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Calciumantagonisten: Aktueller Stand der Risiko-/Nutzenbewertung

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft veröffentlichteim Deutschen Ärzteblatt in Heft5 vom 30.Januar 1998 einen Artikelzur Bewertung von Calciumantagonisten, den wir nachfolgend veröffentlichen. Bei der Behandlung der stabilen Angina pectoris und der arteriellen Hypertonie mit kurzwirkenden und schnellfreisetzenden Calciumantagonisten (zum Beispiel Dihydropyridinen, Benzothiazepinen, Phenylalkylaminen) entstanden in den letzten Jahren Fragen nach der Sicherheit und der Risiko-/Nutzenbewertung.

Im Vordergrund der Diskussion standen die potentielle Erhöhung der kardiovaskulären Morbidität und der Mortalität sowie ein möglicherweise vermehrtes Blutungs- und Krebsrisiko.Der Vorstand der Arzneimittelkommission und seine Fachmitglieder haben sich im Hinblick auf vielfältige Anfragen aus der Ärzteschaft mit dieser Thematik und den hierfür relevanten Studien, insbesondere aus den letzten zwei Jahren, intensiv befaßt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:

Stabile Angina pectoris und arterielle Hypertonie: Nutzen-Risiko-Verhältnis unklar
Ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis bei kurzwirkenden Calciumantagonisten in schnell freisetzenden Darreichungsformen kann zur Zeit bei der Behandlung der stabilen Angina pectoris und arteriellen Hypertonie zwar nicht als erwiesen angesehen, aber auch nicht ausgeschlossen werden.Demzufolge sollten sie zur Behandlung der stabilen Angina pectoris und der arteriellen Hypertonie auch nicht mehr verwandt werden. (Beim 1,4-Dihydropyridin-Typ sind sie nach dem Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte vom 7.April und 7.Mai 1997 für die instabile Angina pectoris und den akuten Myokardinfarkt innerhalb der ersten vier Wochen kontraindiziert.)

Längerwirkende Substanzen
Bei den längerwirkenden Calciumantagonisten kann derzeit eine prognostisch günstige Wirkung für die zugelassenen Indikationen noch nicht als zweifelsfrei erwiesen gelten (APSIS-, CHRIS-, STONE-, SYST-EUR-, TIBET-, VHAS-Studie). Man sollte deshalb auch länger wirkende Calciumantagonisten nicht verwenden, wenn das Ziel der Therapie nicht nur eine Verbesserung der Symptomatik, sondern auch eine Senkung der Morbidität und Mortalität ist. Ist eine Therapie mit Ziel der Verbesserung der Prognose hinsichtlich Morbidität und Mortalität (zum Beispiel mit Nitraten und Betablockern bei der stabilen Angina pectoris oder Diuretika und Betablockern bei der arteriellen Hypertonie) wegen Kontraindikationen oder Unverträglichkeit nicht möglich, können Calciumantagonisten mit retardierter Wirkung verwandt werden.Kurzwirkende Calciumantagonisten in schnell freisetzender Form sollten unter Abwägung der Risiken und strenger ärztlicher Kontrolle zur Akutbehandlung nur noch bei speziellen Indikationen eingesetzt werden (zum Beispiel hypertensiver Notfall mit 1,4-Dihydropyridin, supraventrikuläre Tachykardie mit Phenylalkylamin).Bezüglich eines erhöhten Blutungs- und Krebsrisikos können zur Zeit noch keine Aussagen gemacht werden.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ist in dieser Hinsicht dringend – auch im Verdachtsfall – auf Meldungen angewiesen.

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