Arzneimittel und Therapie

INSIGHT-Studie: Calciumantagonisten bessern die Prognose bei der Hypertonie

Jahrelang standen die Calciumantagonisten wegen potenzieller schädigender Langzeiteffekte in der Kritik. Nun hat die INSIGHT-Studie als erste große doppelblinde Langzeitstudie mit definierten Endpunkten gezeigt, dass langwirksame Calciumantagonisten wie das in Deutschland nicht zugelassene Nifedipin GITS die Prognose des Hypertonikers ebenso bessern wie Diuretika. In Deutschland kommt dem Nifedipin GITS das Nisoldipin CC in seinen pharmakologischen und klinischen Eigenschaften am nächsten.

Einen klaren Schlusspunkt unter die Diskussion um die Nutzen und mehr noch um die Gefahren der Calciumantagonisten setzt offenbar die INSIGHT-Studie (International Nifedipin once-daily Study. Intervention as a Goal in Hypertension Treatment Study). In der Studie wurde erstmals anhand klarer Endpunkte nachgewiesen, dass langwirksame Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ebenso günstig beeinflussen, wie dies bereits vor Jahren für die Diuretika belegt wurde. In der Gruppe der Calciumantagonisten aber zeigten sich darüber hinaus weitere günstige Auswirkungen auf Hypertonie-assoziierte Risikofaktoren.

Therapie mit langwirksamem Nifedipin

An der INSIGHT-Studie nahmen 6321 Hypertoniker teil, 3157 von ihnen wurden mindestens drei Jahre lang mit 30 mg Nifedipin GITS, einer langwirksamen Präparation von Nifedipin, die in Deutschland nicht im Handel ist, therapiert oder mit 2,5 mg Amilorid sowie 25 mg Hydrochlorothiazid (HCT). Es war erlaubt, die Dosierung bei unzureichender Wirksamkeit zu erhöhen und gegebenenfalls eine Kombinationsbehandlung mit einem weiteren Antihypertensivum einzuleiten, um den Zielblutdruck von unter 140/90 mmHg zu erreichen. Doch konnte in beiden Gruppen eine ausgeprägte Blutdruckreduktion erzielt werden, und das in rund 70 Prozent der Fälle alleine durch eine Monotherapie.

50 Prozent weniger kardiovaskuläre Todesfälle

Als primärer Endpunkt galt neben Myokardinfarkt, plötzlichem Herztod, Schlaganfall und Herzinsuffizienz die allgemeine kardiovaskuläre Mortalität. Sekundäre Endpunkte waren die Gesamtmortalität sowie eine Verschlechterung der Angina pectoris, transitorische ischämische Attacken und auch das Auftreten einer Niereninsuffizienz. Bei praktisch gleicher Blutdrucksenkung wurde in beiden Gruppen eine um rund 50 Prozent niedrigere kardiovaskuläre Mortalität beobachtet, als sie ohne die Medikation zu erwarten gewesen wäre. Damit ist nach Ansicht der Experten belegt, dass langwirksame Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ die Prognose des Hypertonikers ebenso günstig beeinflussen wie Diuretika und auch Betablocker.

Günstige Zusatzeffekte

Gleichzeitig aber wurden deutlich weniger Hypertonie-assoziierte Risikofaktoren unter dem Calciumantagonisten beobachtet, es trat seltener eine Hyperglykämie, eine Hypercholesterinämie und eine Hyperurikämie auf und es wurde seltener ein Diabetes mellitus oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit diagnostiziert. Auch eine Verschlechterung der renalen Funktion wurde seltener beobachtet.

Auch für Nisoldipin gültig?

Das Ergebnis ist nicht auf Nifedipin GITS, das in Deutschland nicht im Handel ist, beschränkt, sondern dürfte auch für andere langwirksame Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ Gültigkeit besitzen. Am ehesten gilt das für das Nisoldipin CC (Baymycard RR), welches aufgrund seiner innovativen Galenik eine kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs und somit eine anhaltende blutdrucksenkende Wirksamkeit gewährleistet. Nisoldipin ist strukturell dem Nifedipin eng verwandt und besitzt vergleichbare pharmakologische und klinische Eigenschaften. Beide Wirkstoffe sind sehr gut antihypertensiv wirksam, die Responderrate liegt bei 70 Prozent. Die Blutdrucksenkung wird nicht durch eine überschießende Gegenregulation erkauft, eine Aktivierung des neurohumoralen Systems ist nicht zu registrieren, die Herzfrequenz bleibt unter der Therapie unverändert oder nimmt sogar leicht ab. Unter der Behandlung mit Nisoldipin sind daher ähnliche Resultate zu erwarten, wie sie in der INSIGHT-Studie für Nifedipin GITS gezeigt wurden. Allerdings hat Nisoldipin einen Vorteil: Es ist gefäßselektiv und führt somit zu einer ausgeprägten Dilatation der Koronargefäße. Nisoldipin wirkt ferner günstig auf die Herzfunktion, was sich vor allem bei Hypertonikern mit diastolischer Funktionsstörung als zusätzlicher Vorteil der Medikation erweisen dürfte.

Jahrelang standen Calciumantagonisten wegen potenzieller schädigender Langzeiteffekte in der Kritik. Nun hat die INSIGHT-Studie als erste große doppelblinde Langzeitstudie mit definierten Endpunkten gezeigt, dass langwirksame Calciumantagonisten wie das in Deutschland nicht zugelassene Nifedipin GITS die Prognose des Hypertonikers ebenso bessern wie Diuretika. In Deutschland kommt dem Nifedipin GITS das Nisoldipin CC in seinen pharmakologischen und klinischen Eigenschaften am nächsten.

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