Eosinophiles Asthma

Richtig beraten bei Interleukin-5-Antikörpern

Meran - 06.06.2023, 10:45 Uhr

Professor Gerd Bendas ging in seinem Vortrag zur aktuellen Therapie von Asthma und COPD auch auf Interleukin-5-Antikörper ein. (Foto: DAZ)

Professor Gerd Bendas ging in seinem Vortrag zur aktuellen Therapie von Asthma und COPD auch auf Interleukin-5-Antikörper ein. (Foto: DAZ)


Antikörper, die sich gegen das Interleukin-5 (IL-5) richten, werden bei schweren, steroidrefraktären Asthmaerkrankungen eingesetzt, bei denen hohe Eosinophilenzahlen vorliegen (eosinophiles Asthma). Welche Beratungstipps bei der Abgabe dieser Produkte nicht fehlen sollten, erläuterte Professor Gerd Bendas in seinem Vortrag beim Pharmacon in Meran.

Etwa ein Fünftel der Asthmatiker:innen leidet unter einer besonders schweren Form der chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankung. Diese Betroffenen sprechen auf eine inhalative Therapie mit Glucocorticoiden und Bronchodilatatoren nicht ausreichend an. Für sie sieht die dieses Jahr aktualisierte S2k-Leitlinie, noch vor dem Einsatz oraler Glucocorticoide, eine Add-on-Therapie mit einem Biologikum vor. Liegt bei den Patient:innen ein von eosinophilen Granulozyten dominiertes Entzündungsgeschehen vor, so sind hier Interleukin-5-Antikörper die richtige Wahl, erklärt Professor Gerd Bendas. Dieses Interleukin wird von Mastzellen sowie von TH2-Zellen gebildet und regt Wachstum sowie Differenzierung der eosinophilen Granulozyten an.

Mehr zum Thema

Direkt gegen Interleukin-5 richten sich Mepolizumab (Anwendung s.c.) und Reslizumab (Anwendung i.v.), den Rezeptor von Interleukin-5 auf den Eosinphilen als Target hat hingegen Benralizumab. Letzteres hat den Vorteil, dass so die zelluläre Immunabwehr auf die markierten Eosinophilen gelenkt wird und es neben der ausbleibenden Aktivierung auch zum Abbau von Eosinophilen durch Neutrale Killerzellen kommt. Alle drei Antikörper bewirken eine Abnahme der eosinophilen Granulozyten bei den behandelten Patient:innen. Außer bei eosinophilem Asthma ist Mepoilzumab auch bei anderen Erkrankungen zugelassen, bei denen hohe Eosinophilenzahlen auftreten, etwa der Eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis oder dem Hypereosinophilen Syndrom. Was gibt es bei der Abgabe der IL-5-Antikörper zu beachten?

Antikörper richtig lagern

Zum einen erinnert Bendas an die allgemeinen Hinweise, die beim Umgang mit Antikörpern zu beachten sind. Bei Antikörpern handelt es sich um Proteine mit komplexen dreidimensionalen Strukturen, ruft er dem Publikum ins Gedächtnis, deren Konformation durch physikalische Effekte beeinflusst werden kann. Hierzu gehört die Einhaltung der richtigen Lagerungstemperatur (2 bis 8 °C), da bei zu warmer Lagerung die Entfaltung des Proteins, beim Einfrieren jedoch Schäden an der Proteinstruktur durch Eiskristallbildung drohen. Weiterhin kann es unter dem Einfluss von UV-Strahlung zur Photooxidation kommen, weshalb das Arzneimittel stets im Umkarton aufzubewahren ist. Und die Antikörper sind vor mechanischen Einflüssen zu schützen. Für die Praxis bedeutet das: „Nicht schütteln“.

Therapiepause bei Wurminfektionen

Aber auch ganz konkret für Il-5(R)-Antikörper hat Bendas Beratungshinweise und Hintergrundinformationen parat. So ist zu beachten, dass diese Antikörper aus Sicherheitsgründen in der Schwangerschaft nicht und in der Stillzeit nur nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden sollen. Auch für Kinder und Jugendliche sind die Antikörper nicht zugelassen. Lediglich Mepolizumab kann ab einem Alter von sechs Jahren eingesetzt werden. 

Weiterhin muss bedacht werden, dass Eosinophile eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr von Parasiten spielen. Wird bei einem Patienten oder einer Patientin ein Wurmbefall festgestellt, muss die anthelminthische Therapie abgeschlossen sein, bevor der Antikörper angesetzt wird. Tritt unter der Antikörpertherapie eine Wurminfektion auf, ist der Antikörper für die Dauer der Wurmbehandlung zu pausieren. 

Eine mögliche Nebenwirkung von den Antikörpern sind Hautreaktionen. Da diese bisweilen verzögert auftreten, ist es möglich, dass der Zusammenhang mit dem Antikörper übersehen wird. Daher ist es gut, wenn Apothekenteams über diese Nebenwirkung informiert sind. 

Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa etc.

Nach Infliximab-Therapie der Mutter: Lebendimpfstoffe bei Säuglingen aufschieben

Zu guter Letzt wies Bendas noch darauf hin, dass es bislang keine Erfahrung bei der Anwendung von Lebendimpfstoffen unter einer laufenden Anti-IL-5-Therapie gebe.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Patienten mit schwerem Asthma profitieren von neuem Il-5-Rezeptorantagonisten Benralizumab

Mit Antikörpern Steroide sparen

Aktualisierung der Leitlinie zu Diagnostik und Behandlung bis Ende 2016 geplant

Wie sich die Asthma-Therapie verändert

Antikörper auf dem Vormarsch

Paradigmenwechsel in der Asthmatherapie

Neuerungen in der Therapie von Asthma bronchiale und Mukoviszidose

Mehr Luft!

Biologicals lassen Patienten aufatmen

Asthma-Therapie, die durch die Haut geht

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.