von der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

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