Honorar-Gutachten

Die ABDA ist stinksauer

Berlin - 30.11.2017, 13:20 Uhr

Skandalöser Vorgang, maximaler Widerstand: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zeigt sich verärgert über die Medienberichte über das Honorar-Gutachten und kündigt Widerstand an. (Foto: Schelbert)

Skandalöser Vorgang, maximaler Widerstand: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zeigt sich verärgert über die Medienberichte über das Honorar-Gutachten und kündigt Widerstand an. (Foto: Schelbert)


Die ABDA hat sich in einer Video-Botschaft erstmals länger zum Honorar-Gutachten geäußert. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt adressiert in dem Video seine Kollegen und zeigt sich sehr verärgert. Für Schmidt ist es ein skandalöser Vorgang, dass immer wieder Bruchstücke aus dem Gutachten an die Öffentlichkeit kommen. Zu inhaltlichen Details äußert er sich nicht, macht aber klar, dass die Apotheker „maximalen Widerstand“ leisten werden.

Die heutige Donnerstagsausgabe der Bild-Zeitung hatte getitelt: „Apotheker kassieren 1,1 Milliarden Euro zu viel“. Die Zeitung bezieht sich auf eine Version des Honorar-Gutachtens vom 13. November. Laut „Bild“ ist insbesondere das Fixhonorar der Apotheker zu hoch angesetzt. Die Zeitung schreibt: Der Zuschlag stehe laut Gutachten „in keinem Verhältnis zur geleisteten Arbeit“ der Apotheker. Interessant ist aber auch: Dem Bericht zufolge sollen die Pharmazeuten für Nacht- und Notdienste bislang zu wenig Geld erhalten. Gemeint ist damit die Notdienstpauschale, also die 16 Cent, die die Pharmazeuten pro abgegebener Packung extra erhalten, um sie in den Notdienstfonds abzuführen.

Die Gutachten-Leaks von anderen Medien hatte die ABDA bislang nicht kommentiert. Den Bericht der Bild-Zeitung will aber auch die Standesvertretung nicht auf sich sitzen lassen. In seinem Videostatement adressiert ABDA-Präsident Schmidt alle Apotheker. Überraschenderweise beschwert sich der Präsident nicht zuerst über den vermeintlichen Inhalt des Gutachtens, sondern über die immer wiederkehrenden Medienberichte über das Thema.

Schmidt wörtlich: „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen. Wir alle warten seit Wochen mit Spannung auf den Abschluss und auf die Veröffentlichung des Forschungsvorhabens des Wirtschaftsministeriums zu unserer Honorierung. Jetzt sind zum wiederholten Male Ergebnisse aus diesem Gutachten an die Öffentlichkeit gebracht worden, durchgestochen worden. Das ist ein skandalöser Vorgang.“ Aus ABDA-Sicht ist es wohl die Schuld des BMWi, dass Details aus dem Papier immer wieder an die Öffentlichkeit kommen. Schmidt erklärt: „Der Auftraggeber, das Bundeswirtschaftsministerium, muss sich fragen lassen, warum immer wieder die Vertraulichkeit gebrochen wird. Ich frage mich, wie wir unter diesen Voraussetzungen in der Zukunft überhaupt noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gewährleisten wollen.“

Schmidt kündigt maximalen Widerstand an

Zum Inhalt könne er noch nicht viel sagen, weil man die kolportierten Zahlen nicht nachprüfen könne. Über die angebliche Überhöhung des Honorars ist der ABDA-Präsident aber mehr als erzürnt. Schmidt erklärt: „Eins steht heute schon fest: Jemand, der zu einem solchen Ergebnis kommt, dass die Arbeit der Apothekerinnen und Apotheker in einer solchen eklatanten Art und Weise überbezahlt wird, der ist entweder ein totaler Ignorant oder er hat überhaupt keine Ahnung von der wirklichen Versorgungsrealität in unseren Betrieben. Er verhöhnt die Arbeit von 160.000 Kolleginnen und Kollegen und ihren Mitarbeitern, die jeden Tag bemüht sind, das Beste für ihre Patienten zu tun und er muss mit unserem maximalen Widerstand rechnen.“

Das lässt erahnen, wie die ABDA auf die Veröffentlichung des Honorar-Gutachtens reagieren würde, sollte es so ausfallen, wie derzeit berichtet wird – mit heftigem Protest. Ganz egal, wie hoch die angebliche Überbezahlung der Apotheker im Gutachten sein wird und welche Schlüsse die Ministerien daraus ziehen – es wird sich eine Debatte über das Apothekenhonorar anschließen, in der die ABDA auch nach eigenen Umstrukturierungsvorschlägen gefragt werden wird. Ob und, wenn ja, welche Ideen die ABDA dann auf den Tisch legt, ist derzeit noch völlig unbekannt.

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe hatte zuletzt selbst ein Modell vorgelegt, nach dem die Apotheker einen Teil ihres Fixums an einen neuen Fonds abführen. Aus diesem Fonds sollen Apotheker für geleistete Dienstleistungen und Gemeinwohlaufgaben Geld schöpfen können. Diese Umverteilung soll dafür sorgen, dass die Schere zwischen den umsatzstarken Apotheken in guten Lagen und kleineren Betrieben, die für die Versorgung wichtige, aber schlecht oder gar nicht honorierte Dienstleistungen erbringen, nicht noch weiter auseinander geht. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Nichts ist so alt wie die BILD von gestern

von Uwe Hansmann am 01.12.2017 um 10:23 Uhr

so, nun mal büschen runterkommen . . . oder hat etwa jemand irgendeine Reaktion von Kunden auf diesen chaotischen Artikel bekommen?

Der Präsident hat alles notwendige dazu gesagt.

Weitermachen, dranbleiben, Politiker sensibilisieren . . . jeder vor Ort, seine(n) Abgeordnete(n) - dafür sind die da!

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Und jetzt?

von Christiane Patzelt am 30.11.2017 um 15:30 Uhr

Bude zu und streiken wäre mal ein „maximaler Widerstand“ — wir können den Politikern doch nicht immer die 2. Wange hinhalten! Das Gutachten ist scheiße! Ich warte auf die headline morgen „DocMoriis macht das ab jetzt alles viel billiger“, denn das ist der beabsichtigte Weg. Leute, !! Postfaktisches Zeitalter !!

Da kann der Oberindianer sauer sein, wie er will, die Schlagzeile steht da jetzt so-jammern hilft nicht, aber n Plan B inner Tasche haben, wäre jetzt das Gebot der Stunde!

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"Maximaler Widerstand"

von Christian Redmann am 30.11.2017 um 14:52 Uhr

Wir feuern aus allen Rohren. Jetzt wird zurück-gehofft. Wir werden damit genauso erfolgreich sein, wie mit unserer ausgeklügelten und versierten Strategie vor dem EuGH im Oktober 2016.

Meine Lieben Geno... KollegInnen - verhöhnt und verarscht zu werden von totalen Ignoranten und Leuten, die keine Ahnung haben - damit ist nun Schluss.
Egal, wer auf was auf welche Weise kommt und/oder Informationen durchsticht: er hat mit unserem maximalen Widerstand zu rechnen!
Es werden Protestnoten, offizielle Videobuden-Statements, flammende Wutbriefe und Postkartenaktionen die Folge sein! Wir werden einen Aufruhr verursachen, wie er noch nie verursacht wurde und die das Altenheim noch nicht gesehen hat.

Liebe KollegInnen - spitzen sie die Bleistifte und Wachsmalkreiden, verteidigen wir gemeinsam unseren altehrwürdigen Stand gegen das moderne Raubrittertum, lassen sie uns erneut Unterschriften sammeln, die wenigstens UNS beweisen, wie wichtig und geliebt wir sind.

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Statement des Präsidenten

von Dr.Diefenbach am 30.11.2017 um 14:31 Uhr

Die Ausführungen von unserem Präsidenten sind nicht zu widerlegen.Es bringt auch nichts,wenn jetzt aus dem Stand heraus permanent an FS herumlaboriert wird.ER hat sich doch wohl an die Spielregeln gehalten!!Wenn die Marktschreier und Winkeljournalisten zB dieses Elendsblattes Bild,was ja auch etliche Pharmazeuten als Tageslektüre vor sich haben.....,existenzbedrohende Dinge nach außen tragen,ist eher ein Sturm gegenüber diesem Kanaljournalismus angezeigt.Man darf gespannt sein,ob andere Presseorgane da nachziehen.DANN ist aber neben der ABDA Spitze jeder von uns gefordert!!IDiese Dauerfrechheit,hier wäre ein Stand "überbezahlt"DIE allerdings sollte endlich mal von Herrn Dr.Kern öffentlich (!!!!)gerade gerückt werden.Und übrigens hätte ich auch gerne mal was vom DAV gehört.Es irritiert,dass dauernd von Kammerseiten über Honorare geredet wird.Und noch was:Wie schnell das Papier 2030 nicht mehr der Realität entspricht ,weil Teile unserer Gesellschaft offenbar alles in Frage stellen,das sieht man halt auch hier wieder.Vornehme Zurückhaltung rächt sich.Die humanen Windeier aus der Versenderszene arbeiten im "Verborgenen".Noch.Es hilft nichts:FS hat sich korrekt verhalten.Wenn dies aber nicht "honoriert"wird,gibts Kampf.

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AW: Statement des Präsidenten

von Christian Redmann am 30.11.2017 um 15:16 Uhr

... es ist noch NIE honoriert worden.
... es wurde IMMER vertraut.
... man wurde IMMER enttäuscht.

„Maximaler Widerstand“

von Ulrich Ströh am 30.11.2017 um 14:30 Uhr

Gut gebrüllt Löwe,
aber wer in der Politik fürchtet noch so einen
- maximalen - Widerstand der Apotheker?

Eher fällt bei uns an der Küste Ebbe nach Flut aus...

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DejaVu

von Anita Peter am 30.11.2017 um 14:03 Uhr

"„maximalen Widerstand“ leisten"

Das wird wahrscheinlich genauso aussehen wie das "Schiessen aus allen Rohren" nach dem EUGH Urteil.

Gibts nun neue Karabiner Plakate?

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