Koalitionsbildung

Was sagt die Apothekenbranche zur Regierungskrise?

Berlin - 20.11.2017, 17:30 Uhr

(Foto: Michael Kappeler / dpa)

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Franke (SPD): Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen

(Foto: imago / Stefan Zeitz)
FDP-Vize Strack-Zimmermann

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP auf Twitter: „Die Anzahl an Unwahrheiten, die Union und Grüne nun zu Jamaika verbreiten, zeigt, weshalb es absolut richtig war, die Sondierungen abzubrechen. Inhalte und Vertrauen sind einfach nicht verhandelbar.“

Edgar Franke / SPD
Edgar Franke: Nun ist der Bundespräsident am Zug.

Dr. Edgar Franke (SPD), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Bundestags: „In der Gesundheitspolitik gibt es durchaus Trennendes zwischen CDU, CSU, Grünen und FDP. Doch das ist jetzt sicher nicht das Entscheidende. Das Scheitern der Sondierungsverhandlungen ist vor allem ein Scheitern der Kanzlerin. Ein Stück weit mag es auch an der CSU und an der Eitelkeit von Herrn Lindner gelegen haben. Aber die Kanzlerin ist es, die die Torte im Gesicht hat. Nun ist der Bundespräsident Herr des weiteren Verfahrens. Er muss schauen, was jetzt möglich ist. Das SPD-Präsidium hat heute zwar beschlossen, dass wir eine Große Koalition weiterhin ablehnen und Neuwahlen nicht scheuen. Tatsächlich haben wir keine Angst vor Neuwahlen, aber sie stehen jetzt auch erstmal nicht auf der Tagesordnung. Doch natürlich müssen wir uns auch unserer staatsbürgerlichen Verantwortung stellen.  Je nachdem, wie Frank-Walter Steinmeier nun vorgehen wird, wird sich die SPD dann verhalten.”

(Logo: BVDVA)

BVDVA: Auch wenn die Sondierungsgespräche aktuell gescheitert sind, dreht sich die Uhr im Apothekenmarkt weiter und Stillstand ist keine Option für die Herausforderungen. Unabhängig von der Regierungsbildung arbeiten Versandapotheken daran die digitale Zukunft weiter zu gestalten und den Patienten zeitgemäße Versorgungsformen zu ermöglichen. Mit Blick auf eine Neuregelung des Arzneimittelpreissystems ist dieser Ausgang der Gespräche jedoch bedenklich. Die aktuelle Lage schwächt den Wirtschaftsstandort Deutschland und spielt den ausländischen Versorgern in die Karten, anstatt auch den deutschen (Versand)Apotheken Spielräume in der Preisgestaltung zu Gunsten der Patienten zu ermöglichen. Dies kann nicht im Sinne einer nachhaltigen und sich zum Standort bekennenden deutschen Wirtschaftspolitik sein.

(Logo: ADEXA)

Andreas May, Adexa-Vorstand: Ich glaube nicht, dass die Wählerinnen und Wähler viel Verständnis dafür haben, dass gewählte Politiker die Verantwortung für das Land aus parteitaktischen Gründen nicht tragen wollen. Für den Apothekenbereich und die Mitarbeiter bedeutet das Scheitern der Sondierungsgespräche von Union, FDP und Grünen ein weiteres berufs- und tarifpolitisches Fragezeichen – neben den ausstehenden Ergebnissen des Honorierungsgutachtens und den Folgen des EuGH-Urteils. Diese Unsicherheit ist nicht günstig für jegliche Art der beruflichen Planung. Solange Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe weiter die Amtsgeschäfte führt, ist zwar eine gewisse Kontinuität zu erwarten. Aber für die Apotheken und das ganze Land muss schnell eine tragfähige, demokratisch legitimierte Lösung gefunden werden. Denn Deutschland braucht eine entscheidungs- und handlungsfähige Regierung: für die gewaltigen nationalen wie  internationalen Aufgaben, die vor uns liegen.

(Foto: AOK-Bundesverband)
Kai Senf

Kai Senf, Politik-Chef des AOK-Bundesverbandes: Digitalisierung forcieren, Versorgungssektoren vernetzen, Pharmapreise drosseln usw. usf. Im Gesundheitswesen gibt es einen langen Aufgabenzettel. Und diesen bewältigt man nicht in Trippelschritten, sondern mit umfassenden, tiefgreifenden und nachhaltigen Reformen. Allzu viel Zeit sollten sich die Parteien also nicht mehr lassen, um eine handlungsfähige Koalition auf die Beine zu stellen. Der Politikbetrieb muss endlich „weiter gehen“ – im doppelten Sinne!

(Logo: ABDA)

ABDA: Die ABDA hat auf die Anfrage von DAZ.online nicht geantwortet



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Wechselnde Mehrheiten?

von Hummelmann am 20.11.2017 um 21:10 Uhr

Eine Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten im Parlament? Abgeordnete, die nur nach Ihrem Gewissen abstimmen? Das wäre wirklich mal was Neues in Deutschland. Da kann ja Gesundheitsminister Gröhe mal seinen Gesetzentwurf zum RX-Versandhandelsverbot zur Abstimmung stellen. Mal sehen, ob es dafür keine Mehrheit im Parlament gibt, wenn die Abgeordneten im Sinne der Wähler aus ihrem Wahlkreis abstimmen dürfen...

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erster Gedanke..

von Christiane Patzelt am 20.11.2017 um 19:43 Uhr

...gott sei Dank keine FDP mehr in Regierungsverantwortung! Diese Heißluftbläser wären vielleicht en vogue, aber diese "Werbesprech" in der Politik, ich hätts nicht gebraucht...und nen Gesundheitsminister namens Strack-Zimmermann würd ich jetzt nicht vermissen...digital first--jetzt kann der Lindner weiter vom Klo aus twittern, jetzt hat er ja wieder mehr Zeit!

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