Ongentys®

Opicapon

01.10.2016


Hemmer der Catechol-O-Methyltransferase
Der Catechol-O-Methyltransferase(COMT)-Inhibitor Opicapon (Ongentys®) wird als Add-on-Therapeutikum bei Erwachsenen mit Morbus Parkinson und motorischen End-of-dose-Fluktuationen eingesetzt, bei denen unter L-Dopa plus Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren allein keine Stabilisierung erreicht werden kann.

Opicapon 

ATC-Code

N: Nervensystem


N04: Antiparkinsonmittel


N04B: Dopaminerge Mittel


N04BX: Andere dopaminerge Mittel


Wirkungsmechanismus

Zur Wirkungsverstärkung des Morbus-Parkinson-Therapeutikums L-Dopa werden normalerweise Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren wie Benserazid und Carbidopa eingesetzt. Bei Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium sind diese Arzneistoffe allerdings häufig nicht mehr ausreichend wirksam. Es kommt zu plötzlichen sogenannten Off-Phasen mit schmerzhaften Muskelkrämpfen, während die On-Phasen häufig durch Überbeweglichkeit charakterisiert sind. In diesen Fällen können COMT-Hemmer appliziert werden. Die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) katalysiert im Gehirn und in der Peripherie die Umwandlung von L-Dopa zu nicht mehr wirksamem 3-O-Methyldopa. Opicapon bewirkt eine mehr als 90%ige Hemmung von COMT, des neben der Dopa-Decarboxylase wichtigsten Biotransformationsenzyms für L-Dopa. Als Folge kommt es bei therapeutischen Dosierungen von Opicapon zu einer Verdopplung der L-Dopa-Plasmaspiegel und so zu einem verbesserten klinischen Ansprechen im Sinne einer Verkürzung der Off-Phasen und einer verlängerten On-Zeit ohne störende Dyskinesien. Opicapon weist eine hohe COMT-Bindungsaffinität auf, wodurch eine langanhaltende Wirkung von mehr als 24 Stunden erreicht wird. Ohne gleichzeitige Anwendung von L-Dopa ist Opicapon bei Parkinson-Patienten wirkungslos.

Pharmakokinetik

Resorption: Nach peroraler Gabe werden bereits nach 1,0 bis 2,5 Stunden maximale Plasmaspiegel gemessen. Allerdings liegt die resorbierte Menge bei nur etwa 20%.


Proteinbindung, Verteilung: Die Plasmaproteinbindung beträgt 99,9%, das Verteilungsvolumen liegt bei 29 Litern.


Metabolismus: Opicapon wird hauptsächlich in ein pharmakologisch inaktives Schwefelsäure-Konjugat übergeführt. Weiterhin kommt es zu Glucuronidierungs- und Methylierungsreaktionen. Ein in geringen Mengen entstehendes, pharmakologisch aktives reduziertes Derivat trägt offenbar nicht relevant zur Wirkung bei. Opicapon ist ein schwacher CYP2C8- und CYP2C9-Inhibitor.


Exkretion: 59 bis 77% einer Dosis werden mit den Fäzes ausgeschieden. Der verbleibende Anteil geht in den Urin (13%) und in die Atemluft (16%) über. Die terminale Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 94 und 122 Stunden, was zu einer gewissen Kumulation der Substanz mit einem Kumulationsquotienten von bis zu 6,6 führt.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Opicapon wird normalerweise in einer Dosierung von einmal täglich 50 mg eingenommen. Die Applikation sollte beim Zubettgehen, in mindestens einstündigem Abstand zu L-Dopa-Kombinationspräparaten erfolgen. In den ersten Tagen und Wochen nach Therapiebeginn ist aufgrund des Wirkmechanismus meist eine Reduktion der L-Dopa-Dosierung erforderlich. Bei älteren Patienten sowie bei Patienten mit Nieren- oder leichter Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse A) ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit mäßigen Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh-Klasse B) sind die klinischen Erfahrungen begrenzt. Der Einsatz von Opicapon bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse C) wird derzeit wegen noch fehlender Daten nicht empfohlen.

Kontraindikationen

Bei Überempfindlichkeit gegen Opicapon, Phäochromozytom, Paragangliom oder anderen Catecholamin-sezernierenden Neubildungen, malignem neuroleptischem Syndrom und/oder atraumatischer Rhabdomyolyse besteht eine Kontraindikation. Ebenso bei gleichzeitiger Anwendung mit Monoamin oxidase-Inhibitoren wie Phenelzin, Tranylcypromin oder Moclobemid, mit Ausnahme von üblicherweise bei Morbus Parkinson angewendeten MAO-Inhibitoren (siehe Wechselwirkungen).

Unerwünschte Wirkungen

Während der Einnahme von Opicapon kommt es sehr häufig zu Dyskinesien. Häufig wird über abnorme Träume, Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, orthostatische Hypotonie, Obstipation, Mundtrockenheit, Erbrechen, Muskelspasmen und erhöhte Kreatinphosphokinase-Werte berichtet. Gelegentlich treten Somnolenz, verminderter Appetit, Hypertriglyceridämie, Angst, Depressionen, Albträume, Dysgeusie, Hyperkinesien, Synkopen, trockenes Auge, Ohrkongestion, Palpitationen, Hypertonie, Hypotonie, Dyspnoe, aufgetriebener Bauch, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Muskelzuckungen, muskuloskeletale Steifigkeit, Myalgien, Schmerzen in den Extremitäten, Chromurie, Nykturie und vermindertes Körpergewicht auf.

Wechselwirkungen

Durch Monoaminoxidase(MAO)-Inhibitoren wie Phenelzin, Tranylcypromin oder Moclobemid kommt es zusammen mit dem COMT-Inhibitor Opicapon zu einer Hemmung der beiden wichtigsten Biotransformationsenzyme von Catecholaminen. Wegen der Gefahr einer hypertensiven Krise muss daher die kombinierte Anwendung unterbleiben. Im Gegensatz dazu ist die Anwendung anderer, häufig bei Parkinson-Patienten eingesetzter MAO-Inhibitoren wie Rasagilin oder Selegilin in begrenzten Dosen vertretbar. Die Metabolisierung von Arzneistoffen wie Isoprenalin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin oder Dobutamin, die eine Catechol-Gruppe enthalten, kann durch Opicapon eingeschränkt sein. Patienten, bei denen eine kombinierte Therapie nicht vermeidbar ist, müssen daher sorgfältig überwacht werden. Auch bei der gemeinsamen Anwendung mit tricyclischen Antidepressiva und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern ist Vorsicht geboten. Die gleichzeitige Applikation von CYP2C8-Substraten wie Repaglinid ist wegen der schwach CYP2C8-hemmenden Wirkung von Opicapon nach Möglichkeit zu vermeiden. Bei OATP1B1-Substraten ist ebenfalls besondere Aufmerksamkeit notwendig.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Unter der Einnahme von Opicapon muss mit Störungen der Impulskontrolle wie Spielsucht, gesteigerter Libido, Hypersexualität, zwanghaftem Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und zwanghaftem Essen gerechnet werden. Gegebenenfalls sollte hier eine Überprüfung der Therapie erfolgen. Falls es während der Behandlung mit Opicapon innerhalb kurzer Zeit zu fortschreitender Anorexie, Asthenie und Gewichtsabnahme kommt, ist eine eingehende ärztliche Untersuchung, insbesondere eine Kontrolle der Leberfunktion, angeraten. Opicapon kann zusammen mit L-Dopa zu Schwindelgefühlen, orthostatischer Hypotonie und Somnolenz führen. Daher ist beim Führen von Fahrzeugen und beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wegen sehr begrenzter Daten sollte eine Anwendung von Opicapon während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, vermieden werden. Es ist nicht bekannt, ob die Substanz und ihre Metabolite in die Muttermilch übergehen. Zur Sicherheit sollte daher das Stillen während der Behandlung unterbrochen werden.

Handelspräparat Ongentys® 

Hersteller

Bial – Portela & CA, S.A., S. Mamede do Coronado, Portugal

Einführungsdatum

01. Oktober 2016

Zusammensetzung

50 mg Opicapon

Sonstige Bestandteile

Lactose-Monohydrat, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), vorverkleisterte Maisstärke, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Gelatine, Indigocarmin-Aluminiumsalz (E 132), Erythrosin (E 127), Titandioxid (E 171), Schellack, Propylenglycol, Ammoniak-Lösung, Simeticon

Packungsgrößen, Preise, PZN

30 Hartkapseln, 188,50 Euro, PZN 12420411; 90 Hartkapseln, 543,52 Euro, PZN 12420428

Indikation

Zusatztherapie zu L-Dopa/Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren (DDCI) bei erwachsenen Morbus-Parkinson-Patienten mit motorischen End-of-dose-Fluktuationen, bei denen unter den genannten Kombinationen keine Stabilisierung erreicht werden konnte.

Dosierung

Die empfohlene Dosis von Opicapon beträgt 50 mg. Die Medikation ist einmal täglich beim Zubettgehen, mindestens eine Stunde vor oder nach L-Dopa-Kombinationspräparaten, einzunehmen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Opicapon, Phäochromozytom, Paragangliom oder andere Catecholamin-sezernierende Neubildungen, malignes neuroleptisches Syndrom, atraumatische Rhabdomyolyse, gleichzeitige Anwendung mit Monoaminoxidase-Inhibitoren (z. B. Phenelzin, Tranylcypromin und Moclobemid) mit Ausnahme der bei Morbus Parkinson üblicherweise angewendeten.

Unerwünschte Wirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Erkrankungen des Nervensystems. Dyskinesie war die am häufigsten berichtete unerwünschte Wirkung (17,7%).

Wechselwirkungen

Die Kombination von Opicapon mit MAO-Inhibitoren (z. B. Phenelzin, Tranylcypromin und Moclobemid) kann zur Hemmung der beiden wichtigsten Metabolisierungswege für Catecholamine führen. Opicapon hemmt ferner die Biotransformation von Arzneimitteln, die eine Catechol-Gruppe enthalten und die durch COMT metabolisiert werden (z. B. Isoprenalin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin oder Dobutamin), und führt so zu einer Verstärkung von deren Wirkungen.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Zur Verminderung L-Dopa-bedingter dopaminerger Nebenwirkungen ist es in den ersten Tagen bis ersten Wochen nach Behandlungsbeginn häufig notwendig, die L-Dopa-Tagesdosis durch Verlängerung des Dosierungsintervalls und/oder Reduktion der Dosis anzupassen. Patienten und deren Betreuungspersonen sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass unter Opicapon Verhaltensauffälligkeiten im Sinne einer Störung der Impulskontrolle auftreten können, die gegebenenfalls mit Dopamin-Agonisten und/oder anderen dopaminergen Substanzen behandelt werden müssen.

Literatur

[1] Fachinformation zu Ongentys®, Stand Juli 2016


[2] Ferreira JJ, Lees A, Rocha JF, Poewe W et al. Opicapone as an adjunct to L-Dopa in patients with Parkinson‘s disease and end-of-dose motor fluctuations: a randomised, double-blind, controlled trial. Lancet Neurol 22. Dezember 2015, doi: 10.1016/S1474-4422(15)00336-1, [Epub ahead of print]


[3] EPAR summary for the public. Ongentys® Opicapone. EMA/390701/2016; European Medicines Agency; www.ema.europe.eu

Copyright

©2016-2022 Deutscher Apotheker Verlag, Neue Arzneimittel, Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung

Datenstand

12/2016

Apothekerin Dr. Monika Neubeck