Arzneimittel und Therapie

Kutanes Strahlensyndrom: Strahlenschäden rechtzeitig behandeln

In der Medizin können Strahlen nicht nur heilen, sie können auch schädigen, insbesondere gilt das für ionisierende Strahlen, z.B. in der Krebstherapie oder in der Röntgendiagnostik. Schwere Strahlenschäden können insbesondere an der Haut auftreten.

Die Diagnose und Therapie dieser Hautschäden hat sich in den letzten Jahren erheblich geändert, insbesondere durch eine bessere Aufklärung der Hautreaktionen durch ionisierende Strahlen. So weiß man heute, dass durch die ionisierenden Strahlen die spezifische Aktivierung von entzündungsfördernden Zytokinen eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Hautreaktionen spielt. Deshalb spricht man heute nicht mehr von der Radiodermatitis oder der Radioderm, sondern vom so genannten kutanen Strahlensyndrom.

Diese neuen Erkenntnisse, so sagte Professor Ralf Peter, Geschäftsführender Direktor der Abteilung Dermatologie der Universität Ulm auf dem Kongress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft im Mai 1999 in Hamburg, seien aber leider noch nicht allen Radiologen und Strahlentherapeuten bekannt.

Das kutane Strahlensyndrom

Das kutane Strahlensyndrom kann nicht nur durch harte Strahlen bei der Krebstherapie ausgelöst werden, auch Herzkatheter-Untersuchungen können Strahlenschäden auf der Haut hervorrufen. Das gilt insbesondere dann, wenn Herzkatheter-Untersuchungen mehrfach durchgeführt werden und lange Durchleuchtungszeiten erforderlich sind.

Diese Effekte sind bisher zu wenig in der Kardiologie und Angiologie berücksichtigt worden. Hierin liegt, wie Professor Peter betonte, die eigentliche Gefahr. Wird das kutane Strahlensyndrom nicht behandelt, so kann das zu erheblichen bleibenden Schäden führen, beispielsweise zur Entwicklung der bindegewebigen Kollagenvermehrung des Unterhautbindegewebes, zur so genannten Fibrose.

Daneben sind Gefäßerweiterung, die Veränderung der epidermalen Barriere bis hin zur möglichen Entwickung von Karzinomen in den betroffenen Arealen möglich, das heißt, die Strahlenschäden können für die betroffenen Patienten sogar lebensbedrohend sein. Wichtig ist deshalb eine rechtzeitige und wirkungsvolle Therapie.

Verschiedene Therapien sind möglich

Im Gegensatz zu der bisher gültigen Therapieform, die nur die operative Entfernung des Strahlenschadens vorsah, stehen heute potente Therapeutika zur Verfügung. Beim chronischen Stadium des kutanen Strahlensyndroms empfahl Professor Peter in Hamburg eine Kombinationsbehandlung von Pentoxiphyllin mit VitaminE oder eine Monotherapie mit Gamma-Interferon. Beide Behandlungsformen sind jedoch noch nicht durch entsprechende Multicenter-Studien abgesichert.

Akut: topische Steroide

Für das Manifestationsstadium, also für die akuten Reaktionen, bei denen es primär zur Hautrötung bis zur Blasenbildung kommt, sind insbesondere topische Steroide einzusetzen. In einer eigenen Arbeit, so sagte Peter, konnte er zeigen, dass die durch ionisierende Strahlung induzierte Expression des proinflammatorischen Zytokins Interleukin6 durch den Einsatz von Steroiden hemmbar ist. Er hatte Hydrocortison, Dexamethason und Mometasonfuroat verglichen und stellte fest, dass die inhibierende Wirkung auf die strahlenindizierte Interleukin-6-Freisetzung bei Mometasonfuroat am stärksten ausgeprägt war. Dabei wies Mometasonfuroat in der klinischen Situation ein deutlich geringeres Nebenwirkungsspektrum auf als andere Steroide, das heißt, es wurden keine Hautatrophien beobachtet.

Antihistaminika

Eine zweite Option bei der Behandlung des kutanen Strahlensyndroms bietet sich, so sagte Peter, unter Umständen durch den Einsatz von nicht sedierenden Antihistaminika, wie beispielsweise Loratadin, an. Es lindert vor allem die Symptome des Juckreizes.

Quelle 40. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft im Mai 1999 in Hamburg.

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