Petition zu BTM-Schmerzmitteln

Schmerzärzte: Sachverstand siegt

Berlin - 26.05.2012, 10:44 Uhr


Schmerzexperten begrüßen den Beschluss des Petitionsausschusses, dass es bei starken Schmerzmitteln keine automatische Austauschpflicht zugunsten von Rabattarzneimitteln geben soll. Damit habe „der Sachverstand über vermeintliche Einsparpotenziale gesiegt“, sagte Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS).

Dr. Marianne Koch, inzwischen Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga, hatte Anfang des letzten Jahres eine entsprechende Petition eingereicht. Sie wurde binnen weniger Wochen von 72.000 Menschen mitgezeichnet. Frau Koch konnte daraufhin ihr Anliegen auch mündlich im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vorbringen. Vergangenen Mittwoch hat der Ausschuss beschlossen, die Forderung der Deutschen Schmerzliga dem Bundesgesundheitsministerium und dem Bundestag weiterzuleiten. Die Petition war auch von den Apothekerverbänden unterstützt worden.

„Bei einem Blutdrucksenker ist dieser kostensparende Austausch unproblematisch – nicht aber bei starken Schmerzmitteln, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen“, erklärt Müller-Schwefe. Trotz gleichem Wirkstoff und gleicher Dosierung seien bei diesen Medikamenten Wirkungsunterschiede aufgrund unterschiedlicher Arzneimittelzubereitungen häufig. Eine Umstellung störe oft das Therapiegleichgewicht und führe zu Nebenwirkungen. Die Umstellung werde damit de facto zu einer Neueinstellung, die nicht nur die Patienten belaste, sondern auch unnötige Kosten durch weitere Therapieumstellungen und zusätzliche Konsultationen nach sich ziehe.

Müller-Schwefe freut sich über die einstimmige Entscheidung des Petitionsausschusses: „Die Verweisung an das Bundesgesundheitsministerium eröffnet beispielsweise die Chance, die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung, der die starken Schmerzmittel unterliegen, in ein Gesetz umzuwandeln. Dann könnte man speziell diese Substanzen vergleichsweise einfach vom Austausch ausschließen“, skizziert er eine Vorstellung der Experten, wie die Austauschpflicht für starke Schmerzmittel abgeschafft werden könnte. Denkbar wäre auch eine Änderung im Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung.

Die DGS ist eigenen Angaben zufolge mit über 4000 Mitgliedern die größte europäische Schmerzgesellschaft. Sie ist bundesweit in mehr als 120 regionalen Schmerzzentren organisiert, in denen interdisziplinäre Schmerzkonferenzen veranstaltet werden.


Kirsten Sucker-Sket