Öffentliches Fachgespräch der Fraktion Die Linke

Arzneimittelversuche an Heimkindern: Transparenz und Entschädigungen gefordert

Berlin - 17.12.2018, 09:00 Uhr

Die Bundesfraktion „Die Linke“ forderte in einem öffentlichen
Fachgespräch mehr Transparenz und Entschädigungen für die Betroffenen der
Arzneimittelversuche in Kinderheimen der 1950er bis 1970er Jahre. (Foto: Inken Rutz)

Die Bundesfraktion „Die Linke“ forderte in einem öffentlichen Fachgespräch mehr Transparenz und Entschädigungen für die Betroffenen der Arzneimittelversuche in Kinderheimen der 1950er bis 1970er Jahre. (Foto: Inken Rutz)


„Arzneimittel- und Menschenversuche an Heimkindern – Endlich Transparenz und Entschädigung!“ – unter diesem Motto fand am vergangenen Freitag im Bundestag ein öffentliches Fachgespräches auf Initiative der Bundestagsfraktion „Die Linke“ statt. Neben Vertretern der Links-Fraktion kamen sowohl Wissenschaftler als auch Betroffenen-Vertreter zu Wort. Das Ziel ist, das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und die Möglichkeiten parlamentarischer und außerparlamentarischer Initiativen auszuloten. 

Die Bundestagsfraktion Die Linke hat den letzten Tag vor der Weihnachtspause des Deutschen Bundestages für ein öffentliches Fachgespräch genutzt, das ein emotionales und schwieriges Thema auf die Tagesordnung setzte. Die Initiative der Linken-Fraktion möchte eine ausreichende Würdigung des Unrechts, das in den 1950er bis 1970er Jahren Heimkindern in beiden Teilen Deutschlands zugefügt worden ist, erreichen. Im Fokus der gut besuchten Veranstaltung standen Arzneimittelversuche, Zwangsmedikationen und medizinische Eingriffe zu Testzwecken. Angeführt wurde unter anderem die im Jahre 2016 veröffentlichte Studie von Sylvia Wagner, Pharmakologin von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, mit dem Titel „Ein unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte. Arzneimittelstudien an Heimkindern“, die sich auf die alten Bundesländer bezieht.

Die Linke: „Bundesregierung verweigert Mitarbeit bei Aufklärung“

Für die Bundestagsfraktion Die Linke, die sich nach eignen Angaben seit 2011 mit der Thematik beschäftigt, stellte Susanne Ferschl (MdB), stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Leiterin des Arbeitskreises Gesundheit, Arbeit und Soziales, fest: „Es handelt sich um ein Verbrechen.“ Zudem gehe es die ganze Gesellschaft an, was den Kindern damals angetan worden sei. Es sei deshalb wichtig zu schauen, wie heutzutage mit solch einem Skandal umzugehen sei. Sylvia Gabelmann (MdB), Sprecherin für Arzneipolitik und Patientenrechte der Linken-Bundestagsfraktion, verdeutlichte, dass es wichtig sei, Transparenz herzustellen und auf angemessene Entschädigungen hinzuwirken. 

Gabelmann verwies ferner auf eine von der Linksfraktion im April 2018 durchgeführte Kleine Anfrage an die Bundesregierung zur Aufklärung der Medikamentenversuche an Heimkindern und für mögliche Entschädigungsleistungen an Betroffene. Die Antwort sei ernüchternd gewesen, so Gabelmann: „Die Bundesregierung weiß von nichts – und will wohl auch nichts wissen.“ Die Bundesregierung verweigere die Mitarbeit bei der Aufklärung, wolle weder Verantwortung übernehmen, noch über Details Bescheid wissen. Dies sei besonders fragwürdig, da die Versuche an den Heimkindern teilweise mit Wissen oder sogar im Auftrag von Bundes- und Länderbehörden durchgeführt worden seien.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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