Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.05.2019, 08:00 Uhr

Das Apotheken-Stärkungsgesetz – mehr schlecht als recht? (Foto: Andi Dalferth)

Das Apotheken-Stärkungsgesetz – mehr schlecht als recht? (Foto: Andi Dalferth)


Pessimisten meinen: Das Rx-Versandverbot können wir vergessen, die Gleichpreisigkeit in der Pfeife rauchen. Das Ministerium klebt an der Importförderklausel und die PTA-Ausbildung soll  nicht verlängert werden. Und bis alle Apotheken an die schnelle Datenautobahn angebunden sind, vergehen noch mindestens zwei, drei Jahre. Gibt es überhaupt noch irgendeinen Lichtblick?  Klar! Das Apotheken-Stärkungsgesetz soll noch vor der Sommerpause vom Bundeskabinett beschlossen werden. Ist das ein Lichtblick?

20. Mai 2019

Die Wurst ist gegessen, mit dem Rx-Versandverbot wird's wohl nichts mehr. Jetzt, wo es die ABDA schon abgehakt hat! Dabei hätte es durchaus etwas werden können. Wie Michael Hennrich, CDU-Gesundheitspolitiker im „DAZ-Geschichtentaxi“ erzählt, war er der erste, der sich für das Rx-Versandverbot aussprach. Damals, kurz nach der Urteilsverkündung am 19. Oktober 2016, waren sogar einige SPD-Parlamentarier für das Rx-Versandverbot, wie er weiß. Mein liebes Tagebuch, tja, was da alles so hinter den Kulissen ablief bis heute, welche Deals da ausgekungelt wurden zwischen Spahn und ABDA – wir werden vieles wohl erst Jahre später erfahren, dann haben sich die ausländischen Versender mit Boni und Rabatten längst auf dem deutschen Rx-Markt ausgebreitet. 


Gerüchte, Gerüchte. Kommt eine Kanzlerin-Dämmerung? Räumt Angela Merkel doch früher ihren Kanzlersitz für Annegret Kramp-Karrenbauer? Und gibt’s dann auch eine Kabinettsumbildung? Die Bild-Zeitung will so einiges erfahren haben.Ein Wackelkandidat soll auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier sein. Die Wirtschaft beschwert sich über ihn, er sei zu entscheidungsschwach, heißt es. Die „Bild am Sonntag“ sieht Jens Spahn als Nachfolger für Altmaier. Und an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums sieht die BamS die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz aus Baden-Württemberg. Mein liebes Tagebuch, gewagte Vorstellungen, die für uns Apothekers möglicherweise nicht ungeschickt wären. Altmaier blockiert derzeit unser Apotheken-Stärkungsgesetz. Wäre Spahn Wirtschaftsminister, wäre diese Blockade weg, er wird sein eigenes Apotheken-Stärkungsgesetz nicht torpedieren. Und mit Widmann-Mauz käme eine Politikerin, die sich bereits für die Gleichpreisigkeit aussprach (O-Ton: Das ist ein Muss). Alles Gerüchte. Aber träumen darf man mal. 


Eigentlich ist der Botendienst der Apotheke offiziell noch immer begrenzt auf den Einzelfall – mein liebes Tagebuch, eine alte Kamelle aus früheren Zeiten. Die Realität sieht heute schon anders aus: Mit dem Botendienst wird landauf, landab bereits kräftig geworben – „wir bringen’s“ oder ähnlich heißt der Schriftzug auf vielen Apotheken-Autos und -Fahrrädern. In Zeiten von Versandhandel ist der Botendienst der Apotheke eine Serviceleistung, die nicht mehr wegzudenken ist. Das Apotheken-Stärkungsgesetz will daher den Botendienst auf neue, zeitgemäße Füße stellen. So soll zum Beispiel der Botendienst auf Kundenwunsch grundsätzlich zulässig sein. Endlich, mein liebes Tagebuch, endlich hat das Ausliefern im Graubereich ein Ende. Außerdem soll der Botendienst neu definiert werden als „Zustellung durch Boten der Apotheke“. Darunter versteht man die die Zustellung durch Personal der Apotheke oder auch externes Personal, das der Weisungshoheit der Apothekenleitung untersteht. Dazu gehört beispielsweise auch der Fahrer der Apotheke. Es ist also definitiv kein Versandhandel, denn da würden auch externe Dienstleister die Ware bringen, die nicht der Weisung der Apotheke unterliegen. Allerdings wird auch klargestellt, dass die Zustellung von Rx-Arzneimitteln durch pharmazeutisches Personal erfolgen muss, wenn die Beratung nicht zuvor in der Apotheke stattgefunden hat. Alternativ kann auch im Wege der Telekommunikation aus der Apotheke beraten werden, will heißen: Pharmazeutisches Personal kann den Patienten anrufen und ihn über seine verordneten Arzneimittel beraten, der Fahrer der Apotheke bringt dann die Ware. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch alles sehr vernünftig und hilft uns, gegen den Versandhandel anzukämpfen. Und dennoch, das gefällt nicht allen. Die Bayerische Landesapothekerkammer beispielsweise hält das alles für übertrieben, sie lehnt eine neue gesetzliche Regelung für Botendienste ab. Die Brandenburger Kammer warnt davor, mit den neuen Botendiensten einen neuen, dritten Versorgungsweg aufzumachen. Das alles kann man nicht recht verstehen, mein liebes Tagebuch, soll man lieber im Graubereich weiterwursteln? Sollen die Apotheken ihren Kunden eine Serviceleistung verweigern, mit der man gegen den Versandhandel antreten kann? Was die Bayerische Kammer noch vorschlägt: Der Arzt sollte einen notwendigen Botendienst als Kassenleistung verordnen dürfen. Klar, wäre schön – aber wie die Verhandlungen über die Höhe dieser Leistung aussehen, kann ich mir schon vorstellen. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Gleichpreisigkeit perdu und dennoch Rx-VV beerdigt ...

von Alfons Neumann am 27.05.2019 um 0:28 Uhr

Murphy was an Optimist...
Also FS, WAS ziehst Du hier eigentlich AB ??? So ignorant kein doch eigentlich kein Präsi sein, die Leistungsbilanz ist seit Jahren im negativen Bereich...
Für Null Leistung ist mir mein Kammer-Zwangs-Beitrag zu schade !!!

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Aber erst einmal: Macht Euer Kreuz .... !

von Gunnar Müller, Detmold am 26.05.2019 um 17:24 Uhr

In Nordrhein und Westfalen-Lippe laufen derzeit die Kammerwahlen.
Da kann man/frau natürlich sein/ihr Kreuz dort machen, wo man/frau es immer gemacht hat – oder frau/man kann auch mal etwas Neues wagen…
Die BasisApotheker und die “Schweigende Mehrheit“ – aber auch andere – stehen bereit.
Also ran und die Unterlagen aus dem Altpapier geholt und neue Mehrheiten wählen - in WL diesmal sogar online ....
Oder wartet Ihr etwa auf den Apotheken-Rezo ...?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Spekulationen über Spekulationen ...

von Reinhard Herzog am 26.05.2019 um 10:55 Uhr

Rennen entscheiden sich auf den letzten Metern, und solange gesungen wird, ist die Kirchenmesse nicht aus.

Möglich ist schlichtweg noch alles, solange der Bundespräsident nicht das entsprechende Gesetz unterzeichnet hat, einschließlich der Rückfall-Option Rx-VV.

Warum nicht auch die Aufgabe der wie eine Monstranz ohne jedewede Evidenz vor sich her getragenen Gleichpreisigkeit ernsthaft in Erwägung gezogen und schon mal geistig vorverdaut wird, erschließt sich wohl nur jemandem, der über Jahrzehnte hinweg vom heutigen System weichgekocht wurde.

Was spricht eigentlich als weitere Rückfall-Option dagegen, statt auf Festpreisen zu beharren jährlich anzupassende Verhandlungspreise auf regionaler bzw. Länder-Ebene anzustreben? Mit GKV wie PKV? Unter klaren Spielregeln für eine Verhandlungsführung (wie Kontrahierungszwang, Verbot einseitiger Bevorzugung, zu erbringendes Leistungsspektrum einschließlich Notdienst und Rezeptur als Voraussetzung zum Beitritt etc.).

8,51 € haben in Mecklenburg-Vorpommern einen anderen Wert als in München. Regionale Besonderheiten (z.B. Altersquotient, Morbidität, Bevölkerungsdichte) könnten eingepreist werden und so nebenbei das Thema Dienstleistungen elegant umschiffen bzw. klug ergänzen. Zudem würde jährlich neu verhandelt. I.d.R. steigen die Preise ... vgl. Ärzte.

Klar ist es einfacher, auf jedes Rezept 8,51 € Festzuschlag je Rx abzüglich "Komiker-Rabatt" aufzudrucken. Aber ist es auch wirklich die beste Lösung?

Derartige Bequemlichkeit und (Denk-)Faulheit können sich eines Tages noch ganz bitter rächen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Spekulationen über Spekulationen

von Anita Peter am 26.05.2019 um 11:17 Uhr

Warum muss ein funktionierendes, bewährtes und fein austariertes System, welches lediglich wie alle anderen in unserem Wirtschafssystem regelm. mehr Geld benötigt, ständig in Frage gestellt werden? Feines nachjustieren wie die Schaffung eines Strukturfonds, bei dem packungsschwache Apotheken profitieren würden wäre alles möglich und machbar.
Ebenso ein RXVV mit einer Whitelist für Spezialrezepturen.
Aber es geht nur um Macht und Geld. Ob Spahn, zur Rose oder EU. Es ist auf gut deutsch nur noch zum ko.....

AW: Spekulationen über Spekulationen oder von Spielregeln und Daumenschrauben

von Christian Timme am 26.05.2019 um 12:20 Uhr

Wenn „Spielregeln“ nicht eingehalten werden ... sollte man auch mal an den „selbst angelegten Daumenschrauben“ zur Entlastung etwas zurückdrehen können und natürlich auch wollen und es auch tun. Wenn „geben und nehmen“ aus seiner „künstlichen Selbsterstarrung“ genommen würde und sich mal nur so zur Abwechslung an bereits existierenden „Indikatoren“ orientiert würde ... könnten „Wirkungen“ erzielt werden ... die dem Intellekt der Betroffenen einteilen würden ... es ist wie mit der „Gefängnistür“ ... davor, selbst oder dahinter?

Vergessen hilft nicht !

von Ulrich Ströh am 26.05.2019 um 8:58 Uhr

Wenn keine Gleichpreisigkeit erzielt wird, dann Rückkehr zum Rx - Versandverbot...

Hoffentlich hat die ABDA-Mitgliederversammlung ihren eigenen Beschluss bei der nächsten Zusammenkunft nicht vergessen.

Denn Gleichpreisigkeit kommt nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Vergessen hilft nicht

von Anita Peter am 26.05.2019 um 10:10 Uhr

Dazu müsste man ja sein Wort halten.
Die CDU wirbt vor der Wahl mit dem RXVV, bringt es mit seinem Koaltionspartner in den Koalitionsvertrag und begeht dann dreisten Wahlbetrug und Vertragsbruch.
Die ABDA will zum RXVV zurückkehren, wenn die Gleichpreisigkeit nicht garantiert wird.
Ganz in CDU Manier wird auch hier Wort gebrochen.
Man stelle sich vor wir würden vor Ort so verlogen und unzuverlässig arbeiten.
Wielange wollen wir uns von unserer Standesvertratung und der Politik eigentlich noch veräppeln lassen?

AW: Vergessen hilft nicht

von Heiko Barz am 26.05.2019 um 12:43 Uhr

@ Kollegin Peter
Ihre Frage, Frau Kollegin Peter, beantwortet sich selbst.
In unserem Land ist ein funktionierendes System, so ausgewogen es auch immer ist, nicht zu unterstützen, weil man nichts mehr ändern könnte. Nun hat das „Digitale Zeitalter“ begonnen und es muß auf -Teufel komm raus- alles umtransponiert werden, was, wie Sie richtig bemerken, vorher in allen Bereichen eindeutig funktionierte. Es handelt sich hierbei sicher auch um ein Generationsproblem, soll heißen, was die beschränkten Vorgänger geleistet haben, ist de facto nichts mehr wert und muß unbedingt verändert werden.
Ich habe nichts gegen Veränderungen, aber wenn diese nur aus „Bockigkeit“ vernünftig Bestehendem gegenüber eingepreist werden, dann verzichte ich lieber auf waghalsige Änderungsmanöver mit wahrscheinlich unübersichtlichen und schädigenden Auswirkungen.

Spahn

von Conny am 26.05.2019 um 8:44 Uhr

Ich warte immer noch auf ein Video von Spahn und Max Müller. Ein video von Spahn, Schmidt und Becker mit bester Laune auf dem Apothekertag habe ich selber. Das nützt freilich nichts..

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Doppel-Murks aus B ...

von Christian Timme am 26.05.2019 um 8:43 Uhr

Zwei “Einzelfälle“ unter den Kammern verwenden den so rar vorhandenen „Gehirnschmalz“ um den Botendienst als Gegenmaßnahme zum Versandhandel zu torpedieren ... anstatt in “Wirkung“ für die Apotheke zu denken ... wird wie üblich der „Würgegriff“ am eigenen Hals perfektioniert. Nun ... zwei Kammern weniger ... es kann nur .... werden.

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