Hypertoniebehandlung

IQWiG: Diuretika zum Teil überlegen

Köln - 17.09.2009, 10:52 Uhr


Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kommt in seinem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass für die Behandlung eines erhöhten Blutdrucks Diuretika für viele Patienten als Mittel der ersten Wahl gelten. Beim Vermeiden von Folgekomplikationen sind Diuretika keiner anderen Wirkstoffgruppe unterlegen.

Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sollte das IQWiG die Frage klären, inwieweit der Nutzen einer medikamentösen Blutdrucksenkung von der Wahl des ersten Wirkstoffes in der jeweiligen Entscheidungssituation abhängt und welche Vor- und Nachteile die bisher zur Blutdrucksenkung eingesetzten Medikamente haben können. Maßstab für den Nutzen war dabei nicht die Senkung des Blutdrucks, sondern die Folgekomplikationen einer Hypertonie wie Herzerkrankungen, Schlaganfälle, andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenschäden. Auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden untersucht. Verglichen wurden den Nutzen von fünf in Deutschland zur Behandlung des Bluthochdrucks zugelassenen Wirkstoffgruppen: Diuretika (insbesondere Thiazid-Diuretika), Betablocker, ACE-Hemmer, Calciumantagonisten und Angiotensin-II-Antagonisten. Insgesamt wurden 16 Studien in die Bewertung einbezogen. Allerdings lagen nicht für jede Wirkstoffgruppe und zu allen Fragestellungen direkte Vergleichstudien mit allen übrigen Gruppen vor. Am besten untersucht sind Thiazid-Diuretika und die Calciumantagonisten. Die wenigsten Daten liegen für die Angiotensin-II-Antagonisten vor.

Das IQWiG kommt in seinem Abschlussbericht zu dem Fazit, dass Diuretika als einzige Wirkstoffgruppe bei der Reduktion der Hypertoniefolgekomplikationen keiner anderen Wirkstoffgruppe unterlegen sind und in einzelnen Aspekten Vorteile gegenüber ACE-Hemmern und Calciumantagonisten aufweisen. "In der Gesamtschau können Thiazid-Diuretika deshalb als Therapie der ersten Wahl gelten", so der IQWiG-Leiter Peter Sawicki. Dabei sollten aber immer individuelle Patientenbesonderheiten wie Komorbiditäten und Alter berücksichtigt werden.


Dr. Carolina Kusnick