Wirtschaftskonferenz

Höheres Betriebsergebnis durch Sonderfaktoren, Planung schwierig

Stuttgart - 10.06.2021, 15:45 Uhr

Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, stellte bei der Wirtschaftskonferenz die aktuellen Wirtschaftszahlen der Apotheken vor. (c / Foto: DAZ.online)

Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, stellte bei der Wirtschaftskonferenz die aktuellen Wirtschaftszahlen der Apotheken vor. (c / Foto: DAZ.online)


Mehr Umsatz und ein höheres Betriebsergebnis für die Apotheken – die Botschaft, die Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, bei der am heutigen Donnerstag stattfindenden DAV-Wirtschaftskonferenz verkündete, klang erstmal nicht schlecht. Das Problem daran in seinen Augen: Das bessere Ergebnis ist allein Sonderfaktoren, wie der Maskenausgabe, zu verdanken und das ist im Hinblick auf Planung und Verlässlichkeit eine kritische Entwicklung.

Auch wenn das DAV-Wirtschaftsforum in diesem Jahr Wirtschaftskonferenz hieß und coronabedingt online stattfand, der Wirtschaftsbericht der Apotheken durfte natürlich nicht fehlen – traditionell zweigeteilt in den Blick auf den gesamten Markt und auf die einzelne Apotheke. Letztere Daten stammen aus dem ABDA-Datenpanel. Mittlerweile sind über 2.600 testierte Betriebsergebnisse enthalten. Es fließen mehr Betriebsergebnisse ein, obwohl es immer weniger Apotheken gibt – die Daten werden also besser, konstatierte Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, der diesen Teil des Berichts übernahm.

Unterm Strich war das Pandemiejahr 2020 kein schlechtes für die Apotheken. So konnte die „durchschnittliche Apotheke“ im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 2,78 Millionen Euro verzeichnen, 2019 waren es 2,59 Millionen Euro. Bauer wies allerdings darauf hin, dass mehr als 60 Prozent der Apotheken mit ihren Umsätzen unter dem Durchschnitt liegen. Durch Schließung kleiner Betriebsstätten sei die Spreizung tatsächlich ein wenig kleiner geworden, so Bauer. Und nicht nur der Umsatz stieg: Die Apotheken konnten sich auch über ein höheres Betriebsergebnis freuen. Es lag im Durchschnitt bei 168.068 Euro im Vergleich zu 148.436 Euro im Vorjahr.

Laut Bauer ist diese Entwicklung aber unter anderem pandemiebedingten Sonderfaktoren zu verdanken – die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Packungen ging zurück, der Anteil der GKV-Versorgung am Betriebsergebnis blieb nahezu konstant bei etwas mehr als 84.000 Euro.

Für die Verlässlichkeit und die Planbarkeit eine kritische Entwicklung

„Diverse Sonderentgelte und Einnahmen aus Sonderaktionen haben im Jahr 2020 den Packungsrückgang kompensiert“, so Bauer. „Ohne Erhöhung der Notdienstpauschale, die Botendienstgebühr und die Masken-Pauschale wäre das Betriebsergebnis unverändert geblieben.“ Das Betriebsergebnis entkopple sich von der Packungszahl, so Bauer weiter. Für die Verlässlichkeit und die Planbarkeit ist das in seinen Augen eine kritische Entwicklung.

Neben diesen Faktoren habe sich die Pandemie auch an anderen Stellen auf die Ergebnisse der Apotheken ausgewirkt, erklärt Bauer weiter. So hätten sich Kunden- und Patientenströme verändert – während Apotheken in Einkaufszentren, Flughäfen und Bahnhöfen große Probleme hatten, hätten Apotheken in Wohngegenden profitiert. Ob es hier nach Abklingen der Pandemie eine Rückentwicklung geben wird, sei fraglich. Manche Unterschiede hätten sich vergrößert und es hätten nicht wie so oft in der Vergangenheit die großen Apotheken profitiert.

Für das Jahr 2021: Ergebnis zwischen 2019 und 2020 erwartet

Für das laufende Jahr erwartet Bauer ein Ergebnis zwischen dem von 2019 und 2020. Es werde die weiterhin sinkende Zahl der Betriebsstätten bei den verbleibenden für höhere Gewinne sorgen, zudem werde die Rückkehr zur politikgetriebenen Branchenlage im Konflikt mit einer Vielzahl von Corona-Sondereffekten stehen. 

Alles weitere zum Wirtschaftsbericht lesen Sie kommende Woche ausführlich in der DAZ. Für ganz Ungeduldige gibt es ihn hier zum Download.

Zuvor hatte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, die Zahlen aus dem Apothekenmarkt vorgestellt. Auch sie ging auf Pandemieeffekte ein, unter anderem Kurzarbeit. Das Maximum an Apotheken, die Kurzarbeit beantragt hatten, lag bei 984, insgesamt 9.177 Mitarbeiter:innen waren damals betroffen. Das war im April 2020. Bereits im Mai waren es nur noch 341 Apotheken. Danach sank die Zahl kontinuierlich weiter, auf 22 im August und September, um danach mit der zweiten Welle wieder anzusteigen auf 148 im November. Die letzten Zahlen stammen aus dem Dezember, in dem 100 Apotheken in Kurzarbeit waren.

Großer Profiteur der Pandemie war laut Korf der Versandhandel. Während die Vor-Ort-Apotheken von Januar bis Dezember einen Rückgang des OTC-Umsatzes von 9,1 Prozent verschmerzen mussten, legten die Versender hier um über 13 Prozent zu und konnten ihre Marktanteile beispielsweise bei Erkältungsmitteln und Schmerzmitteln bei Absatz und Umsatz signifikant steigern. Und auch im Rx-Bereich konnte der Versandhandel wachsen. So überwiesen die Krankenkassen 475 Millionen Euro und damit 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr an die ausländischen Versender. Größere Zuwächse wurden nur im Jahr des EuGH-Urteils erzielt. Bei den Rx-Umsätzen der Vor-Ort-Apotheken gab es einen nur leichten Zuwachs, nämlich um 3,8 Prozent. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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