Deal im US-Gesundheitswesen

Apothekenkette, PBM, Krankenversicherung – bald in einem Unternehmen?

Berlin - 27.10.2017, 15:45 Uhr

In den USA wird über die Übernahme des Krankenversicherers Aetna durch CVS/Caremark spekuliert. (Foto: Sket)

In den USA wird über die Übernahme des Krankenversicherers Aetna durch CVS/Caremark spekuliert. (Foto: Sket)


Schutz gegen Amazon?

Das Wallstreet Journal mutmaßt darüber hinaus, dass der Deal eine Schutzmaßnahme gegen einen möglichen Einstieg des Internetriesen Amazon in das Apothekengeschäft sein könnte. Amazon hat derartige Pläne bislang zwar nicht bekanntgegeben, Branchenanalysten halten einen solchen Schritt aber seit geraumer Zeit für möglich. Vor einigen Wochen war Amazon in Spekulationen bereits als möglicher Käufer der niederländischen Versandapotheke Shop Apotheke ins Gespräch gebracht worden, was sich allerdings als falsch herausstellte.

Für Brian Tanquilut, Analyst der Investmentbank Jefferies, macht eine mögliche Übernahme von Aetna durch CVS jedenfalls Sinn: „Der strategische Wert des Deals liegt darin, dass sich das US-Gesundheitssystem stark verändert hat. Alle Versicherer müssen oder wollen heute näher an den Patienten dran sein“, zitiert ihn die Washington Post.

Allerdings: Die übrigen US-Apothekenketten, die ohnehin einem harten Wettbewerb ausgesetzt sind, dürften das Vorhaben mit Sorge betrachten, denn der Druck in der Branche dürfte damit weiter zunehmen.

Was würde die Wettbewerbsbehörde sagen?

Ob solch ein Deal allerdings bei den US-Behörden durchgehen würde, ist fraglich. Während CVS und Aetna selbst einen Kommentar zu den „Marktgerüchten“ ablehnen, verweist der Wirtschaftsdienst CNN Money darauf, dass in der Vergangenheit ähnliche Versuche bereits gescheitert sind. So hatten die Versicherer Aetna und Humana im Jahr 2015 einen 34-Miliarden-Dollar schweren Zusammenschluss verkündet; Anthem teilte zudem mit, Cigna für 54 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Beide Vorhaben wurden jedoch im Februar abgeblasen, nachdem das US-Justizministerium wettbewerbsrechtliche Bedenken angemeldet und US-Gerichte ein Verbot ausgesprochen hatten.

Bei Anlegern sorgten die Neuigkeiten jedenfalls schon mal für Aufregung: Aetna-Aktien gingen am Donnerstag mit einem Plus von knapp zwölf Prozent aus dem US-Handel und setzten ihren Aufschwung am Freitag an den europäischen Börsen fort. Die Papiere von CVS standen hingegen zeitweise deutlich unter Druck.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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